Trainer Murat Yakin lässt sich ein bisschen in die Karten schauen und deutet an, dass er mit drei Sturmspitzen zu spielen gedenkt. Aus dem 28 Profis umfassenden Kader des FC Basel sollen bis Meisterschaftsbeginn am 10. Februar vier Spieler ausgeliehen werden.
Zwei Zahlen sind es, die aus Bernhard Heusler zum Jahresbeginn einen aufgestellten Präsidenten des FC Basel machen. 20’700 Tickets sind für das samstägliche Freundschaftsspiel gegen den FC Bayern München (16.30 Uhr, St.-Jakob-Park) bereits verkauft. Ausgebucht ist ein «Oktoberfest», das der Club aus gegebenem Anlass in der Lounge des Stadions anbietet, «und dass in der Tabu-Zone Januar, wo man über Adelboden oder Wengen spricht», wie Heusler anmerkt.
Exakt den gleichen Stand hat der Club beim Verkauf der Jahreskarten erreicht: 20’700, was sich im Rahmen des Vorjahreszeitraums bewegt. Insgesamt stehen 24’500 Jahrestickets zu Erneuerung an. Nichts deutet derzeit darauf hin, dass die Irrungen und Wirrungen des Herbstes und die Trennung von Heiko Vogel Spuren hinterlassen hätten; mit der Winter-Transfersoffensive hat der Doublegewinner von 2012 ausserdem alles unternommen, um erstens erfolgreich und zweitens unterhaltsam zu bleiben.
Raúl Bobadilla verzichtet darauf, die sieben Spiel-Sperren vor das Rekursgericht der SFL zu ziehen. Die Disziplinarkommission der Liga hatte den Argentinier vergangene Woche für grobe Schiedsrichterbeleidigung und Tätlichkeit gegen einen Spieler in der Partie gegen Lausanne-Sport am 25. November für sieben Spiele gesperrt. Drei Spiele hat Bobadilla bereits im Trikot der Young Boys abgesessen. Nach seinem Wechsel zum FC Basel wird er somit die ersten drei Meisterschaftsspiele sowie den Cup-Viertelfinal verpassen und am 3. März bei der Partie in Genf erstmals auf nationaler Ebene für seinen neuen Club einsatzberechtigt sein. (cok)
Historische Marke ist der Ansporn
Für Raúl Bobadilla und Geoffroy Serey Die hat der FCB noch einmal tief in die Tasche gegriffen, dazu kommt der ablösefreie Endogan Adili. Die kolportierten 16 Millionen Franken, die der FCB seit Saisonbeginn in Transfers gesteckt hat, sind laut Sportdirektor Georg Heitz zu hoch gegriffen. Die Ziele, die der FCB verfolgt, bleiben aber hoch gesteckt: «Das in Sichtdistanz auf Platz 1 stehende GC einzuholen und den Titel zu gewinnen», bekräftigt Heusler die Ambitionen des Titelverteidigers, «mit der vierten Meisterschaft in Folge eine historische Marke zu setzen, die bisher erst einmal erreicht wurde – das ist unser Ansporn.»
Daneben tanzt der FCB noch auf zwei weiteren Hochzeiten, steht am 27. Februar im Cup-Viertelfinal (in Wohlen oder Thun) und hat zuvor noch eine sehr anspruchsvolle Aufgabe in der Europa League vor sich.
Schon nur ein Unentschieden aus den beiden Sechzehntelfinalpartien gegen Dnipro Dnipropetrovsk (Heimspiel am 14. Februar) hätte für den Schweizer Fussball weitreichende Folgen: Der Meister 2014 wäre wieder direkt für die Gruppenphase der Champions League qualifiziert. «Wir wissen, was wir herausholen können», sagt Heusler, «und wir sind stolz darauf, wie viele Punkte der FC Basel dazu beigetragen hat.»
Vier Spieler sollen ausgeliehen werden
Nachdem die Mannschaft ein paar team- und konditionsbildende Tage in Davos hinter sich hat und die Akteure einen Laktattest, stieg Murat Yakin am Mittwochnachmittag mit 28 Spielern, darunter drei Torhüter, ins erste reine Balltraining ein.
Auf 21 Feldspieler will er sein Kader reduzieren, und dafür wurde am Dienstag Kwang Ryong Pak, Stjepan Vuleta, Simon Grether und Pascal Schürpf eröffnet, dass sie am weitesten vom Spieltagskader entfernt sind. Diese vier Spieler sollen zu Spitzenclubs der Challenge League ausgeliehen werden, wobei Paks Weg wohl zur AC Bellinzona führt.
