Heute ist Urs Siegenthaler der Mann, der die Gegner der deutschen Nationalmannschaft beobachtet. In den 1980er-Jahren führte er den FC Laufen als Trainer in der erfolgreichsten Zeit der Clubgeschichte. 1982 gelang der Aufstieg in die Nationalliga B.
5500 Zuschauer drängten sich auf den Sportplatz Nau, um den FC Laufen endlich in die Nationalliga B aufsteigen zu sehen, wie damals die zweithöchste Schweizer Liga hiess. Der Club war zuvor dreimal in vier Jahren an der Promotion gescheitert, 1977 am FC Wettingen, 1978 am FC Bern und 1980 am FC Mendrisio.
Zum 75. Geburtstag des Fussballverbandes Nordwestschweiz kommt es zu einer Kooperation mit der TagesWoche. Das Ziel: Online soll eine interaktive Geschichte des Fussballs in der Region entstehen, auf der die wichtigsten Ereignisse des regionalen Fussballs, Anekdoten und Erinnerungen auf einer Zeitleiste dargestellt werden.
Gegen die Berner war das Scheitern besonders bitter gewesen, hatte der Laufener Kellerhals im Auswärtsspiel doch ein lupenreines Tor zum 2:0 erzielt. Ein Treffer, der zum Aufstieg gereicht hätte. Aber Schiedsrichter Winter sah den Ball im Aussennetz und gab Torabstoss. Laufen musste zu einem Entscheidungsspiel in Grenchen antreten, dass der FC Bern mit 1:0 für sich entschied.
1980 waren nach einem 2:1-Heimsieg über Mendrisio über 1000 Laufener Fans ins Tessin gepilgert, sahen jedoch eine deutliche 0:3-Niederlage der vom österreichischen Spielertrainer Rudi Schribertschnig angeführten Laufener.
Siegenthaler und Vogel
Doch nun, im Juni 1982, sollte es endlich klappen. Urs Siegenthaler kam 1980 mit dem Ausweis von fünf Meistertiteln und eben so vielen Cupfinalteilnahmen (zweimal als Reservist) als Spieler des FC Basel, Neuchâtel Xamax, dem BSC Young Boys und des FC Winterthur als 32-jähriger Spielertrainer auf die Laufener Nau.
Die erste Saison beendete er noch auf Rang 4, in der zweiten Spielzeit jedoch griffen die Methoden des 1978 an der Sporthochschule Köln ausgebildeten und höchst dekorierten Trainers. Nur Siegenthaler und ein gewisser Erich Vogel besassen zu jenem Zeitpunkt in der Schweiz das begehrte Bundesliga-Trainerdiplom.
Die Laufener waren in den elf Jahren ihrer 1.-Liga-Zugehörigkeit zu einem der erfolgreichsten Clubs dieser Spielklasse geworden, in der Saison 1981/82 kassierten sie ihre erste Niederlage, als ihr Gruppensieg schon feststand. In der Aufstiegsrunde wurde in der ersten Aufstiegsphase der SC Zug eliminiert – dank dem Auswärtstor beim 1:1 in der Innerschweiz.
Empfang im Stedtli
Und nun bildete die SR Delémont die entscheidende Hürde. Die Rekordkulisse auf der Nau erlebte ein aufwühlendes und packendes Duell zweier starker Teams. Die beherzten Laufener verfügten über ein starkes Kollektiv und den herausragenden Akteur auf dem Platz, den Brasilianer Adilson de Almeida.
Im Rückspiel im Jura brachte der FC Laufen den 3:1-Vorsprung aus dem Hinspiel locker über die Bühne. Das 0:0 an jenem 19. Juni 1982 ebnete erstmals den Weg in die Nationalliga B – und die Aufstiegshelden wurden im Laufener Stedtli begeistert empfangen. Der FC Laufen hatte sein Ziel unter der jahrelangen Führung von Präsident Friedrich A. Hof endlich erreicht – und beging sein 75-Jahr-Jubiläum als stolzer Nationalliga-Verein.
