Wundergenesene, Stigmatisierte und ein Debütantenball – die Einzelkritiken zum Salzburg-Spiel

Einer meldet sich erst am Morgen bereit zum Dienst und wird zum besten Basler, einer spielt die Partie mit Wundmalen zu Ende – und zwei 17-Jährige feiern ihr Profidebüt gleich auf europäischer Ebene. Die Einzelkritiken zum 0:0 des FC Basel gegen Salzburg.

APA17455606 - 13032014 - BASEL - SCHWEIZ: Kevin Kampl (Red Bull Salzburg) gegen David Degen (FC Basel, L) am Donnerstag, 13. M�rz 2014, w�hrend des Hinspiels im Achtelfinale der UEFA Europa League zwischen FC Basel und Red Bull Salzburg in Basel. APA-FOTO (Bild: APA/Georg Hochmuth)

Einer meldet sich erst am Morgen bereit zum Dienst und wird zum besten Basler, einer spielt die Partie mit Wundmalen zu Ende – und zwei 17-Jährige feiern ihr Profidebüt gleich auf europäischer Ebene. Die Einzelkritiken zum 0:0 des FC Basel gegen Salzburg.

Yann Sommer | 5
Ist der erste Goalie seit 61 Pflichtspielen, der gegen Salzburg kein Gegentor erhalten hat. Musste dafür aber auch einiges an Arbeit verrichten. Die grösste Tat bereits in der dritten Minute mit einem Flug ins rechte Eck, als Ilsanker vielleicht noch mit einer Haarspitze an Kampls Freistoss dran war – oder vielleicht auch nicht. Hatte immer weniger Arbeit, je länger das Spiel dauerte, dürfte sich darüber nicht wirklich beklagt haben.

Philipp Degen | 5
Lieferte sich mit dem kraftvoll-wirbligen Mané ein testosterongeladenes Duell auf der rechten Basler Abwehrseite. Lief dabei den Senegalesen scheinbar müde, der nach krachendem Beginn immer unauffälliger wurde. Bewies, dass er defensiv durchaus nicht der Hallodri ist, als den ihn Trainer Yakin immer wieder gerne darstellt – und war trotzdem zur Stelle, um mit einer Flanke von der Grundlinie aus die beste Basler Chance für Sio vorzubereiten.

Arlind Ajeti | 4

Halb zog es ihn, halb sank er hin. Frönte immer mal wieder seinem Hobby, der frühen bis zu frühen Grätsche. Wirkte ausserdem immer mal wieder wie obiges Rentier und könnte sich vielleicht beim Ausrüster scheu nach einem Schuhmodell mit etwas mehr Bodenhaftung erkundigen. Hatte in Zulj einen echten Brocken als Gegenspieler, gegen den er in eigentlich jedem Kopfballduell zweiter Sieger blieb – und wirkte ganz allgemein immer ganz knapp am Rand der Überforderung.

Marek Suchy | 5
Wählte bei der Spielauslösung stets die Variante «no risk is fun» und drosch den Ball immer hoch, manchmal auch weit und Hauptsache irgendwohin, bloss aus der Gefahrenzone, was gegen diese forsch pressenden Salzburger sicher nicht die falsche Variante war. Liess sich defensiv nicht einen Fehler ankreiden und war zusammen mit Nebenmann Sauro dafür besorgt, dass der als Tormaschine angekündigte Jonatan Soriano in etwa so sehr auffiel wie ein Räppli am Cortège.

Gaston Sauro | 5
Fühlte sich in diesem Kampfspiel ganz zuhause und vermisste in der feurigen Anfangsphase wohl höchstens das Feuerwerk und die Polizeihunde am Spielfeldrand, um komplett in heimatlichen Gefühlen schwelgen zu können. Durfte sich ganz dem Spiel gegen den Ball widmen. Und das, darf festgestellt werden, beherrscht er.

