Ein Isländer, der sich im Nordatlantik wähnte, ein unfassbarer Wiener und der Basler Herzensjunge. Die Noten und Geschichten zum 3:1-Sieg des FC Basel gegen den FC Thun.
Tomas Vaclik | Torhüter
Im Musikgeschäft würde einer wie Vaclik als One-Hit-Wonder geführt. Einmal schaffte er es gegen Thun in die Charts, als er beim Stand von 2:1 eine prächtige Direktabnahme von Nelson Ferreira über die Latte hob. Wurde danach nicht mehr gebucht, obwohl er doch so schön singen kann.
Michael Lang | Rechter Aussenverteidiger
Fiel der Wirkung des Sedativums zum Opfer, das sich der FC Basel nach der frühen Führung selber injiziert hatte. Verschlief den Antritt von Thuns Simone Rapp und als er realisierte, dass er nicht hinterher kam, krallte er sich vorschriftswidrig in dessen Schulter. Verursachte so den Penalty und das Gegentor. In seinen Wachphasen ein, nun ja, wacher Verteidiger.
Daniel Hoegh | Linker Innenverteidiger
Für die im Reisepass ausgewiesene Körpergrösse von 1 Meter 90 ein erstaunlich diskreter, man könnte auch sagen: präsenzloser Innenverteidiger. Der Däne liess sich einmal von Ferreira (siehe Vaclik) überraschen, hinterliess aber vor allem durch seine Spielauslösung einen zweifelhaften Eindruck. Ohne Not schickte er einen langen Ball nach dem anderen auf abenteuerliche Entdeckungsreisen.
Walter Samuel | Rechter Innenverteidiger
Liess auf eine Ecke einen Kopfball gegen die Querlatte krachen. Den Treffer hätte man ihm gegönnt, weil man Walter Samuel per se alles gönnt. Liess an seinem Werkplatz nichts anbrennen, doch seine Pässe aus der Abwehr heraus waren sogar noch klandestiner als jene des Abwehrpartners Hoegh. Dem offenbar auch bei den Thunern vorhandenen Wohlwollen ist geschuldet, dass der FC Basel dadurch nicht in Bedrängnis geriet.
Adama Traoré | linker Aussenverteidiger
Für Traoré-Standards ein kontrollierter Auftritt. Trifft immer noch originelle Entscheidungen auf dem Platz, wirkt aber im besten Sinn deutlich konservativer als noch in der letzten Spielzeit. Defensiv auf der Höhe seiner Aufgabe, doch um offensiv Wirkung zu erzeugen, scheinen ihm Grundschnelligkeit und Selbstvertrauen zu fehlen.
Mohamed Elneny| Defensives Mittelfeld
Er kann hektische Partien beruhigen, kann mit seinem Pressing dem Gegner die Luft zum Atmen nehmen, kann die eigene Mannschaft wachrütteln. Nun war es aber zum aggressiven Pressen deutlich zu heiss, Thun trotz Rückstand die Ruhe selbst und die Kollegen weitgehend (siehe Lang) wach. Kein Spiel, für das man einen Elneny braucht. Überliess in der 82. Minute Zdravko Kuzmanovic seinen Platz.
Taulant Xhaka| Defensives Mittelfeld
Gewohnt gehässig und umtriebig. Frischte das dröge Basler Spiel mit seinen Vorstössen auf, die ihn in die Spitze führten, auf den Flügel, überall dorthin, wo er Gefahr erzeugen konnte. Benötigte mehrfach den einen Tick zu lang, um den Pass zu spielen.
Breel Embolo| Rechter Flügelstürmer
An allen drei Basler Toren beteiligt. Vor dem 1:0 erobert er im Mittelfeld den Ball, vor dem 2:1 flankt er aus vollem Lauf zu Marc Janko und dem 3:1 geht ein ausgedehntes Solo des jungen Nationalspielers voraus. Wird er einmal hart gefoult, ertönt ein empörtes Pfeifkonzert. Den Jungen haben sie in Basel ins Herz geschlossen, wird er angetastet, wird’s schnell mal persönlich. Und das aus gutem Grund: Was Embolo anstellt, ist schlicht phänomenal.
Luca Zuffi| Offensives Mittelfeld
Als die Berner Oberländer noch mitten in der Selbstfindungsphase steckten, spielte er Stürmer Marc Janko den Ball derart präzis in den Lauf, dass dieser zur frühen Basler Führung traf. Hat – gewissen illegalen Substanzen nicht unähnliche – raumerweiternde Fähigkeiten. Holte mit seinem mit Händen und Füssen abgewehrten Distanzschuss den Elfmeter zum 3:1 heraus. Gewissen illegalen Substanzen nicht unähnlich ist auch seine Wirkungsdauer begrenzt: Tauchte zu oft ab, um als Schrittmacher die Basler Angriffe zu takten.
Birkir Bjarnason| Linker Flügelstürmer
In der ersten Hälfte hatte der Isländer in Kenntnis der plötzlichen Wetterwechsel, die im Nordatlantik auftreten können, auf Schuhwerk gesetzt, das offensichtlich für eine andere Witterung konzipiert worden war. Stellte nach dem dritten Ausrutscher fest, dass er sich nicht im Nordatlantik befand. Fremdelte auch nach dem Schuhwechsel zur Halbzeit im Basler Spiel, weshalb ihn Trainer Urs Fischer in der 74. Minute gegen Shkelzen Gashi austauschte.
Marc Janko| Stürmer
Fast müsste man Janko Unsportlichkeit vorwerfen: Gegenspieler Thomas Reinmann war einen guten Kopf kleiner als der 1,96-Meter-Mann aus Wien. Doch auch am Boden kriegten Reinmann und Konsorten Janko nie zu Fassen. Der 32-Jährige, frisch im Team, verfügt über ein beeindruckendes Gespür für den richtigen Laufweg. Und demonstriert mit beiden Toren seine einsame Klasse als Vollstrecker.
Shkelzen Gashi| Linker Flügelstürmer
Dass er offenbar einmal eingewechselt worden war, manifestierte sich nur einmal: Als er in der 79. Minute zum Handspenalty Anlauf nahm. Sein weder platzierter noch stramm geschossener Elfer parierte Thun-Schlussmann Faivre, den Nachschuss verwertete Gashi dann doch noch irgendwie.
Zdravko Kuzmanovic| Defensives Mittelfeld
Zu kurz im Einsatz, um bewertet zu werden. Kommt in der 82. Minute für Elneny aufs Feld, das er acht Minuten später wieder mit einer Muskelverletzung im rechten Oberschenkel verlassen muss. Eine Diagnose steht noch aus.
Albian Ajeti| Stürmer
Wird in der 86. Minute für Janko eingetauscht und feiert damit seinen Saisoneinstand. Zu kurz im Einsatz für eine Bewertung.
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Bewertungsdurchschnitt: 4,4
Nicht eingesetzt: Vailati (ET), Degen, Suchy, Safari