Wenn der Wurm drin ist, wie beim FC Basel in der Meisterschaft, dann müssen alle zusammenarbeiten. Das dachte sich zumindest der Discjockey des Euroairports, als er Raphael Wicky wieder in die Realität zurückholte. Der Basler Trainer war nämlich gerade daran, das Geschehene vom Samstag aufzuarbeiten, diese 1:2-Niederlage gegen den fussballerisch bescheidenen FC Lausanne-Sport. Der DJ war der Meinung, dass Wickys Gedanken da nicht hingehören und beschallte die Abflughallen kurzerhand mit der Hymne der Champions League.
Es half. Wicky, der nach zuletzt zwei Unentschieden und einer Niederlage in der Meisterschaft eine Enttäuschung nach der anderen erlebte, lächelte und sagte: «Das entspannt gerade alle.»
Zumindest gegen aussen wahrte Wicky in diesem Moment den Eindruck von Gelassenheit. Warum auch nicht, schliesslich steht am Dienstag ein Spiel an, in dem die Basler nach den jüngsten Resultaten keine Erwartungen erfüllen müssen. Manchester United wartet zur Ouvertüre in der Königsklasse, der Leader der geldgefluteten Premier League, eine Mannschaft, die «zu den Top Ten Europas oder gar der Welt gehört», wie Wicky sagt.
Zum Auftakt in der Gruppe A trifft Basel auswärts also auf die Mannschaft, die auf dem Papier die stärkste dieser Gruppe ist, auch wenn sie am Wochenende gegen Stoke City erstmals in der noch jungen Saison Punkte liess (2:2).
In der Meisterschaft «mental nicht auf der Höhe» – in der Champions League auf einer neuen Mission
Wie sein Vorgänger Urs Fischer vor einem Jahr erlebt Wicky seine Premiere in der Champions League in England. Luca Zuffi ist im Vergleich dazu mit 13 Einsätzen bereits einer der Erfahrensten. «Vielleicht tut es uns gut, dass wir für einmal nicht der Favorit sind», sagt der Mittelfeldspieler, der beim letzten Punktgewinn einer Basler Mannschaft gegen ein englisches Team dabei war. «Dieses 1:1 in Liverpool ist noch sehr präsent. Es war für mich ein Höhepunkt, damit in den Achtelfinal einzuziehen, ein Riesenmoment, sowohl für den Verein als auch für mich.»
Zuffi ist sich sicher, dass der FCB «etwas holen kann» im Old Trafford, an diesem historischen Ort, an den Manuel Akanji längst mal hinfahren wollte. «Manchester ist mein Lieblingsverein. Sollte ich spielen, wäre das meine Premiere in der Champions League», sagt der Innenverteidiger und stellt klar: «Wir können jetzt etwas beweisen.»
Mit «jetzt» meint der Jüngste in der zentralen Abwehr das Spiel nach der Niederlage gegen Lausanne. Aus der Mannschaft hört man, dass die Nachbearbeitung dieses Tiefpunkts der Saison kurz ausgefallen ist; die Nachbearbeitung einer Niederlage, die auch darin gründet, «dass wir mental nicht auf der Höhe waren», wie Offensivspieler Kevin Bua kurz vor dem Abflug noch mitteilt.
Weniger Ballbesitz und die Hoffnung auf verbesserte Effizienz
Für Wicky gab es zwei Wege der Verarbeitung: «Eine Niederlage nimmt einem Sportler immer eine Portion Selbstvertrauen. Aber entweder lassen wir jetzt den Kopf hängen und bleiben in Gedanken beim Spiel gegen Lausanne, oder wir blicken mit erhobenem Haupt auf die kommende Aufgabe.»
Diese Aufgabe beinhaltet, mit weniger Ballbesitz als in der Meisterschaft irgendwie einen Punkt aus dem Old Trafford mitzunehmen: «Wenn wir mit der Mentalität nach Manchester gehen, dort zu verlieren, dann brauchen wir nicht hinzufahren», sagt Wicky. Ganz von der Partie gegen Lausanne will er sich dann doch nicht lösen. Denn eigentlich, so Wicky, sei der FCB gegen Manchester in der gleichen Situation wie Lausanne gegen Basel. «Wir können einiges davon mitnehmen, die extreme Effizienz von Lausanne beispielsweise. Zudem haben sie gemeinsam verteidigt, die Räume eng gemacht. Das müssen wir gegen Manchester auch tun, in diesem Spiel, in dem wir nicht zu fünf oder sechs grossen Torchancen kommen werden, die wenigen Möglichkeiten aber nutzen müssen.»
Doch genau da hakt es beim FC Basel im Moment. Er erzielt keine Tore. Deswegen muss er sich auf andere Qualitäten konzentrieren. Wicky will, dass sein Team «die Räume schliesst, die Zweikämpfe annimmt, dass wir eine Mentalität leben, in der wir noch näher zusammenrücken und jeder für jeden arbeitet».
Serey Dié verletzt – Pululu spielt in der Youth League
Ein Akteur, dessen Spiel von ebensolcher harten Arbeit lebt, macht die Reise nach Manchester nicht mit. Geoffroy Serey Dié hat sich gegen Lausanne derart schwer verletzt, dass in den kommenden zehn bis vierzehn Tagen an Fussball nicht zu denken ist. Ein Lausanner stand dem Ivorer so auf den Fuss, dass sich dessen Stollen durch das Fleisch bohrte. «Serey wäre für uns in diesem Spiel extrem wichtig gewesen. Und es passt irgendwie, dass er jetzt ausfällt», sagt Sportchef Marco Streller.
Auf dem Flieger, aber nicht als Teil der ersten Mannschaft, reiste Afimico Pululu nach Manchester. Er gehört zur Equipe, die in der Youth League ebenfalls auf Manchester United trifft. Der Stürmer aus dem Nachwuchs, auf den die neue sportliche Leitung unter anderem bauen will, wird die Champions-League-Hymne am Euroairport auch gehört haben. Auf seinen ersten Einsatz muss Pululu allerdings noch warten.