Die Neuauflage des Bruderduells zwischen Taulant Xhaka (25) und Granit Xhaka, der an diesem Dienstag 24 Jahre wird, löst nicht mehr die ganz grossen Emotionen aus wie noch beim EM-Spiel Schweiz gegen Albanien. Der Basler Xhaka will gegen den Wahl-Londoner in Reihen von Arsenal natürlich gewinnen, und weiss, wie anspruchsvoll dieses Unterfangen am Mittwoch in der Champions League wird.
Hat sich das Schicksal bloss wieder einen Jux erlaubt oder spielen die Loskugeln den Xhaka-Brüdern übel mit? Jedenfalls treffen Taulant und Granit Xhaka innert kürzester Zeit schon wieder aufeinander. Erst im Sommer an der Euro in Frankreich im Spiel der Schweiz mit Granit gegen Albanien mit Taulant, nun in der Champions League zwischen dem FC Basel und Arsenal.
Zwei Tage vor der Begegnung in London ist das Medieninteresse an Taulant Xhaka enorm, selbst aus England sind Journalisten nach Basel angereist, und der FCB muss eine grosse Gesprächsrunde ansetzen, weil Taulant Xhaka die Anfragen nicht in Einzelinterviews bewältigen kann. Was die Medienleute wissen wollen, ist für ihn so klar wie wenig spannend: Wie es denn ist, gegen seinen Bruder zu spielen?
Sein Tenor: Natürlich sei das immer noch speziell, aber nach dem Clash an der EM ist das Schlimmste an Hype bereits ausgestanden. «Wir waren beide vor allem froh, gesund aus der Partie gegangen zu sein.»
Taulant Xhakas Stellenwert beim FC Basel
Schon einmal, als Taulant Xhaka 2012/13 an die Grasshoppers ausgeliehen war, traf der damals 21-Jährige auf seinen anderthalb Jahre jüngeren Bruder. Allerdings spielten beide damals auf unterschiedlichen Positionen. Im Juni diesen Jahres in Lens kreuzten sich ihre Wege im zentralen Mittelfeld häufiger – mit dem besseren Ende für Granit Xhaka, der eine dominante Partei spielte und mit dem knappen, am Ende sogar etwas glücklichen 1:0-Sieg mit der Schweiz einen guten Start in die Euro hinlegte.
Nun werden die Brüder im Emirates wieder aufeinanderprallen. Hier der als Fussballer zuweilen genialisch veranlagte Granit. Der für 45-Millionen-Euro zum teuersten Schweizer Spieler wurde, der je transferiert wurde. Der jetzt mit dem Emblem einer Weltmarke im Fussball auf dem Trikot spielt.
Dort Taulant, den man mit der Etikette des zuverlässigen Arbeiters im Mittelfeld nicht beleidigt. Zu Saisonbeginn hat er, der nun schon seit dem zwölften Lebensjahr zu Rotblau gehört, seinen Vertrag ein weiteres Mal bis 2021 verlängert (mit Option bis 2022). «Daran», sagt Urs Fischer, «erkennt man Taulants Stellenwert beim FC Basel. Er ist zu einem Aushängeschild geworden.»
Und Xhakas aktueller Trainer schätzt wie alle Vorgänger auch den Fussballer Xhaka: «Wir wissen, was wir auf dem Platz an ihm haben, und ausserhalb ist er ein positiver, aufgestellter Mensch und immer für einen Spass bereit. Schön, das Taulant Xhaka beim FCB ist.
Taulant Xhaka über…
… die Auslosung der Champions-League-Gruppenphase und das erneute Duell mit seinem Bruder Granit:
Es ist eine geile Gruppe, und ich spiele gegen meinen Bruder, was für mich noch immer speziell ist. Darauf freue ich mich natürlich, allerdings hoffe ich, als Sieger vom Platz zu gehen. Wir haben uns am Sonntag noch unterhalten, natürlich nicht darüber, wie wir spielen werden, da gibt es keinen Informationsaustausch. Granit freut sich, gegen seine alten Kollegen zu spielen, auch wenn nicht mehr viele beim FCB sind. Nach unserem letzten Spiel gegeneinander, an der Europameisterschaft, waren wir beide vor allem froh, gesund aus der Partie gegangen zu sein. Jetzt, in der Champions League, wird unsere ganze Familie in London sein. Und ich glaube, dass unser Vater eher dem FCB die Daumen drückt. Schliesslich lebt er seit 25 Jahren in Basel.
