Andreas Räss konnte auf ein aktuelles Bild zurückgreifen, um die Entwicklung der Basler Bevölkerung zu illustrieren: «Ein Bevölkerungswachstum um 902 Personen im Jahr 2016 mag auf den ersten Blick bescheiden wirken», sagte der Leiter der Fachstelle Diversität und Integration in der Kantons- und Stadtentwicklung. Aber um diese zusätzlichen Baslerinnen und Basler unterzubringen, würden die drei vor einer Woche vorgestellten Wohntürme auf dem Dreispitz nicht ausreichen.
Diese 902 Personen sind das positive Saldo der statistischen Wanderungsanalyse für das Jahr 2016. Und diese weist aus: 14’849 Personen zügelten in den Kanton Basel-Stadt, 13’947 sind weggezogen. Damit liegt der Zuwachs 2016 über demjenigen des Vorjahres (plus 712), aber deutlich unter dem der Spitzenjahre 2008 (plus 2034 Einwohner) und 2013 (plus 1899 Einwohner).
56 Prozent der Zuzüger kommen aus dem Ausland. Dabei blieb Deutschland mit einer Zunahme um 732 Personen und einem Anteil von 25 Prozent das zahlenmässig wichtigste Zuzugsland. Allerdings ist Basel bei den Deutschen nicht mehr so beliebt wie noch vor zehn Jahren. Seit 2007 nahm deren Zuwanderung um 19 Prozent ab.
Demgegenüber zeigt die Kurve der Zuwanderung aus Italien seit 2007 steil nach oben, mit einem Plus von 142 Prozent in den letzten zehn Jahren. 2016 stieg die Zahl der italienischen Staatsangehörigen in Basel um 367 Personen.
Nach oben weisen auch die Zehnjahreskurven der Zuzüger aus Frankreich (plus 40 Prozent) und den USA (plus 23 Prozent). Der Zuwanderung von US-Amerikanern werden durch die Drittstaatenkontingente allerdings gesetzliche Grenzen gesetzt.
Amerikaner ziehen in die teuren Wohnquartiere
Wo kommen all diese Zuzüger aus den verschiedenen Nationen unter? Alles in allem stellen die Statistiker fest, dass sie sich ganz gut auf die einzelnen Quartiere verteilen. «Von einer auffallenden Segregation kann nicht die Rede sein», sagte der Integrationsbeauftragte Räss.
Gewisse Trends lassen sich dennoch ausmachen. Die Zuwanderer aus Italien beziehen überproportional häufig eine Erstwohnung in den Quartieren Klybeck, Breite und Iselin. Neuzuzüger aus Frankreich zieht es vornehmlich in die Vorstädte, aufs Bruderholz und ins Bachletten-Quartier. Ähnlich sieht es bei den Neu-Baslern aus den USA aus, die sich offensichtlich Wohnungen in der Grossbasler Altstadt, im St.-Alban- und Wettstein-Quartier und auf dem Bruderholz leisten können.
Die Zuzüger aus Deutschland beziehen ihre Erstwohnungen vor allem in Riehen und Bettingen sowie in den Stadtquartieren Gotthelf und Hirzbrunnen. Die Neu-Basler aus der Schweiz lassen sich vorwiegend in den Quartieren Breite, Gundeldingen, Bruderholz, Bachletten und Hirzbrunnen nieder.
Am meisten Zuwanderer stammen aus Industrienationen
Auffallend ist weiter, dass es sich bei den Ländern mit den stärksten Zuwachsraten mehr und mehr um westliche Industrienationen handelt. Und auch aus den wirtschaftlich angeschlagenen Ländern Südeuropas wie Italien oder Spanien ziehen überwiegend gut ausgebildete Menschen und Akademiker nach Basel.
Staatsangehörige aus dem ex-jugoslawischen Raum und der Türkei spielen in der Zuwanderungsstatistik keine grosse Rolle mehr, so dass sie jetzt in der Kategorie «übriges Ausland» geführt werden. Diese aus 126 Nationen zusammengesetzte Gruppe vereinigt unter dem Strich allerdings die Hälfte aller Zuwanderer. Sogar ein Zuzüger aus der «Antarktis & Antarktische Inseln» ist darunter aufgeführt.
Nach wie vor negativ ist das Wanderungssaldo aus und nach Baselland: 2016 sind 2593 Menschen aus dem Baselbiet in die Stadt gezogen, gleichzeitig nahmen aber 3987 Personen den umgekehrten Weg unter die Füsse beziehungsweise Räder des Umzugs-Camions.
450 Asylsuchende in Basel-Stadt
Ende 2016 lebten knapp 450 Asylsuchende, 730 vorläufig Aufgenommene und 700 anerkannte Flüchtlinge in Basel-Stadt. Seit 2007 hat ihre Anzahl um knapp 18 Prozent oder 281 Personen zugenommen. Sie machen zusammengenommen einen Anteil von 0,9 Prozent an der Gesamtbevölkerung aus.
Die meisten Asylsuchenden stammen aus Eritrea, Syrien und Afghanistan. Syrer und Eritreer sind auch bei den vorläufig Aufgenommenen am stärksten vertreten. Bei den anerkannten Flüchtlingen schwingen die Eritreer klar oben auf, mit grossem Abstand gefolgt von Menschen aus Sri Lanka und der Türkei. 2007 stammten die meisten Flüchtlinge aus Sri Lanka, gefolgt von Menschen aus Serbien, Montenegro und dem Kosovo.