Yann Sommer und die Bibel – die FCB-Einzelkritik

Dass es soweit kam, das grosse Chelsea ins Schwitzen zu bringen, lag an Goalie Sommer, an Elneny, Stocker, Streller und Salah – gemeinsam mit dem Rest des Teams gingen sie dann unter.

epa03685442 FC Basel's Mohamed Salah (C) reacts during the UEFA Europa League semi final second leg soccer match between Chelsea FC and FC Basel at Stamford Bridge in London, Britain, 02 May 2013. EPA/ANDY RAIN (Bild: EPA/Andy Rain)

Dass es soweit kam, das grosse Chelsea ins Schwitzen zu bringen, lag an Goalie Sommer, an Elneny, Stocker, Streller und Salah – gemeinsam mit dem Rest des Teams gingen sie dann unter.

Yann Sommer | 5,5

Rettete gegen Torres, rettete gegen Ramires, rettete gegen Lampard – konnte dann aber beim besten Willen nicht schon wieder gegen Torres retten. Schwieirg zu sagen, ob er den Schuss vor dem Ausgleich besser parieren kann. Muss sich in der Startviertelstunde der zweiten Halbzeit verdammt einsam vorgekommen sein und wird bei seiner nächsten ruhigen Bibelstunde die Stellen mit Moses und David (Luiz) überblättern.

Markus Steinhöfer | 4

Spielte zwar auf einer Position, die den Titel «Rechtsverteidiger» trägt, hatte aber auch den Auftrag, über rechts gegen vorne mächtig Dampf zu machen. Von ihm stammte der weite Seitenwechsel, aus dem Marco Streller in der 26. Minute eine fulminanten Volley zimmerte, der haarscharf über Cechs Gehäuse strich. Steinhöfer stand dann doch einmal ganz tief in der Basler Abwehr – bei Torres’ 1:1, als er das Offside aufhob.

Fabian Schär | 4,5

Liess einmal die Frauenherzen höher schlagen, als er mit einem Zupfer an Torres’ Hosen beinahe dessen Kronjuwelen TV-gerecht präsentiert hätte. Fand in der Druckphase der Londoner nach der Pause auch keinen Weg, um das Basler Spiel zu beruhigen. Grätschte in höchster Not gegen Victor Moses, lenkte den Ball ab – und machte die Not damit nur noch grösser, weil die Kugel Moses mundgerecht wieder vor die Füsse fiel zum 2:1. 

Gaston Sauro | 4

Spielte dafür, dass er in Basel ein Dasein als Teilzeitverteidiger fristet, ein solides Spiel. War aber in jener verhängnisvollen Viertelstunde nach der Pause auch nicht in der Lage, die Misstöne im Zusammenspiel zwischen Innenverteidigung und defensivem Mittelfeld zu überdecken.

Kay Voser | 4,5

Spielte wie bereits in Tottenham so, als ob Ausflüge in Londoner Stadien zu seinen Lieblingshobbys zählten. Hätte wohl beim 1:1 lieber weiter Torres gedeckt als auf ein nicht existierendes Offside zu spielen.

Fabian Frei | 4,5

Erinnertes sich vielleicht an David Luiz’ Freistosstreffer in Basel, als er kurz nach der Pause Eden Hazard bei dessen Sturmlauf vor dem 1:1 nicht mit einem Foul stoppte. Verlor wie die gesamte Basler Mannschaft während bloss 15 Minuten Ruhe und Übersicht – das reichte für drei Gegentore, die allesamt in seinem Hoheitsgebiet entstanden. Prägte aber ansonsten das Basler Spiel mit, in der starken ersten Halbzeit einer der Besten, später ausserdem mit einem Hammer ans Lattenkreuz auffällig. Durfte sich ab der 75. Minute auf den Auftritt beim FC Sion am Sonntag vorbereiten.

Mohamed Salah | 5

Schoss bloss einmal relativ unkontrolliert über das Tor des Gegners – und das auch erst, als es nicht mehr drauf ankam. Versuchte es zunächst erfolglos flach und dann sehr erfolgreich halbhoch. Erinnerte so die Chelsea-Verteidiger an die mahnenden Worte ihres Trainers und wurde deshalb in Halbzeit zwei wieder an die kurze Leine genommen.

Geoffroy Serey Die | 3,5

Spielte auf den rechten Flügel orientiert, da Salah in vorgeschobener Rolle agierte. War mit Körpersprache und aggressiver Zweikampfführung Vorbild. Spielte in der entscheidenden Phase des Spiels nach der Pause aber mehrere grobe Fehlpässe, die eine Beruhigung des Basler Spiels verhinderten, war bei der Entstehung des Ausgleichs beteiligt und entwertete so seinen in den restlichen 75 Minuten ansprechenden Auftritt.

Mohamed Elneny | 4,5

War einer von grob geschätzt 13 Baslern, die Hazard bei dessen Wahnsinssantritt vor dem 1:1 nur staunend begleiten aber nicht stoppen konnten. Mit 65 erfolgreichen Pässen (von 70) jener Spieler auf dem Feld mit den meisten Zuspielen. Auch für ihn gilt: Sehr stark vor der Pause und mit dem Team untergegangen im kurzen, aber heftigen Chelsea-Strudel danach.

Valentin Stocker | 5

Schlich sich vor dem 1:0 clever zwischen die Linien von Londoner Abwehr und Mittelfeld und fand danach mit perfektem Steilzuspiel durch die Schnittstelle zwischen Ivanovic und Bertrand Salah – dieses Tor war grosses Basler Kino an diesem Abend. Versuchte immer wieder, in den Abschluss zu kommen, blieb aber meist in der dichten Chelsea-Abwehr hängen. Wurde in 62. Minute mit Beschwerden am Knien ausgewechselt.

Marco Streller | 4,5

Hätte beinahe das Tor eines anderen Marco in den Schatten gestellt …

… sah aber seine Direktabnahme am oberen Winkel von Cechs Tor vorbeizischen. Vergab schon in der ersten Minute eine weit einfacher erscheinende Torgelegenheit etwas überhastet. Viele gescheite Aktionen, viel unterwegs, in der 62. Minute zum Beispiel unter die Dusche, als die rechte Oberschenkelmuskulatur, wie man im Jargon sagt: zumachte. Zu einem Zeitpunkt, als die Schweizer Meisterschaft endgültig wieder ins Basler Bewusstsein gerückt war.

Jacques Zoua | 4

Wurde eingewechselt, um Strellers Beinen eine halbe Stunde mehr Regenerationszeit zu gewähren. Sah zunächst zehn Minuten den Ball bloss aus der Ferne und versuchte sich danach vielleicht etwas eigensinnig, aber bei seinen wenigen Einsatzminuten durchaus auch verständlich, mit zwei Weitschüssen.

David Degen | 3,5

Kam gemeinsam mit Zoua, als die Partie von den Baslern offiziell als verloren anerkannt worden war. Nutzte die Gelegenheit nicht, um auf sich aufmerksam zu machen.

Marcelo Diaz | 4

Kam eine Viertelstunde vor dem Ende für Fabian Frei und zwang Cech mit einem Weitschuss wenigstens noch zu etwas Bewegung.

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