David Degen | 4,5

Hätte, wäre die Fasnacht nicht schon vorbei, nach diesem Spiel als Franz von Assisi (Abbildung links) gehen können. Wobei es kein Wunder war, das ihm seine Stigmata an beiden Handflächen einbrachte, sondern ein Check von Gegenspieler Schwegler in der 4. Minute, der ihn auf den Betonboden neben dem Spielfeld niedergehen liess. Durfte erst zum sechsten Mal in dieser Saison ein ganzes Spiel absolvieren. Tat das auf der ungewohnten Position des linken Verteidigers so, dass er sogar einmal (zaghaften) Szenenapplaus erhielt – fast eine historische Begebenheit im Joggeli.

Fabian Frei | 4,5
Erfrechte sich tatsächlich, ab und an den Versuch eines gepflegten Spielaufbaus zu versuchen, wurde aber von den aufsässigen Salzburgern schnell eines Besseren belehrt und spielte danach auch gerne den weiten Ball. War deswegen weniger im Spiel als von ihm gewohnt – auf offensive Ausflüge verzichtete er beinahe ganz.

Geoffroy Serey Die | 5,5
War eigentlich bereits auf der langen Basler Verletztenliste eingeschrieben – und meldete sich am Morgen vor dem Spiel wundergenesen doch noch fit. Liess sich ganz zu Beginn von Mané einmal etwas sehr billig überlaufen, spielte, rannte, grätschte und schoss sich danach aber in einen Rausch. Auffälligster Basler, der sich bei seiner Auswechslung in der 90. Minute noch den warmen Applaus des Publikums abholen durfte.

Matias Delgado | 4
War bemüht, gewiss. Wirkte über weite Strecken des Spiels trotzdem wie ein Trabbi auf der deutschen Autobahn – immer etwas von der Geschwindigkeit der Ereignisse überfordert. Vergab die erste Basler Chance des Spiels und schoss so überhastet und hoch, dass ihm die Nervosität aus 100 Metern gegen den Wind anzusehen war. Hatte trotzdem immerhin drei luzide Momente, die in einem anderen Spiel vielleicht zu mindestens einem Tor geführt hätten.

Valentin Stocker | 4
Trug die Captainbinde, aber nicht all zu viel zum Basler Offensivspiel bei. Verlor schon die erste 50-50-Entscheidung des Spiels – die Platzwahl – und konnte sich auch danach kaum einmal in einem Zweikampf durchsetzen.

Giovanni Sio | 5
Nominell Stürmer, meist aber eigentlich erster Verteidiger seiner Mannschaft. War mit vielen gewonnenen Kopfbällen mit ein Grund, weswegen die elf Salzburger Eckbälle allesamt harmlos verpufften und warf sich vorne auf jeden weit geschlagenen Ball – selbst wenn seine Sache auch noch so aussichtslos schien. Schickte einmal mit einem verunglückten Fallrückzieher gleich zwei Gegner auf einen Streich zu Boden und hatte in der 33. auf Philipp Degens Flanke das 1:0 auf dem Kopf, brachte den Ball aber nicht aufs Tor.

Mohamed Elneny | 4
Musste kurzfristig Platz für Serey Die in der Startaufstellung machen und war so mit seinen 21 Jahren der mit Abstand erfahrenste Feldspieler auf der Basler Ersatzbank. Ersetzte in der 72. Minute Delgado und half danach dem Basler Offensivspiel eher weniger, dafür aber der defensiven Stabilität.

Breel Embolo | –
Ist erst vor einem Monat 17 Jahre alt geworden – und hat nun schon seine ersten zwei Minuten im Europacup gesammelt. Kam in der 90. Minute für Serey Die und führte sich mit einer kernigen Grätsche und einem zittrigen Fehlpass im Profifussball ein. Zu kurz im Einsatz, um benotet zu werden.

Albian Ajeti | –
Ebenfalls erst seit Kurzem 17-jährig und der Bruder von Innenverteidiger Arlind. Ersetzte in der 93. Minute Sio und feierte so ebenfalls sein Debüt im Fanionteam. Zu kurz im Einsatz, um benotet zu werden.

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Bewertungsdurchschnitt: 4,6.
Nicht eingesetzt beim FCB: Vailati, Aliji, Seferagic, Dünki.

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