Danke Wessels, jetzt steh ich auch als Velofahrer im Stau

Es wird eng auf Basler Velowegen. Schuld daran ist die Velopolitik des Verkehrsdirektors.

Der Verkehrsdirektor sorgt für Stau auf der ganzen Linie – auch auf Basler Velowegen. (Bild: Hans-Jörg Walter)

Velofahren ist für mich nicht mehr, was es einmal war. Am Pendlerverkehr vorbei brettern, über freie Velowege flitzen – damit ist jetzt Schluss, aus und vorbei.

Als bekennender Velorowdy fahre ich gerne schnell, effizient und immer am Limit meiner Kräfte. Geht nicht mehr. Heute stehe ich sogar als Velofahrer im Stau.

Die vielen Velo-Neulenker fahren noch abenteuerlicher als ich. Kaum eine Fahrt, in der mich keiner von denen zu einer Vollbremsung zwingt. Und jedes Mal denke ich: Vielen Dank auch, Herr Wessels!

Vor Ampeln bilden sich die Velostaus. Hier am Bahnhof SBB.

Seit Jahren predigt der Basler Bau- und Verkehrsdirektor das Fahrradfahren, in keiner anderen Schweizer Stadt steigt die Zahl der Velofahrer so dramatisch schnell wie hier. Beim Ausbau von Velowegen hapert es aber nach wie vor. Meistens, weil dafür Parkplätze verschwinden müssten – und das ist ein heikles Thema in der selbsternannten Velostadt Basel.

Die verkehrstechnische Rechnung ist einfach: mehr Velofahrer bei gleich viel Platz – das ergibt mehr Dichtestress auf Basler Velowegen. Neu unterwegs auf PS-starken E-Bikes ist auch die Generation Ü70, die seit 20 Jahren kein Fahrrad von Nahem sah und die Verkehrsregeln in den 60er-Jahren lernte.

Gut, daran ist Wessels jetzt nicht direkt schuld. Aber für die Lastenvelos, die die Velowege verstopfen, kann der Regierungsrat definitiv etwas. Er hat die Cargobikes nämlich subventioniert. Seither cruist jeder zweite Öko-Hipster mit Kind und Gemüsekorb auf dem Lastenvelo durch die Stadt.

In der Velohölle Peter-Merian-Weg

Schon mal an einer Kreuzung hinter einem Cargobike gestanden? Dann wissen Sie genau, was ich meine. Am Peter-Merian-Weg zum Beispiel, dem eigentlichen Vorzeige-Veloweglein zwischen Bahnhof SBB und Post, dort ist für Lastenvelos schlicht kein Platz. Warum? Na, der Veloverkehr hat an diesem Ort in den letzten fünf Jahren um 50 Prozent zugenommen. 50 Prozent!

Und das ist nur der Durchschnittswert. Während der Rushhour, wenn Baslerinnen und Basler von der Arbeit nach Hause radeln, wirkt sich die Zunahme noch viel drastischer auf die Befahrbarkeit aus.

Einfahrt in die Velohölle: Bei der Durchfahrt zwischen Bahnhof SBB und Peter-Merian-Brücke stauen sich die Velofahrer. Die Situation auf dem Bild ist noch harmlos.

Bei der Auffahrt zur Peter Merian-Brücke stehen die Velofahrer regelmässig still. Für Radler mit klaustrophobischer Tendenz ist das die Hölle. Kein Vor, kein Zurück, nur Verstopfung. Und auf der entgegenkommenden Fahrbahn sausen die Velos im Sekundentakt vorbei.

Nach zwei Beinahe-Unfällen mit Velofahrern ist mir die Freude am Radeln endgültig vergangen. Jedenfalls vorerst. Es gäbe ja durchaus Möglichkeiten, das Radeln, wie ich es liebte, wieder möglich zu machen. Mit einer Überholspur für Velos zum Beispiel. Viel mehr Velofahrer heisst ja auch, viel weniger Autos. Da müsste man doch eine Autospur für die schnellen Velofahrer freigeben können.

Falls das aus unerklärlichen Gründen nicht klappen sollte, gebe ich den Velo-Neulingen einen guten Rat mit auf den Weg: Vergesst diesen Wessels! Gebt eure Lastenvelos und E-Bikes zurück, steigt wieder ins Auto und verstopft damit die Hauptstrassen!

Auch das noch – die TagesWoche-Rubrik fürs Schöne, Schräge und Fiese. Immer mit einem 😉 zu verstehen.

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