… die veränderte Sachlage beim zweiten Aufeinandertreffen:
An dem EM waren noch mehr Emotionen dabei, und vielleicht auch eine gewisse Angst, den anderen in einem harten Zweikampf zu verletzen. Nachdem wir das einmal durchgemacht haben, ist es überhaupt kein Problem mehr. Wir wollen beide das Beste geben, er für Arsenal, ich für den FCB. Und wir wollen beide das Spiel gewinnen.
… die Situation seines Bruders in London, der noch nicht Stammkraft in Arsène Wengers Team ist:
Unruhig ist Granit nicht, er hatte schliesslich immer wieder seine Spiele und Teileinsätze. Aber Granit braucht Zeit, die Premier League ist noch einmal ein anderes Level. Und er braucht Geduld. Aber er weiss auch, was er kann. Von Arsène Wenger kann er viel lernen, auch als Mensch. Wenger ist ein Trainer, der viel mit den jungen Spielern spricht. Durch seine Erfahrungen im Ausland ist Granit offener geworden mit den Menschen. Persönlich war dieser Schritt also ein wichtiger für ihn.
… die Ausgangslage des FCB gegen Arsenal:
Die Londoner haben ein grosses Kader mit sehr sehr guten Einzelspielern. Wir sind also die Aussenseiter, dass kann man ruhig so beschreiben. Aber wir haben auch schon gezeigt, dass wir gegen grosse Mannschaften gute Resultate erreichen können. Jetzt müssen wir uns gut erholen, viel schlafen, gut essen und trinken und uns dann voll konzentrieren.
… die Ausgangslage in der Gruppe nach dem 1:1 im ersten Spiel:
Ludogorets Razgrad hat sehr defensiv gespielt. Wir haben eigentlich eine gute Leistung gezeigt, hätten uns einfach mehr Chancen kreieren müssen. Arsenal wird weniger defensiv stehen als die Bulgaren. Entscheidend wird am Mittwoch deswegen sein, dass wir unsere Möglichkeiten auch gleich nutzen. Viele Chancen wird es wahrscheinlich nicht geben, aber wir werden perfekt eingestellt sein.
… die Bilanz des FC Basel gegen englische Mannschaften:
Englische Teams ermöglichen uns unsere Spielweise. Sie spielen offener und härter, das kommt uns entgegen. Wir müssen allerdings aufpassen, denn Arsenal ist in einer starken Form: Sie haben gegen Chelsea am Samstag 3:0 gewonnen und auf sehr hohem Level gespielt. Wir müssen also aufpassen und von Anfang an wach sein. Wenn wir aber das umsetzen, was uns der Trainer mitgibt, dann haben wir eine Chance – und können vielleicht gar einen oder drei Punkte mitnehmen.
… die Verfassung des FC Basel:
Wir sind in einer sehr guten Form, das haben wir in der Super League gezeigt. Deswegen können wir selbstbewusst auftreten. Wir wissen um unsere Qualitäten, jetzt geht es darum, diese während 90 Minuten auch zu zeigen.
… das Warten auf sein erstes Europacup-Tor:
Ich bin halt einer, der nicht so viele Tore macht. Aber das kann sich ja schon am Mittwoch ändern. Hoffentlich. Ich fühle mich jedenfalls fit und inzwischen trete ich auch den einen oder anderen stehenden Ball. Mit Luca Zuffi, Renato Steffen und Matias Delgado übe ich das jeweils nach dem Training. Wenn sich Matias gut fühlt, dann überlassen wir ihm diese Bälle. Wenn er aber sagt: «Tauli, schiess Du», dann ist das für mich überhaupt kein Problem.
… die eigenen Auslandspläne:
Natürlich ist es faszinierend, wenn Granit von London und Arsenal erzählt. Und es wäre gelogen, wenn ich sagen würde, dass der Gedanke daran mich nicht reizt. Wenn ein Verein wie Arsenal käme, würde ich es mir vielleicht schon überlegen. Aber ich spüre die Unterstützung und das Vertrauen des FCB. Für mich passt es in Basel. Etwas Neues brauche ich eigentlich nicht, und ich könnte hier bis zum Karriereende bleiben.
Granit und Taulant Xhaka nach ihrem Aufeinandertreffen in der Schweizer rspektive albanischen Nationalmannschaft an der Euro 2016 in Frankreich. (Bild: Reuters/Darren Staples)