Winterthur–FCB – die Basler in der Einzelkritik

Vorne bewies Captain Marco Streller kühles Blut, hinten sorgte Yann Sommer für Aufregung. Die Spieler des FC Basel in der Einzelkritik nach dem 2:1-Sieg gegen Winterthur im Cup-Halbfinal.

Diesen Freistoss von Alex Frei wird Winterthurs Goalie Leite abwehren. (Bild: Keystone(ALESSANDRO DELLA BELLA)

Vorne bewies Captain Marco Streller kühles Blut, hinten sorgte Yann Sommer für Aufregung. Die Spieler des FC Basel in der Einzelkritik nach dem 2:1-Sieg gegen Winterthur im Cup-Halbfinal.

Yann Sommer | 4
Seine Schuld war es natürlich nicht, dass Schiedsrichter Alain Bieri seinen Schubser gegen Kuzmanovic in der 43. Minute nicht mit einem Elfmeter bestrafte, wie sich das gehört hätte. Aber richtig gut sah der Basler Goalie in dieser Szene auch nicht aus. Genauso wie in der Startphase, als er Zuffis Schuss abprallen liess, dann aber gegen Radice Schlimmeres verhinderte. Beste Szene: Wie er in der 84. Minute den Weitschuss Lenjanis abwehrte, der noch von Kovac abgelenkt worden war.

Markus Steinhöfer | 4
Die Abstimmung mit Nebenmann Kovac funktionierte in der ersten Halbzeit mehr schlecht als recht. Und alle Flanken, die er nicht mit rechts schlug, waren einfach schlecht. Wobei die mit rechts eigentlich auch nicht gut waren. Immerhin blieb es defensiv in Hälfte zwei über seine Seite ruhig.

Radoslav Kovac | 3,5
Er spielte, weil David Abraham leichte Knieprobleme plagen. Und wenn es noch irgend einer Erklärung bedurft hätte, warum der Tscheche beim FCB nie auch nur in die Nähe eines Stammplatzes gekommen ist, dann lieferte er sie in diesem Halbfinal nach. Selbst gegen Challenge-Ligisten verbreitet er Hektik, drischt Bälle einfach irgendwo ins Nirgendwo und verliert Laufduelle. Wobei auch er sich im Verlauf der Partie wenigstens von huiuiui zu solide steigerte.

Aleksandar Dragovic | 5
Der perfekte Gegenpol zum stets seine Position suchenden Kovac. Mit stoischer Ruhe verrichtet der Österreicher in der Innenverteidigung seine Arbeit, schnell, mit gutem Auge, stark im Zweikampf. Und dann auch noch mit einer Passqualität, die manch einen Mittelfeldspieler neidisch machen dürfte. Kleines Beispiel: sein Pass auf Shaqiri vor dem Basler 2:0. Dass sein Körperkontakt mit Freuler in der Nachspielzeit noch zu einem Elfmeter gegen den FCB führte, war dann sicher nicht ihm, sondern dem fehlgeleiteten Kompensations-Willen des Schiedsrichters zuzurechnen.

Joo Ho Park | 5
Der Südkoreaner ist ganz eindeutig auf dem aufsteigenden Ast. Defensiv verlässlich – und inzwischen auch mit einer hohen Sicherheit, wenn er den Ball am Fuss hat. Wenn er sich jetzt auch noch vermehrt in die Offensive einschalten würde, käme alles gut.

Fabian Frei | 4
Irgendwann, irgendwo, irgendwie ist ihm die Leichtigkeit des Herbstes abhanden gekommen. Er macht weiterhin viele kleine, wichtige Dinge richtig. Aber wenn es darum geht, Entscheidendes zum Basler Spiel beizutragen, missrät ihm einiges, was ihm noch Ende des letzten Jahres wie von alleine vom Fuss zu gehen schien. Er wird sich durch diese Formdelle kämpfen.

Gilles Yapi | 4,5
Ein guter Beginn mit einigen aggressiven, aber fairen Tacklings und wie immer hoher Passqualität. Aber viel zu früh eine eindeutig unfaire Grätsche, die mit Gelb bestraft wurde (27. Minute). Danach blieb er zwar der Taktgeber im Basler Spiel – allerdings einer, der den Rhythmus kaum einmal variierte.

Benjamin Huggel | 4,5
Erst gegen Ende der zweiten Halbzeit unterlief ihm einmal ein Fehler. Ansonsten strahlte er eine der Wichtigkeit des Spiels angemessene Seriosität aus. Kein Wunder – für ihn wird der 17. Cupfinal des FC Basel der letzte als aktiver Spieler sein. Wäre ja schade gewesen, wenn er da bereits im Halbfinal ausgeschieden wäre.

Valentin Stocker | 3,5
Er durfte zwar im Gegensatz zu Fabian Frei die vollen 94 Minuten durchspielen. Mehr Szenen als sein Kumpel hatte er deswegen allerdings nicht. Eigentlich sogar eher weniger, vor allem weniger mit positivem Ausgang. Seinen Dribblings war ebenso kein Erfolg beschieden, wie seinen (wenigen) Flanken. Aber solche Spiele müssen als weiterer Schritt auf dem Weg zurück zu alter Stärke nach einem Kreuzbandriss abgehakt werden.

Alex Frei | 4,5
Er hat schon aus anspruchsvollerer Lage ein Tor erzielt als bei seinem 2:0, bei dem er gemeinsam mit Shaqiri alleine auf den Winterthurer Goalie Leite losspazieren durfte. Etwas herausforderndere Abschlussgelegenheiten gab es auch auf der Schützenwiese – aber bei diesen flog der Ball jeweils um Zentimeter auf der falschen Seite von Pfosten oder Latte vorbei. Das Prädikat «besonders wertvoll» bekommt sein Pass auf Marco Streller beim 1:0.

Marco Streller | 5
Der Cup-Halbfinal nahm für ihn ein schmerzhaftes Ende: Der Basler Captain hat sich in der 80. Minute ohne Fremdeinwirkung einen Mittelhandbruch zugezogen. Zuvor hatte er beim 1:0 jene Qualität, Kühle und Nervenstärke bewiesen, die eben üblicherweise den Unterschied machen zwischen einem FCB und einem FCW.

Xherdan Shaqiri | 5
Gesegnet ist, wer in einem Cup-Halbfinal einen Spieler wie Shaqiri zu Beginn nur auf die Bank setzen kann. Als er in der 72. Minute dann doch für Fabian Frei aufs Feld kam, schienen die Winterthurer auf der linken Seite einen Moment lang in Ehrfurcht zu erstarren oder sich zu überlegen, ob sie ein Autogramm verlangen sollen. Tatsächlich brachte Shaqiri einigen Schwung ins Basler Spiel. Seine wichtigste Tat: Beim 2:0 nicht völlig verblüfft stehen zu bleiben, als er sechzig Meter vor dem gegnerischen Tor keinen einzigen Winterthurer Feldspieler mehr vor sich sah.

Granit Xhaka | –
Kam in der 81. Minute für Yapi und war somit zu kurz im Einsatz, um benotet zu werden.

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