Mit Abgängen von Schlüsselspielern in der Wintertransferperiode rechnen die FCB-Verantwortlichen derzeit nicht. Für die heissesten Kandidaten wie Aleksandar Dragovic oder Valentin Stocker, den «Top-Shots», wie Heitz sie nennt, liegen dem FCB keine konkreten Anfragen auf dem Tisch.
Yakins Offensivpläne
Einen kleinen Einblick gewährte Murat Yakin in seine Pläne, bevor es am Montag nach Spanien geht. Im zwölftägigen Trainingslager in Estepona wird er am FCB 2013 basteln, und der könnte durchaus überraschend aussehen. Angesichts des Offensivpotentials kann sich der Cheftrainer auch ein 4-3-3-System mit drei Sturmspitzen vorstellen. Ebenso eine Dreierabwehr, und nach genauerer Inaugenscheinnahme Neuverpflichtung Serey Die als einzigen «Sechser».
«Serey Die kann mit seiner Erfahrung das Bindeglied im Mittelfeld sein, was defensive Absicherung und offensive Spielauslösung anbelangt», so Yakin, «genauso ist aber eine Doppelsechs mit Cabral und davor Diaz vorstellbar. Wir haben viele Möglichkeiten, und das lässt mir viel Spielraum.»
So viel Freiraum jedenfalls, dass man den Trainer offenbar nicht darauf festnageln sollte, was er vor Wochen noch postuliert hatte: nicht mehr mit zwei Stürmern, nur mit einem Stürmer und so ähnlich.
«Bestmöglicher Frei-Ersatz»
In einem Drei-Mann-Sturm wäre – zumindest, solange Raúl Bobadilla noch gesperrt ist – auch Platz für Alex Frei, der seine letzte Halbrunde gelassen angeht: «Konkurrenz habe ich immer gehabt und mich meistens durchgesetzt.» Der Trainer hat mit seiner Aufstellungspolitik schon im Herbst klargemacht, dass es weder Erbhöfe noch Gnadenbrot gibt: «Alex und ich sind ehrlich und offen zueinander. Ich nehme keine Rücksicht auf Namen, das war schon mit Hakan in Luzern so. Es geht um den Erfolg des FC Basel und dem ist alles unterzuordnen.»
Gut sieht es bei Marco Streller aus. Der Captain hat sich von Heinz Widmer, dem Arzt seines Vertrauens, im Merian-Iselin-Spital am Meniskus operieren lassen und diesen Eingriff blendend überstanden. Streller freut sich über die Verstärkungen: «Die stehen voll im Saft, sind hungrig und motiviert bis in die Haarspitzen.» Der Top-Torschütze der Liga freut sich auf Serey Die («Ein Aggressivleader, der uns gut tut») und auf Bobadilla, den er perspektivisch den «bestmöglichen Ersatz für Alex Frei» nennt.
Wider der Liederlichkeit
Bei allem Respekt vor «Wintermeister» GC sowie vor dem FC Sion und den Young Boys, die Streller nach wie vor «auf dem Zettel» hat, kommt der Captain zur nicht sonderlich gewagten Schlussfolgerung: «Der Meistertitel führt wieder über den FCB.»
Dem würde der Sportdirektor nicht widersprechen («Schön, geht der Captain so voraus»), Georg Heitz gibt aber zu bedenken: «Die grösste Gefahr ist, zu glauben, dass es ein Selbstläufer wird. Wenn es zuletzt eine Schwäche dieser Mannschaft gab, dann war es hin und wieder eine gewisse liederliche Attitüde.»
Sa, 12. Januar, 16.30 Uhr, St.-Jakob-Park: FCB-Bayern München
Mo, 14. Januar: Abreise ins Trainingslager in Estepona/Spanien
Fr, 18. Januar: Testspiel in Marbella gegen Steaua Bukarest (*)
Mo, 21. Januar: Testspiel in Marbella gegen Ferencvaros Budapest (*)
Mi, 23. Januar: Testspiel in Marbella gegen Dinamo Kiew (*)
Fr, 25. Januar: Rückreise vom Trainingslager
Mi, 30. Januar, 15.00 Uhr, Rheinstadion: FC Vaduz–FCB
Sa, 2. Februar, 14.30 Uhr, Rankhof: FCB–FC Biel
Mi, 6. Februar, 15.00 Uhr, Rankhof: FCB–AC Bellinzona
So, 10. Februar, 16.00 Uhr, St.-Jakob-Park: FCB-FC Sion (Super League)
* provisorisch