Beim rüden Einsteigen von Taulant Xhaka im Spitzenspiel in Basel hat sich YB-Stürmer Alexander Gerndt am Samstag einen Totalschaden im rechten Knöchel zugezogen. In Bern regt man sich nicht nur darüber auf. Es macht nicht zum ersten Mal der «FCB-Bonus» die Runde.
Die Diagnose, die Alexander Gerndt am Montag erhalten hat, ist sehr betrüblich: Neben einem Innenbandanriss im rechten Sprunggelenk hat sich der YB-Stürmer am Samstag in Basel auch noch einen Riss des Syndesmosebandes sowie Knochenabsplitterungen erlitten. Der 27-jährige Schwede fällt damit für den Rest der Saison aus.
Die Young Boys bedauern das sehr und liessen in ihren Bulletins nicht unerwähnt, dass es Taulant Xhaka war, der Gerndt gefoult hatte und dafür mit einer Verwarnung «bestraft» wurde. Bestraft in Anführungszeichen, weil die Berner die Grätsche von hinten mit einer Gelben Karte als nicht ausreichend durch Schiedsrichter Nikolaj Hänni gesühnt betrachten.
Das Foul war rüde, darüber gibt es wahrscheinlich keine zwei Meinungen. Sie war vor allem am Tatort, an der Seitenlinie in der Mitte der Basler Hälfte, überflüssig.
Heitz wehrt sich gegen Vorwurf der Attacke mit Ansage
In Bern sind die YB-Verantwortlichen auf der Palme. Sportchef Fredy Bickel findet, Xhaka hätte «zwingend des Feldes verwiesen gehört» und sagt Newsnet (Tagesanzeiger, Berner Zeitung, Basler Zeitung online): «Es war eine Attacke mit Ansage.»
Dass seinem Spieler damit Absicht unterstellt wird, will Georg Heitz so nicht stehen lassen: «Wir sind betroffen, wenn sich ein Spieler verletzt», sagt der Sportdirektor des FCB, und: «Taulant Xhaka wollte seinen Gegenspieler sicher nicht verletzen.»
Das Foul passierte in einem Spiel, in dem die Berner Young Boys zwischenzeitlich wie der Sieger aussahen, in einem Spitzenkampf, in dem sie in der Startphase gegen einen wie immer Ballbesitz und Dominanz suchenden FC Basel den Tarif ausgegeben hatten mit robustem Körpereinsatz.
Bickel sieht bei Strellers Tor Abseits und nennt Elfmeter einen Witz
Dass sie die 2:0-Führung im St.-Jakob-Park aus den Händen gaben, wurmt die Young Boys. Sie geisseln sich zwar einerseits selbst, weil die Mannschaft in der zweiten Halbzeit zu passiv auftrat. Sie regen sich aber im Nachgang mächtig über strittige Szenen auf, die nach ihrem Dafürhalten gegen sie ausgelegt wurden.
Beim Anschlusstreffer erklärt Bickel zwei FCB-Spieler in Abseitsposition, da sie Torhüter Yvon Mvogo bei Marco Strellers Schuss irritiert haben sollen, und den Elfmeterpfiff, der zum Basler 3:2-Siegtreffer in der 89. Minute führte, die Aktion von Milan Vilotic gegen Marco Streller, nennt der YB-Sportchef einen «Witz».
Bern und der FCB-Bonus
In Bern brodelt es, was auch damit zusammenhängen mag, dass YB wieder einmal die Felle davon zu schwimmen scheinen und dass die epische Hatz nach einem Titel, die nun schon 27 Jahre (letzter Cupsieg) respektive 28 Jahre (letzte Meisterschaft) weiter andauern wird.
Die «Berner Zeitung» lässt den auch von ihr selbst gerne befeuerten Mythos vom «FCB-Bonus» bei den Schiedsrichtern aufleben. «Vermutlich haben sich die Young Boys schon daran gewöhnt, beim FCB nicht unbedingt von den Spielleitern begünstigt zu werden», kommentiert das Blatt und zitiert YB-Präsident Werner Müller mit der diplomatischen Formel: «Es wäre schön, müssten wir hier in Basel am Schluss einmal nicht über den Schiedsrichter reden.»
«Fünf Punkte sind ein bisschen was»
Zum wiederholten Mal wussten die Berner gegen Basel die Chance nicht beim Schopf zu packen, und fünf Punkte sind es nun schon wieder, die zum Leader und Titelverteidiger fehlen. Und das nach einem Wochenende, das mit Niederlagen sämtlicher Verfolger nicht besser hätte laufen können für den FCB, der Kurs hält auf die fünfte Meisterschaft in Serie. Sportdirektor Heitz nennt es «nur eine Momentaufnahme», verhehlt aber auch nicht: «Fünf Punkte sind ein bisschen etwas.»
«Zum Runden Leder» – der Fussballblog der Berner Zeitung «Der Bund» prangert an – «same same but different»:
Verschiedene Ellen? Zwei Szenen aus YB-FCB, links eine Intervention von Ivanov gegen Tabakovic, rechts die Szene Vilotic gegen Streller. (Bild: Screenshot «Zum runden Leder»)