Andy Cueni war im ersten Spiel zuhause gegen den FC Ibach der erste NLB-Torschütze in der Clubgeschichte des FC Laufen. Am Ende standen die Laufener auf dem achtbaren zehnten Platz der 16er-Liga und waren hinter dem FC Basel, der sich in der NLA schon langsam nach hinten orientieren musste, und dem FC Nordstern die Nummer 3 in der Nordwestschweiz.
Am Ende der Saison 1983/84 war die erfolgreiche Amtszeit von Trainer Urs Siegenthaler beendet – grosse Sprünge waren in Laufen nicht möglich, der finanzielle Rahmen war für 1.-Liga-Verhältnisse zwar durchaus grosszügig, in der NLB jedoch erreichte er seine Grenzen. Immer wieder mussten Junioren und Spieler aus der 2. Mannschaft helfen, um durch die Saison zu kommen.
Dreher rettete die Klasse
Die Saison 1984/85 war eine turbulente. Schon nach zwei Partien wurde der neue Trainer Helmut Kissner abgelöst, interimistisch übernahm Rudi Schribertschnig die Führung, ehe Werner Decker wieder einstieg. Uwe Dreher, der wie einst «Goldfüsschen» Josef «Seppe» Hügi vom FC Basel nach Laufen gekommen war, wurde im wahrsten Sinne zum Dreh- und Angelpunkt in jener Saison.
Dem Deutschen, der nur eine Saison bei Basel unter Vertrag gestanden hatte, hatte der FC Laufen den neuerlichen Klassenerhalt zu verdanken. Die Rettung gelang im allerletzten Saisonspiel in Schaffhausen, als ein 1:1 reichte, um den 13. Platz zu belegen. Dreher wechselte auf die folgende Saison dann zu eben diesem FC Schaffhausen.
Vielleicht auch deshalb war das Abenteuer NLB für den FC Laufen ein Jahr später beendet. Die Zuzüge von Erminio Piserchia von den Grasshoppers und von Pierre Dickert von Bundesliga-Aufsteiger Saarbrücken brachten nicht den erhofften Erfolg. Auch die temporäre Rückkehr des Aufstiegstrainers Urs Siegenthaler konnte den Abstieg nach vier Saisons in der zweithöchsten Schweizer Spielklasse nicht mehr abwenden. Eine Niederlage in Martigny besiegelte das Laufener Schicksal.
Gescheiterter zweiter Anlauf
Noch einmal kitzelte der FC Laufen drei Jahre später an der Nationalliga B. Unter Trainer Christian Boss scheiterte das Team jedoch in der Aufstiegsrunde der Saison 1988/89 am FC Brüttisellen. Das war’s von einem glorreichen Jahrzehnt in der Geschichte des über 100-jährigen FC Laufen.
Am Ende der Saison 1989/90 war die 18-jährige Amtszeit von Präsident Friedrich A. Hof zu Ende – und nach ihm konnten die Laufener nie wieder an jene aufregenden Jahre inmitten des Schweizer Nationalliga-Fussballs anknüpfen. In der aktuellen Saison ist der FC Laufen in die regionale 2. Liga abgestiegen.
Siegenthalers bemerkenswerte Karriere
Siegenthaler jedoch machte nach den Jahren in Laufen eine bemerkenswerte Karriere. Als Trainer des FC Basel konnte er den Abstieg 1988 mit einem ausgedünnten Kader zwar nicht verhindern und verschwand zwischenzeitlich etwas von der Fussballbühne. Er arbeitete jedoch im Hintergrund als Trainerausbildner und Präsident der Schweizer Trainerunion.
2004 wurde er vom Deutschen Fussballbund zum Chefscout ernannt und half im Team von Bundestrainer Jürgen Klinsmann mit, sich optimal auf die WM 2006 im eigenen Land vorzubereiten. Klinsmann ist längst nicht mehr im Amt, doch Siegenthaler hat seine Kaderposition beim DFB ausbauen können und gehörte zuletzt auch zum Staff an der WM 2014 in Brasilien, um als Chefspion die Gegner der Deutschen zu analysieren. Über 30 Jahre nach dem historischen Juni 1982 in Laufen.