Wolfsburg und drei Schweizer feiern den Pokalsieg

Jürgen Klopp bleibt das Happy End versagt: Borussia Dortmund unterliegt im Endspiel des DFB-Pokal dem Emporkömmling VfL Wolfsburg mit 1:3. Die norddeutsche Autostadt bejubelt ihren ersten Triumph im Cup, und drei Schweizer feiern mit: Diego Benaglio, Ricardo Rodriguez und der Basler Timm Klose.

30.05.2015, Fussball DFB-Pokal 2014/15, Finale im Olympiastadion in Berlin, Borussia Dortmund - VfL Wolfsburg, Pokalsieger Timm Klose (VFL Wolfsburg) stemmt den Pokal in die H�he. PUBLICATIONxNOTxINxNED 30 05 2015 Football DFB Cup 2014 15 Final in Olympic Stadium in Berlin Borussia Dortmund VfL Wolfsburg Cup Winnersu0026#39; Cup Timm Klose VfL Wolfsburg stemmt the Cup in The Height PUBLICATIONxNOTxINxNED (Bild: Imago)

Jürgen Klopp bleibt das Happy End versagt: Borussia Dortmund unterliegt im Endspiel des DFB-Pokal dem Emporkömmling VfL Wolfsburg mit 1:3. Die norddeutsche Autostadt bejubelt ihren ersten Triumph im Cup, und drei Schweizer feiern mit: Diego Benaglio, Ricardo Rodriguez und der Basler Timm Klose.

Kevin de Bruyne war in dem Moment, da er sein Tor geschossen hatte, ganz nah bei seinem «kleinen Bruder». Er wies auf das eingearbeitete Herz mit der Nummer 19 auf seinem Endspieltrikot und schlug damit die emotionale Brücke zu seinem im Januar bei einem Verkehrsunfall aus dem Leben gerissenen Freund, Weggefährten und Kollegen Junior Malanda.

Die anderen Cupfinals

Der FC Barcelona kann nach dem 3:1 über Bilbao in der Copa del Rey am kommenden Samstag im Champions-League-Final gegen Juventus das Triple perfekt machen.

Paris St-Germain gewinnt erstmals das nationale Triple. Nach dem Meistertitel und dem Ligacup siegt der PSG auch im Final der «Coupe de France» mit 1:0 gegen den Zweitligisten Auxerre.

Das 4:0 gegen Aston Villa macht Arsenal zum Rekordsieger im FA-Cup

Der verstorbene Belgier wird für immer zu der Mannschaft des VfL Wolfsburg gehören, die in dieser Saison die zweitbeste der Bundesliga war und am Samstag erstmals für ihren Club den DFB-Pokal mit einem 3:1-Endspielerfolg über Borussia Dortmund eroberte. Malandas zauberhafter Landsmann beschrieb den ganz besonderen Spirit, der die Niedersachsen zu ihrem Sieg nach Treffern von Luiz Gustavo (22. Minute), de Bruyne (33.) und Dost (38.) inspirierte, mit den Worten: «Junior hat mit uns weitergespielt. Er bleibt für immer in meinem Kopf und hilft mir, die volle Konzentration auf so ein Spiel zu haben.»

Heckings erster Titel

Die Wolfsburger feierten am Samstagabend ihre Pokalsiegerpremiere mit der Kraft der zwei Herzen, die auch ihre 21’000 Fans im mit 75’815 Menschen besetzten Berliner Olympiastadion derart beflügelte, dass sie nach neunzehn Minuten voller Inbrunst Junior-Malanda-Sprechchöre anstimmten. «Das war Gänsehaut pur», beschrieb Trainer Dieter Hecking diesen Moment an einem ganz besonderen Abend für ihn und den VfL, denn auch der angenehm bodenständige westfälische Fussballlehrer feierte den ersten Titeltriumph in seiner beruflichen Laufbahn, die Hecking erst in Wolfsburg bei einem Club mit Spitzenambitionen vorläufig krönen konnte.



VfL Wolfsburg's coach Dieter Hecking celebrates with the trophy after their German Cup (DFB Pokal) final soccer match against Borussia Dortmund in Berlin, Germany, May 30, 2015. REUTERS/Fabrizio Bensch DFB RULES PROHIBIT USE IN MMS SERVICES VIA HANDHELD DEVICES UNTIL TWO HOURS AFTER A MATCH AND ANY USAGE ON INTERNET OR ONLINE MEDIA SIMULATING VIDEO FOOTAGE DURING THE MATCH.

Für einen Tag der König von Wolfsburg: Trainer Dieter Hecking. (Bild: Reuters/FABRIZIO BENSCH)

Dass der Fünfzigjährige danach eine Baseballkappe mit der Inschrift «King» trug, war gewiss nicht eigenem Antrieb geschuldet. Einer seine Söhne hatte sich für den Fall des Falles diesen Obertitel für den Papa ausgedacht. Dem mochte sich Hecking am Samstagabend nicht tatkräftig widersetzen. «Wenn du fünf Kinder hast», sagte er, «hat eines immer eine dumme Idee. Aber ein Vater kann seinem Sohn nichts ausschlagen.»

Und so regierte König Dieter für einen Abend den VfL und sah altersmilde darüber hinweg, dass ihn seine Spieler Luiz Gustavo, Vieirinha und Daniel Caligiuri während der Pressekonferenz mit einer Bierdusche nass gemacht hatten. An diesem Abend, an dem der Traum wahr wurde, den die Wolfsburger von der ersten Pokalrunde an verfolgt hatten, war neben der innigen Verbundenheit zu Junior Malanda natürlich auch Platz genug für Kindereien und kindliche Freude.

