Das Chemielabor in der Waschküche

Im Falkensteinerhof am Münsterplatz kam Christian Friedrich Schönbein 1839 dem Ozon auf die Spur. 1846 entdeckte er auch die Schiessbaumwolle.

Christian Friedrich Schönbein (1799–1868) in einer Aufnahme von 1857.

Der junge Württemberger Wissenschaftler Christian Friedrich Schönbein zog Ende 1828 nach Basel, um die Stellvertretung des erkrankten Chemie- und Physikprofessors Peter Merian zu übernehmen. Zu seinen Aufgaben gehörten Vorlesungen und experimenteller Unterricht. Allerdings konnte er sich schon bald nicht mehr nur auf chemische und physikalische Vorgänge konzentrieren.

Ab 1830 wurde die damalige Basler Landschaft bekanntlich von einer heftigen gesellschaftlichen Gärung erfasst, die schliesslich zur Kantonstrennung von 1833 führte. Schönbein bezog Stellung auf Seiten der Stadt und trat dem Freikorps der Universität bei. An seine Eltern schrieb er:

«Beim ersten Angriff der Bauern ging ich mit bewegter Brust auf die Wälle, bei den folgenden brannten wir alle vor Verlangen uns dem Feind entgegen zu stürzen.»

Nachdem sich der Pulverdampf der Trennungswirren verzogen hatte, wurde Schönbein in Anerkennung seiner Verdienste ordentlicher Basler Professor. 1840 erwarb er das Bürgerrecht von Basel, 1848 wurde er in den Grossen Rat gewählt.

Umzug ins neue Museum

Als Forscher und Professor wirkte Schönbein zunächst im Falkensteinerhof am Münsterplatz, wo sich neben einer 1821 dort untergekommenen naturkundlichen Sammlung und dem Vorlesungsraum auch sein Labor befand. Letzteres war in einem Raum untergebracht, der vormals als Waschküche genutzt worden war.

Bei seinen Experimenten versuchte Schönbein immer wieder, die wahre Natur des «riechenden Sauerstoffs», des Ozons, zu ergründen. Seine Erkenntnisse trug er wiederholt den Mitgliedern der Basler Naturforschenden Gesellschaft vor, die übrigens dieses Jahr ihr 200-jähriges Bestehen feiert. Im Laufe seiner Untersuchungen zum Ozon und zur Salpetersäure erfand er 1846 auch das Zellulosenitrat, das er wegen seines explosiven Potenzials Schiessbaumwolle nannte.

Schönbeins Forschungen machen den Falkensteinerhof zu einem Ort, an dem Schweizer Chemiegeschichte geschrieben wurde. Mit  der Auszeichnung als «Chemical Landmark» durch die Akademie der Naturwissenschaften Schweiz soll dies nun unterstrichen werden (siehe Box).

Das Jahr 1849 bedeutete das Ende der Ära im Falkensteinerhof. Fortan experimentierte Schönbein im Laboratorium des neuen Naturhistorischen Museums an der Augustinergasse.

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