Der neue Trainer des SC Freiburg debütiert ausgerechnet beim Duell des Letzten gegen den Vorletzten Augsburg. Und erklärt, warum die Millionen aus dem Cissé-Transfer nicht unbedingt reinvestiert werden.
Auch die Beschwörungen aus der Fankurve («Papiss, du bist ein Freiburger!») waren umsonst: Papiss Demba Cissé wird anno 2012 nur noch einmal nach Freiburg kommen. Er wird dann seine Siebensachen packen und eilig den nächsten Flieger Richtung Nordengland besteigen, wo er ab Februar seine Tore für den Newcastle United schiessen wird.
Das ist sicher kein Vorteil für den SC Freiburg, derzeit auf dem letzten Platz der deutschen Bundesliga liegend. Und nun ist zum Rückrundenstart am Samstag ausgerechnet der FC Augsburg zu Gast. Dessen Vereinsphilosophie ähnelt jener der Breisgauer zum Verwechseln, aber die Augsburger weisen einen entscheidenden Vorteil auf: Sie haben zwei Punkte mehr auf dem Konto, belegen damit nur den vorletzten Platz und können es sich leisten, vor dem Abstiegsduell via «kicker» ein wenig lauter auf die Trommel zu schlagen: «Wenn man zu Hause gegen den Vorletzten nicht gewinnt», stichelt FCA-Manager Andreas Rettig in Richtung Freiburg, «gegen wen dann?»
Der neue SC-Trainer Christian Streich beantwortete diese rhetorische Frage nur indirekt: Nein, «ein Endspiel» sei die Begegnung nicht. Sein Credo – Kommunikation ist im Fussball ein entscheidender Faktor – gilt ja auch eher für die Mannschaftsführung als für die Aussendarstellung. Bei der tritt das SC-Urgestein ähnlich bescheiden auf wie seine Vorgänger Marcus Sorg und Robin Dutt.
Es ist «etwas in Gang gekommen»
Aus dem Winter-Trainingslager ist der SC-Tross dennoch mit erkennbar breiterer Brust zurückgekommen. Mittelfeldmann Julian Schuster, der nach dem erzwungenen Weggang von Heiko Butscher, zum Kapitän gewählt wurde, berichtet, im fernen Andalusien sei «etwas in Gang gekommen.» Der neue Coach verstehe es zu «begeistern».
Streich, der von Sommer an als Assistent des kurz vor Silvester geschassten Marcus Sorg tätig war und zuvor seit 1995 als Jugendtrainer und Leiter der «Fussballschule» arbeitete, mag diese Vergleiche nicht. Aber auch er zieht eine positive Bilanz des Trainingslagers: «Alle haben mitgezogen, waren konzentriert und motiviert. Es muss sich aber erst noch zeigen, was das für den Start in die Rückrunde heisst.» Zumal der Club auch atmosphärisch auf dünnem Eis wandelt.
Schon vor den Turbulenzen der Winterpause gellten immer wieder Pfiffe durchs Stadion. Sollten die nächsten beiden Spiele gegen Augsburg und Mainz verloren gehen, dürfte es bei Heimspielen nicht gemütlicher werden. Zumal mancher Fan nicht verstehen mag, warum unter den sechs Spielern, denen der SC kurz vor Weihnachten den Stuhl vor die Tür setzte, mit Heiko Butscher auch die Identifikationsfigur des Clubs war.
Konkurrenz für Beg Ferati
Immerhin konnten die beiden Planstellen in der Defensive im Winter neu besetzt werden. Der Däne Michael Lumb wurde von Zenit St. Petersburg ausgeliehen, er soll Felix Bastians Platz auf der linken Aussenbahn übernehmen. In der Innenverteidigung dürfte morgen Fallou Diagné (FC Metz) debütieren, der seine Stärken da haben soll, wo die Schwächen der Stammbesetzung (Oliver Barth, Pavel Krmas) liegen: In der Spieleröffnung und in der Grundschnelligkeit. Diagné ist ein weiterer Konkurrent für den Basler Beg Ferati, der auf mehr Einsatzminuten in der Innenverteidigung hofft.
Mitte der Woche gesellte sich noch Sebastian Freis hinzu, der aus Köln kam und aus gutem Grund betont, er sei in keinerlei Hinsicht ein Cissé-Nachfolger. Auch der Transfer des Defensivallrounders Karim Guédé, von dem sich Slovan Bratislava nur schwer trennen wollte, ist mittlerweile in trockenen Tüchern.
Cissé-Nachfolger auf Vorrat verpflichtet
Ein Ersatz für Cissé soll übrigens nicht auf Teufel komm heraus gesucht werden. «Wir schauen uns um», sagte Streich. Aber man werde keinen Spieler verpflichten, der das Gehaltsgefüge sprenge; lieber vertraue man auf die vier Stürmer, die bereits im Kader sind. Zumal mit Garra Dembélé bereits im Sommer für rund drei Millionen Franken ein Cissé-Nachfolger sozusagen auf Vorrat verpflichtet worden ist.
Auch der Etat des FC Augsburg ist – genau wie der des SC Freiburg – deutlich niedriger als der manches ambitionierten Zweitligisten. Auch die Augsburger widerstanden der Versuchung, im Winter teure Transfers zu tätigen. «Es ist wichtig, dass der Verein nicht nur auf heute oder morgen schaut», sagte Augsburgs Trainer Jos Luhukay der TagesWoche. «Natürlich wollen wir auch in der kommenden Saison in der Bundesliga spielen. Aber wenn es wieder einen Schritt zurückgeht, müssen wir in der Lage sein, sofort wieder aufzusteigen.»
Als der Freiburger Christian Streich mit diesem Satz konfrontiert wird, lächelt er: «Das ist ein sehr vernünftiger Ansatz. So sollte man das angehen.»
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