Wie wäre der 14. Spieltag mit Video-Schiedsrichter ausgegangen? Sechs Erkenntnisse

Was wäre wenn – sechs Erkenntnisse vom 14. Spieltag unter der Bedingung es hätte bereits einen Videoschiedsrichter gegeben. Eine Analyse.

Fu�ball: Bundesliga, Borussia Moenchengladbach - FSV Mainz 05, 14. Spieltag am 11.12.2016 im Stadion im Borussia-Park, Moenchengladbach (Nordrhein-Westfalen). Der Mainzer Pablo De Blasis (M) diskutiert mit Schiedsrichter Robert Hartmann, nachdem er ein Tor aberkannt hatte. Links steht der Torwart Yann Sommer von Moenchengladbach. (Wichtiger (KEYTONDE/dpa/Federico Gambarini)

(Bild: A3730/_FEDERICO GAMBARINI)

Was wäre wenn – sechs Erkenntnisse vom 14. Spieltag unter der Bedingung es hätte bereits einen Videoschiedsrichter gegeben. Eine Analyse.

Eigentlich ist Christian Heidel ein Mann des klaren Gedankens, fast immer haben seine Statements Substanz, doch am Sonntagabend war der Manager des FC Schalke 04 offenkundig verwirrt. «Ich muss mich entschuldigen, ich habe den armen Knut Kircher gerade im Fernsehen zum Schiedsrichter gemacht», erklärte Heidel, «das tut mir Leid, ich weiss schon, dass das der Herr Aytekin war.»

Das war ein wichtiges Detail, schliesslich stand Deniz Aytekin im Zentrum der Debatten, weil er Bayer Leverkusen in der 89. Minute nach einem «schulungsmässigen Tackling» (Heidel) des Schalkers Thilo Kehrer jenen unberechtigten Freistoss geschenkt hatte, den Stefan Kiessling dann zum 1:0 ins Tor köpfte.

Es war der unrühmliche Schlusspunkt eines von folgenschweren falschen Schiedsrichterentscheidungen durchsetzten Spieltages. «Wir müssen nach jedem Spiel über Dinge reden, die von Dritten nicht richtig bewertet werden, das hat am Freitag begonnen und ging das ganze Wochenende weiter», ärgerte sich der Mainzer Trainer Martin Schmidt.

Sein Team war zwei Stunden vorher beim 0:1 in Mönchengladbach noch krasser benachteiligt worden. Und natürlich richten sich wieder mal alle Blicke auf die derzeit laufenden Arbeiten an der Einführung des Videoschiedsrichters. Der Spieltag taugt daher wunderbar, um einmal zu überprüfen, was die Technologie an einem Wochenende wie diesem zu leisten vermag.

1. Erkenntnis: Kiesslings Tor hätte gezählt


Alle Schalker Fans, die hoffen, dass die Ungerechtigkeit, die ihnen widerfahren ist, nach der zur Saison 2017/2018 geplanten Einführung des Videoassistenten nicht mehr vorkommt, werden von der Realität enttäuscht werden. Denn Kiesslings Treffer hätte gezählt.

Die neue Instanz vor den Bildschirmen darf nur in Situationen eingreifen, die unmittelbar mit einer Torerzielung, mit Elfmeterfragen, Platzverweisen und mit Spielerverwechslungen bei gelben oder roten Karten zusammenhängen. Ein Freistosspfiff 30 Meter vor dem Tor zählt zu keiner dieser Kategorien, auch wenn in der Folge ein Treffer fällt.

2. Erkenntnis: Die Stimmung könnte weniger hitzig werden

Und doch hätte die Anwesenheit des Videoschiedsrichters Einfluss auf die emotionsgeladene Atmosphäre im Stadion genommen. Weil Aytekin den Schalker Naldo bereits nach drei Minuten wegen eine Notbremse vom Platz stellte und kurz vor der Pause nach einem Strafraumzweikampf keinen Elfmeter verhängte, wurde er auf dem Weg in die Halbzeit wütend beschimpft.