Ein Club ohne Traditionssiegel schreibt Geschichte

Die Niedersachsen, bei denen Captain Diego Benaglio den Pokal um 22.16 Uhr als erster zu fassen bekam, feierten ihren Triumph vor ihren Anhängern mit einer Polonaise wie im Karneval. Erst spät in der Nacht ging die grün-weisse Sause in einer Berliner Party-Location zu Ende, die der VfL für seine Pokalhelden angemietet hatte.

Wie wertvoll ein solcher Premierencoup für einen Club sein kann, der nicht mit dem Traditionssiegel daherkommt und nun nach der deutschen Meisterschaft 2009 auch seinen ersten Pokalgewinn zelebrieren durfte, verdeutlichte Klaus Allofs. Der in seinen Jahren als Spieler und Manager achtmalige Pokalsieger sprach aus Erfahrung, als er feststellte: «Der erste Pokalsieg ist ganz hoch anzusiedeln. Die Jungs sind in die Geschichte eingegangen.»



Diego Benaglio, der Schweizer Captain des VfL Wolfsburg, stemmt die Trophäe in den Berliner Nachthimmel.

Diego Benaglio, der Schweizer Captain des VfL Wolfsburg, stemmt die Trophäe in den Berliner Nachthimmel. (Bild: Reuters/FABRIZIO BENSCH)

Und haben dazu gemeinsam mit ihrer friedlichen Gefolgschaft, die anders als ein Teil der Dortmunder Fans auf Pyrosperenzchen gern verzichtete, Sympathiepunkte dazugewonnen. Als Werksklub mit Herz kam der VfL bei seiner Berliner Endspielmission gut an. «Unsere Fans haben sich sehr gut verhalten», lobte Allofs den VfL-Anhang, «auch darauf sind wir stolz.»

Ein Triumph mit Anlaufschwierigkeiten

Spätestens in Berlin dürfte fürs erste klar sein, wer derzeit die Nummer zwei im deutschen Vereinsfussball nach dem FC Bayern ist. Der VfL Wolfsburg hat damit die von ihm am Samstag in Berlin nach zwanzigminütigen Anlaufschwierigkeiten souverän besiegten Dortmunder beerbt. Der BVB war nur zu Beginn besser, als Aubameyang (5.) das frühe 1:0 gelang und Reus (18.) das 2:0 leichtfertig verpasste. Das war die Phase, in der die geballte Finalerfahrung der Borussia noch Eindruck machte auf die in dieser Hinsicht noch wie Rookies daherkommenden Wolfsburger.

«Man hat schon gesehen, dass es für viele von uns das erste Endspiel mit Nationalhymne, Trompeten und Konzert war», beschrieb Innenverteidiger Timm Klose die emotionale Drucksituation, von der sich der VfL erst einmal befreien musste. Neben Benaglio und dem Basler Klose, der sich im Verlauf des Frühjahrs von der Ersatzbank in die Stammelf Heckings gearbeitet hat, ist Ricardo Rodriguez der dritte aus der Schweizer Spieler-Fraktion in Wolfsburg. Hinzu kommt Goalietrainer Andreas Hilfiker, ein Aarauer.



VfL Wolfsburg's Bas Dost (L) and Ivan Perisic celebrate after Kevin De Bruyne (R) scored a goal against Borussia Dortmund during their German Cup (DFB Pokal) final soccer match in Berlin, Germany, May 30, 2015. REUTERS/Hannibal Hanschke DFB RULES PROHIBIT USE IN MMS SERVICES VIA HANDHELD DEVICES UNTIL TWO HOURS AFTER A MATCH AND ANY USAGE ON INTERNET OR ONLINE MEDIA SIMULATING VIDEO FOOTAGE DURING THE MATCH.

Starkes Wolfsburger Trio: Bas Dost (links), der torschütze zum 3:1, Ivan Perisic und Kevin De Bruyne (Nummer 14), der die Führung erzielte und den Wolfsburger Höhenflug personifiziert. (Bild: Reuters/HANNIBAL HANSCHKE)

Als Reus das Tor nicht getroffen und Luiz Gustavo ausgeglichen hatte, zeigte sich die ganze Reife des Wolfsburger Spiels, das dazu eine Effektivität auszeichnet, über die in der Bundesliga sonst nur der FC Bayern verfügt. Spieler von der Extraklasse eines Vieirinha, Caligiuri, Luiz Gustavo oder de Bruyne hatten die Dortmunder am Samstag nicht. Dem BVB war das Auf und Ab einer unrunden Saison jederzeit anzumerken, während die Wolfsburger ihren Anspruch glaubhaft verkörperten, auf Dauer um weitere Titel auch im Duell mit den Münchnern mitzuspielen.

Die Herausforderung Bayern München

«Wir werden jetzt anders gesehen», beschrieb VfL-Geschäftsführer Allofs das neue Hochplateau-Niveau der Niedersachsen, «wir müssen Champions League spielen und die Mannschaft ist gewillt, ständig dazuzulernen. Sie hat auch die Verpflichtung, immer gewinnen zu wollen und sich ständig zu verbessern, verinnerlicht.»

Was folgt daraus? Auch daran liess der mit guten Argumenten angriffslustige ehemalige Stürmer keinen Zweifel: «Wir wollen schon in Richtung Bayern gehen. Es ist eine grosse Herausforderung für uns.» Und dazu eine, die der VfL Wolfsburg mit Herz und Charme in Angriff nimmt.

Motto: Feiern. Timm Klose (links) am Sonntag in Wolfsburg mit André Schürrle.

Motto: Feiern. Timm Klose (links) am Sonntag in Wolfsburg mit André Schürrle. (Bild: facebook/Timm Klose)

Nächster Artikel