Bis zum Wasser sind es nur 15 Meter, die Aussicht ist einzigartig: André Stohler (67) liebt seine Wohnung am Unteren Rheinweg. Seit 24 Jahren lebt er hier mit seiner Frau in einem Mehrfamilienhaus, eine bessere Wohnlage gibt es für ihn nicht.
«Ich habe den Swimming Pool quasi direkt vor dem Haus – und es ist unbeschreiblich schön auf dem Balkon, wenn die Sonne scheint», sagt Stohler.
Seit 2011 wird diese Idylle jedoch getrübt. Mit der Eröffnung des neugestalteten Rheinufers zwischen Mittlerer Brücke und Dreirosenbrücke sind die Nächte von April bis Oktober immer wieder mal eine Tortur für ihn. In dieser Zeit herrsche am Rheinufer «Ballermann-Stimmung» – mit unangenehmen Folgen für die Anwohnerschaft, so Stohler. Lärm, Littering, Grill- und Uringestank seien die Begleiterscheinungen der sogenannten Mediterranisierung des Rheinufers.
Stohler spricht ohne Wut, ohne Moralkeule, ohne Schuldzuweisungen über das Thema. Er mag es pragmatisch. «Ich finde es toll, dass das Rheinufer viel genutzt wird. Wir fordern aber friedliches und respektvolles Nebeneinander.»
Angst vor Lautsprechern
Mit «wir» meint Stohler den neugegründeten Verein Rheinpromenade, dessen Präsident er ist. Der Verein ist ein Zusammenschluss der bisherigen IG Unterer Rheinweg mit Anwohnern des Oberen Rheinwegs und des Schaffhauserrheinwegs. Rund 55 Mitglieder zählt er momentan. Ziel des Vereins ist es, die Kleinbasler Rheinpromenade von der Schwarzwaldbrücke bis zum Hafenareal auch als Wohnzone «lebenswert» zu erhalten – mit allen staatsrechtlich möglichen Mitteln.
«Das Rheinufer gehört zu den schönsten Plätzen Basels, wir müssen dazu Sorge tragen», sagt er. So blickt er der geplanten Aufhebung des Lautsprecherverbots mit Sorge entgegen. Die Regierung will, dass es für das Musikhören auf Allmend künftig keine Bewilligung mehr braucht und hat eine Totalrevision des Übertretungsstrafgesetzes in die Vernehmlassung geschickt.
Gemäss Stohler sorgt dieser Regierungsentscheid bei den Anwohnern für Unmut: «Es wird unerträglich laut für uns, wenn alle bis in die späte Nacht hinein mit ihren Boxen Musik hören am Rheinufer.» Der Pensionär will sich nun dafür einsetzen, dass die Bedenken der Anwohner in der Vernehmlassung ernst genommen werden.
Für mehr öffentliche Elektrogrills
Durch die Abdeckung vom Unteren Rheinweg bis zum Schaffhauserrheinweg erhofft sich der Verein mehr Gehör bei Verwaltung und Politik. Zur Neugründung ist es gekommen, weil sich Anwohner rund um den Schaffhauserrheinweg gegen die wieder in Planung genommene Umgestaltung des oberen Rheinufers wehren, über die der Grosse Rat letzte Woche entschieden hat.
Stohler selber befürwortet eine Umgestaltung des Schaffhauserrheinwegs zu einer Flaniermeile, er erhofft sich durch diese eine bessere Verteilung der Nutzer. «Ich verstehe aber auch, dass sich Leute aus Angst dagegen wehren, weil sie dann demselben Lärm ausgesetzt wären wie die Anwohnerschaft am Unteren Rheinweg.»
Der Verein will sich unter anderem für eine Öffnung des Bermenwegs ab
Dreirosenbrücke in Richtung Hafen und für mehr öffentliche Elektrogrills
einsetzen. Ein Anliegen, das von Kulturstadt Jetzt bereits in den
Grossen Rat getragen wurde. «Mit den öffentlichen Grillstationen gäbe es
weniger Wildgrillierer und somit weniger Gestank», sagt Stohler.
Idee «Rheinbademeister»
Prüfen will der Verein zudem mit Kulturstadt Jetzt, ob die Einsetzung eines «Rheinbademeisters» möglich wäre, der für Ordnung am Rheinufer sorgen würde. «Das ist nur mal eine Idee. Keine Ahnung, ob das funktionieren würde, zumal diese Person ja keine polizeilichen Kompetenzen hätte.»
Für Stohler steht fest: Es wird nicht einfach sein, die unterschiedlichen Interessen der Anwohnerschaft an der Rheinpromenade unter einen Hut zu bringen. Klar sei ihm ebenso, dass es in der Stadt nun mal laut sei. Aber die Interessen der Anwohnerschaft dürften nicht auf der Strecke bleiben, sagt Stohler. Und dafür brauche es diesen Verein.