Nach Toren von Marco Streller, der in der 30. Minute seinen elften Saisontreffer erzielt, von Derlis Gonzalez, der mit dem Pausenpfiff einen an Adama Traoré verursachten Penalty sicher verwandelt, sowie nach einem herrlichen Freistoss von Luca Zuffi zum 3:1 gewinnt der FC Basel beim FC Vaduz souverän. Und YB gibt erneut in der Nachspielzeit einen Sieg aus der Hand.
Der FC Basel gibt sich keine Blösse – und die Young Boys handeln sich einen weiteren Nackenschlag ein. Wie schon am Sonntag bei den Grasshoppers (2:2) kassieren die Berner vor eigenem Publikum gegen den Tabellenletzten FC Aarau in der Nachspielzeit den 2:2-Ausgleich.
Das bedeutet: Der Vorsprung des FCB auf seinen letzten Widersacher, der ihm theoretisch noch den sechsten Titel in Serie streitig machen könnte, wächst nach dieser 30. Runde auf elf Punkte an. 18 Zähler sind in den letzten sechs Runden noch zu vergeben, und in Basel kann man den Barfi getrost vorbereiten auf die nächste Meisterfeier. Es könnte jetzt schneller gehen, als man vermutet hat.
FCB-Leihgabe Pak trifft
In Vaduz wäre es natürlich eine echte Pointe gewesen, wenn ausgerechnet Kwang Ryong Pak der Mann gewesen wäre, an dem ein Comeback des Heimteams im Rheinpark hätte festgemacht werden können. In der 65. Minute wurde der Nordkoreaner, den der FCB ins Ländle ausgeliehen hat, für Steven Lang eingewechselt. Und keine Zeigerumdrehung später, in einer Phase, «in der wir kurz abgebaut haben», wie FCB-Trainer Paulo Sousa sagt, erzielte Pak den Anschlusstreffer für den FC Vaduz.
Nach Lehrjahren in der Challenge League ist es erst Paks zweiter Treffer in der höchsten Liga gewesen. Den ersten hatte er vor über drei Jahren in Lausanne im Trikot des FC Basel erzielt. In der Zwischenzeit ist immer noch nicht ganz klar, ob aus Kwang Ryong Pak ein grosser Stürmer werden wird. Zweifel sind erlaubt, aber wie er den Routinier Walter Samuel überlistete, wie er mit einer Direktabnahme mit dem rechten Aussenrist die Vorarbeit von Nico Abegglen veredelte, hatte Klasse.
Dieser Gegentreffer in der 66. Minute war Ausdruck davon, dass auch dieser FCB nicht gefeit ist vor der latenten Gefahr einer Fussballmannschaft, die im Gefühl eines sicheren Sieges etwas nachlässt in Engagement und Konzentration. Abegglen kam über eine in diesem Augenblick entblösste rechte Basler Seite nach vorne, Marek Suchy grätschte an Abegglen vorbei – und schon war es passiert.
Hohe Rotationsquote, klare Überlegenheit
Das war aber auch schon der einzige schwache Moment des Titelanwärters, der sich unbeeindruckt von der Heimniederlage am Sonntag gegen Luzern zeigte – und mit verändertem Gesicht. Auf sechs Positionen änderte Sousa die Startelf, eine Rotationsquote, die man noch aus seinen ersten Monaten kannte.
Sousa wollte damit zeigen, «dass jeder in der Mannschaft zählt». Vor allem war dem Portugiesen aber wichtig, «dass die Beine frisch bleiben bei drei Spielen in einer Woche».
Luca Zuffi (Nummer 7) zirkelt einen Freistoss über die Mauer ins Tor. Der feine linke Fuss entscheidet damit die Partie. (Bild: EQimages/Gonzalo Garcia)
Walter Samuel im Dreierabwehrblock war neu im Team, dazu Philipp Degen und Adama Traoré auf den Seiten, im Mittelfeld begann Mohamed Elneny und im Angriff Derlis Gonzalez sowie Marco Streller. Die Massgabe für das Team lautete: «Wir wollten von Anfang Pressing spielen und den Gegner unter Druck setzen», wie Degen zur Pause vor der Teleclub-Kamera erklärte.
Das gelang eindrücklich an der Stelle, wo der FCB schon im November einen 4:0-Sieg herausgeschossen hatte. Und ähnlich diskussionslos entwickelte sich der zweite Auftritt im Ländle: viel Ballbesitz, gutes, intensives Zweikampfverhalten, und eine Mischung aus weiten Bällen, Seitenwechseln – und feinem Kombinationsspiel.
Frei und Streller als Dosenöffner
So wie beim Führungstor nach der ersten, drückend überlegen gestalteten halben Stunde. Walter Samuel löste klug aus, Fabian Frei setzte sich körperbetont gegen Philipp Muntwiler durch und hatte das perfekte Timing für den Pass in die Tiefe auf Marco Streller, der mit seinem feinen linken Aussenrist die Führung erzielte.
Es war der elfte Saisontreffer für den Captain in der Super League, und von den insgesamt 73 Toren hat der FCB über 60 aus dem Spiel heraus gemacht. Ein eindrucksvoller Beleg für die fussballerische Potenz des Liga-Riesen, wozu Vaduz-Trainer Giorgio Contini sagte: «Wir wurden überrollt.»
Der FCB reihte Chance an Chance und mit Ablauf der 45. Minute tauchte plötzlich Adama Traoré erstmals im gegnerischen Strafraum auf – und wurde von Mario Sara penaltywürdig zu Fall gebracht. Derlis Gonzalez verwandelte vom Punkt auf eine Art und Weise, dass es Philipp Lahm und Xabi Alonso, die tragischen Elfmeterfiguren des Vortages beim DFB-Pokalhalbfinal in München, die Tränen in die Augen treiben wird. Wenn sie denn je Bilder von Vaduz gegen Basel anschauen sollten.
Zuffis toller linker Fuss zum 3:1
«Wir wollten nach der Niederlage gegen Luzern eine Reaktion zeigen, hatten von Anfang an das Spiel im Griff und haben die Führung gut verwaltet», meinte Luca Zuffi nach der Partie. Das traf zu bis zum Anschlusstreffer, aber aus dem Konzept bringen liess sich der FCB dadurch nicht wirklich. Dazu fehlte Vaduz, bei allem Respekt vor deren guter Saison als Aufsteiger, die Qualität.
Und Qualität mit dem linken Fuss demonstrierte dann eben dieser Luca Zuffi, der schon in der ersten Halbzeit nach einer raffinierten Freistossvariante, einem Schuss aus der Drehung und einem Aufsetzer am prächtig parierenden Peter Jehle gescheitert war.
In der 82. Minute erhielt er eine weitere Gelegenheit, wieder ein Freistoss, diesmal in halbrechter Position, und mit einem perfekten Linksschuss traf Zuffi zum 3:1. Womit noch offene Diskussionen über den Sieger dieser Begegnung erledigt waren und Zuffi sich sein viertes Super-League-Tor für den FCB gutschreiben lassen durfte. Das erste seit September 2014, als er auch gegen Vaduz getroffen hatte.
Und somit bleibt es dabei: Für den FC Vaduz ist der FC Basel unerreichbat. Im achten Aufeinandertreffen in der höchsten Schweizer Liga seit dem erstmaligen Aufstieg der Liechtensteiner gab es die achte Niederlage gegen die Rotblauen.