«Was wir uns vorgenommen haben, ging in die Hose» – Schweizerinnen üben sich nach EM-Fehlstart in Selbstkritik

Der Schweizerinnen legen bei ihrer EM-Premiere einen Fehlstart hin. Nach der Partie geht das Team hart mit sich ins Gericht. 

Enttäuschung pur: Die Schweizerinnen gingen gegen Österreich unter. (Bild: Keystone)

Die Schweizerinnen waren forsch aufgetreten im Vorfeld der EM in den Niederlanden. Sie hatten das Erreichen der Viertelfinals als klares Ziel formuliert und die Rolle als Favoritinnen auf Platz 2 hinter Frankreich, dem vermeintlich stärksten Team der Gruppe C, akzeptiert. Sie wollten einen Schritt weiter gehen als an der WM vor zwei Jahren, als sie in Kanada erstmals an einer Endrunde teilgenommen hatten. Jede Einzelne sammelte damals einmalige Erfahrungen fürs Leben, als Team holten sie sportlich aber nicht das Maximum heraus.

Der Auftakt ins EM-Abenteuer missglückte aber total. Nationaltrainerin Martina Voss-Tecklenburg sprach klare Worte nach dem 0:1 zum Auftakt in Deventer gegen Österreich und dem enttäuschenden Auftritt der Mannschaft: «Wir haben auf allen Positionen nicht das gezeigt, was es gebraucht hätte, um gegen einen solch energischen, präsenten und robusten Gegner zu bestehen.» Insbesondere nahm sie auch ihre Führungsspielerinnen in die Pflicht: «Ich erwarte von den Achsenspielerinnen, dass sie klare Entscheide fällen. Das haben sie nicht geschafft.»

Ob Captain Caroline Abbé, Ana-Maria Crnogorcevic, Lia Wälti, Martina Moser oder Lara Dickenmann, sie alle erwischten keinen guten Tag. Die vor dem Spiel angeschlagene Ramona Bachmann zeigte zwar einige gute Ansätze, verpasste aber jeweils nach einem schönen Dribbling den richtigen Moment des Abspiels. Chancen blieben lange Zeit Mangelware.

Alles oder nichts gegen Island

Auch die Spielerinnen selbst übten Selbstkritik. «Die erste Halbzeit haben wir so katastrophal gespielt, dass man sich ein wenig schämt, wenn man auf dem Platz steht», sagte Lia Wälti. Martina Moser ergänzte: «Alles, was wir uns vorgenommen haben, ging in die Hose. Wir wollten in Schönheit sterben, anstatt die Bälle einfach wegzuschlagen.»

Normalform erreichte kaum eine. Noelle Maritz fiel zumindest nicht negativ auf, die erst 18-jährige Géraldine Reuteler hatte einen schweren Stand. Die eingewechselten Vanessa Bernauer, Jana Brunner und Eseosa Aigbogun standen in der Schlussphase auf dem Platz, als die SFV-Auswahl nach dem Platzverweis gegen Rahel Kiwic in Unterzahl ihre beste Phase hatte.

Nach dem heftigen Dämpfer geht es für die Schweizerinnen nun darum, im Hinblick auf die Partie am Samstag gegen Island in Doetinchem die richtigen Schlüsse zu ziehen. Voss-Tecklenburg schöpft Mut aus den letzten 20 Minuten der Partie, «in denen die Mannschaft Charakter gezeigt hat». Island verfügt wie Österreich über eine physisch starke Mannschaft, gegen Frankreich verloren die Isländerinnen zum Turnierauftakt nur 0:1.

Ein Sieg für die Schweiz ist Pflicht, will die SFV-Auswahl nicht bereits nach zwei Partien weg vom Fenster sein. Oder wie es Martina Moser sagte: «Es geht um alles oder nichts.»

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