Ein «Gutmenschen-Anlass» lässt sich nicht unterkriegen

Am Freitag, 12. Januar, zieht der Bär wieder durch die mindere Stadt. Das Ehrenzeichen für das multikulturelle und auch nicht ausschliesslich männliche Kleinbasel tanzt bereits zum 20. Mal durch das Quartier.

Einst als lächerliche Totgeburt abgetan, heute eine etablierte Tradition.

Am Anfang stand wie so oft bei Traditionen eine Legende. Im 14. Jahrhundert, so heisst es, soll der Vogel Gryff drei weitere Ehrenzeichen neben sich gehabt haben: neben Leu und Wild Maa einen Bären. Dieser Bär war das beliebteste der Tiere, sodass ihn die anderen drei aus Eifersucht in den Rhein warfen.

Eine andere Variante der Geschichte berichtet davon, dass der Bär im Rausch des Tanzes aus Versehen ins Grossbasel gelangt sei und er dort im Rhein entsorgt wurde.

Am Anfang von Traditionen steht wie so oft auch ein aus einem Unbehagen heraus geborener Handlungsdrang: In den 1990er-Jahren ärgerten sich die Betreiber der Arzt-Gruppenpraxis Hammer im unteren Kleinbasel über die wachsende Fremdenfeindlichkeit, die auch am altehrwürdigen Vogel Gryff ihren Ausdruck fand. 

Symbol für das multikulturelle Kleinbasel

Sie wollten Gegensteuer geben und luden ihre Freunde zu einem Rundgang durch das lebendige Kleinbasel und zu einem Fest unter der Johanniterbrücke ein. Um Mitternacht entstieg, begleitet von Trommel- und Büchelklängen, als grosse Überraschung der Bär dem Rhein. Das alte Ehrenzeichen war wiedergeboren.

Diese Geschichte erzählt der Arzt Ambros Isler, der mit Gleichgesinnten damals die neue Gesellschaft zum Bären gründete. Der Bär sollte fortan als Symbol für das nicht-männliche und nicht nur urbaslerische Kleinbasel durch die Strassen tanzen. Jeweils am 12. Januar, also vor den Auftritten des Vogel Gryff, Leu und Wild Maa (dieses Jahr am 20. Januar).

Der Bärentag sorgte bei seiner Gründung für viel Aufsehen, wurde an der Fasnacht zum Sujet-Renner. Bald aber wurde er von manchen als Gutmenschen-Anlass belächelt und als Totgeburt abgetan.

Voreilig, wie sich zeigt: Der Bär feiert dieses Jahr seinen 20. Geburtstag. Und wird mittlerweile von den alteingesessenen drei Ehrengesellschaften zumindest in der Öffentlichkeit nicht mehr belächelt, wie Isler betont. Zahlreiche Integrationsprojekte wurden initiiert, darunter viele Aktionen rund um den Sport Basketball.

Zum Jubiläum hat die Gesellschaft zum Bären spezielle Begegnungen arrangiert. Der Umgang des Bären mit seinem Gefolge beginnt wie üblich um 14 Uhr auf dem Platz vor der Matthäuskirche. Um 15 Uhr trifft der Bär bei der Freizeithalle Dreirosen auf die traditionelle Figur des Yaks der Tibetergemeinschaft Basel. Und um 16 Uhr wird Black Tiger dem Black Bear seine Reverenz erweisen. Um 18 Uhr folgt dann das öffentliche Bärenmähli in der Reithalle der Kaserne Basel.

Dies sind nur ein paar Ausschnitte aus dem Jubiläumsprogramm. Das gesamte Programm ist auf der Website der Gesellschaft zum Bären zu finden.

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