Donnerstag, 12 Uhr: Die Habitat ruft und eine Schar an Interessierten kommt in das ehemalige Weinlager auf dem Lysbüchel-Süd-Areal. Auf einem Tisch steht das Holzmodell, das die Zukunft dieses Areals aufzeigt: ein Hof mit Blockrandbebauung und ein offenes Gelände mit mehreren Gebäuden. 15 Parzellen insgesamt. Elf davon können Interessierte im Baurecht übernehmen.
Das Angebot ist verlockend: Die Häuser werden fünfgeschossig mit einem zusätzlichen Attika- oder Dachgeschoss. An der Elsässerstrasse gibt es zudem die Möglichkeit von zwei Geschossen mit Gewerbe, bei den restlichen Parzellen ist es ein Geschoss. Ausserdem kann man sich für ein weiteres Haus an der Elsässerstrasse aus dem Jahr 1898 bewerben, bei dem die Bausubstanz erhalten werden muss.
Die Stiftung Habitat verzichtet bewusst auf viele Vorgaben. Das grosse Ziel: soziale Vielfalt erreichen. Ein paar Rahmenbedingungen gibt es dennoch:
- Der maximale Wohnzins ist limitiert. Damit soll verhindert werden, dass aus den Wohnungen Profit geschlagen wird.
- Jede Person darf maximal 45 Quadratmeter an beheizter Wohnfläche für sich in Anspruch nehmen – eine Bedingung, die auch auf dem Erlenmattareal galt.
- Es herrscht eine Wohnsitzpflicht für den Endmieter.
- Der Bau muss dem Minergie-Standard entsprechen – es darf allerdings auch alternative Formen geben.
- Habitat besitzt ein limitiertes Vorkaufsrecht zu festgelegten Bedingungen.
Wie die Fassade aussehen wird, das ist den einzelnen Baurechtnehmern überlassen. Die Verantwortlichen machen sich aber keine Sorgen, dass es zu komischen Auswüchsen kommen könnte. «Wir wollen kein Labeling», betont Klaus Hubmann, Geschäftsführer der Stiftung. Ob Giebel- oder Flachdach, welche Art von Sockel und Gestaltung der Balkone: Überall dort sollen die Baurechtnehmer frei sein. Schliesslich sehe man auch bei bestehenden Blockrandbebauungen, dass eine Diversität möglich sei.
Auf den elf ausgeschriebenen Parzellen entstehen allerdings nicht die einzigen Wohnhäuser im Lysbüchel Süd. Die Parzelle an der Ecke Beckenstrasse/Lothringerstrasse (siehe Grafik unten, Nr. 1) wird Habitat selbst bebauen, genauso wie das ehemalige Weinlager am Nordrand des Areals (Nr. 14). Zwei weitere Parzellen werden noch nicht ausgeschrieben (Nr. 7 und 8) – hier wartet die Stiftung auf den Bebauungsplan Volta Nord.
Aber auch wenn der Bebauungsplan noch nicht in trockenen Tüchern ist, rechnet Habitat fest damit, dass sich auch das angrenzende Areal Lysbüchel Nord weiterentwickeln wird. Deshalb baut die Stiftung bereits jetzt einen Weg zwischen den beiden Höfen, der künftig zum geplanten Park oberhalb von Lysbüchel Süd führen wird. «Hier entsteht eine Begegnungszone in Richtung des künftigen Platzes», erklärt Projektleiter Raphael Schicker. «Wir ziehen das St. Johann-Quartier weiter.»
Eine Besonderheit in der Bauvergabe der Habitat ist die Grösse der einzelnen Parzellen: Diese sind mit 312 bis 950 Quadratmetern klein gehalten. So wolle man die Eintrittsschwelle tief halten, dass auch kleinere Projekte möglich seien, erklärt Schicker. Ausserdem fügen sich die einzelnen Bauten in das Quartier ein: Auch im restlichen St. Johann stehen vor allem kleinteilige Bauten, meist fünfstöckig.
Am 1. Februar ist der Startschuss für das Bewerbungsverfahren gefallen. Interessenten können sich bis zum 27. April bewerben. Bereits vor den Sommerferien möchte die Habitat-Stiftung erste unverbindliche Reservationen aussprechen. Dann könnten 2019 die ersten Baueingaben erfolgen. Ein erster Schritt für den neuen Stadtteil Villa Kunterbunt.