Aytekin hatte richtig entschieden, war aber zum Feindbild geworden. Ab dem kommenden Sommer wissen die Zuschauer, dass die Entscheidungen von den Experten vor dem Bildschirmen überprüft und für korrekt befunden wurden. Die Schiedsrichter auf dem Rasen werden so aus der Schusslinie genommen.

3. Erkenntnis: Mainz hätte wohl einen Punkt mit nach Hause genommen



Fu�ball: Bundesliga, Borussia Moenchengladbach - FSV Mainz 05, 14. Spieltag am 11.12.2016 im Stadion im Borussia-Park, Moenchengladbach (Nordrhein-Westfalen). Der Mainzer Pablo De Blasis (M) diskutiert mit Schiedsrichter Robert Hartmann, nachdem er ein Tor aberkannt hatte. Links steht der Torwart Yann Sommer von Moenchengladbach. (Wichtiger (KEYTONDE/dpa/Federico Gambarini)

Der Schiedsrichter irrte sich in diesem Moment. Sein Video-Assistent hätte ihm helfen können: Yann Sommer war nicht am Ball, Tor von de Blasis regulär. (Bild: A3730/_FEDERICO GAMBARINI)

Definitiv anders ausgegangen wäre hingegen die Partie von Borussia Mönchengladbach gegen Mainz 05, in der Schiedsrichter Robert Hartmann kurz vor Schluss ein reguläres Tor der Mainzer aberkannte.

Die Fernsehbilder zeigen eindeutig, dass Yann Sommer seine Hand nicht am Ball hatte, als Pablo de Blasis seinen Ausgleichstreffer erzielte, das hätte der Videoschiedsrichter sofort erkannt und Hartmann per Funk nahe gelegt, die Entscheidung zu korrigieren.

4. Erkenntnis: Der Schiedsrichter ist nur so gut wie der Video-Operator

Ein besonderer Fall war die andere strittige Szene während dieser Partie. Um Tobias Strobls Handspiel im eigenen Strafraum eindeutig als solches zu identifizieren, musste genau die richtige Kameraperspektive gefunden werden. Wie schnell das gelingt, hängt von der Qualität des sogenannten Operators ab.

Er stellt den Videoschiedsrichtern vor den Bildschirmen die Wiederholungen zur Verfügung. Braucht er zu lange, gibt es keine Korrektur. Hier liegt übrigens eine unbeantwortete Frage zur neuen Technik: Wie viel Zeit darf verstreichen, bis ein Fehler korrigiert sein muss, während das Spiel weiter läuft?

5 Erkenntnis: Viele kleine Fehler sorgen für Hektik

Aber auch am Freitag und am Samstag gab es diverse Fehlentscheidungen. Natürlich hätte David Abraham nach seinem Ellenbogenstoss gegen Sandro Wagner im Spiel Frankfurt-Hoffenheim Rot gesehen, wobei er vielleicht gar nicht so brutal zugeschlagen hätte, wenn er mit einer Überprüfung der TV-Bilder hätte rechnen müssen.

Zudem wäre Christian Dingert von seinen neuen Kollegen ein Elfmeterpfiff für die Eintracht nahe gelegt worden (Polanski an Abraham, 43.), die vielen kleinen Fehler hätten aber vermutlich trotzdem für Hektik gesorgt.

In Ingolstadt hätte es überdies einen Elfmeter für Leipzig (Cohen an Sabitzer, 52.) und in Köln einen Strafstoss für den BVB (Heintz an Sokratis, 58.) gegeben.

6. Erkenntnis: Es wird weiterhin Fehler geben

Die Grosschance, die Anthony Modeste wegen eines falschen Abseitspfiffes verloren ging, hätte der Videoschiedsrichter hingegen nicht zurückgeben können. Es wird also weiterhin Fehler geben, nur nicht mehr ganz so viele.

Sie wollen sich selbst überzeugen? Japan wäre eine Möglichkeit

Im Moment kommt die Technik übrigens bei der Klub-WM in Japan zum Einsatz, nicht nur als Trainingsprogramm für die neue Berufsgruppe wie in der Bundesliga, sondern in ihrer vollen Pracht mit Korrektur von Fehlentscheidungen.

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