«Wir wissen, dass die Herbstwarenmesse Generationen von Baslern viel Freude gemacht hat.» Das verkündet Daniel Nussbaumer, Messeleiter Herbstwarenmesse und Muba, in einer Medienmitteilung.
Beides ist aus der Zeit gefallen: Herbstwarenmesse und Muba. Die Herbstwarenmesse so sehr, dass sie jetzt tot ist.
Waren, deren Bestimmung es ist, vermehrt, immer und immer wieder neu erfunden zu werden oder zumindest auf eine bestimmte Saison hin hübsch aufgetakelt, um begehrenswert zu erscheinen, solche Waren lassen sich nicht mehr «gewinnbringend optimiert» an einer Messe verkaufen. Sie wissen schon: «stärkere Konkurrenz durch Internetplattformen» und all das.
Tragisches Ende einer Tradition.
Verschenkte Würze
Dabei war es so schön mit ihr, der Herbstwarenmesse. Damals, als man noch nicht selbst entscheiden durfte, wo es langging. Als die eiserne Hand des Vaters oder die der Mutter die Richtung vorgab, und man dann dort landete, wo so eine Hand unweigerlich hinführen musste in einer Zeit, als noch das ganze Shopping-Internet in der Rundhofhalle Platz fand.
So stand man dann vor der neuen Skiausrüstung. Oder vor der Dose Bouillon, die damals jeder erwachsene Mensch zu horten schien, nur um jederzeit ein nützliches Weihnachtsgeschenk für die auswärtigen Verwandten auf Lager zu haben, weil die womöglich gar keinen Zugang zu einer Herbstwarenmesse hatten, also erst recht nicht zur vielleicht besten Bouillon der Welt. Denn die gab es damals einzig und allein an der Herbstwarenmesse zu kaufen. Oder dann wieder an der Muba, aber die war halt nicht so nah an Weihnachten, insofern eher uninteressant für grosse Bouillon-Fans.
Spannend war es natürlich weder für mich noch für sonst ein Kind in Basel, wenn sich Mutter plötzlich brennend für eine revolutionär moderne Dampfreinigungsmaschine interessierte. Aber dafür gab es auf der nächsten Etage bestimmt wieder etwas zum Spielen oder noch besser: etwas zu naschen.
Mich kann man so heute noch kaufen. Aber eben, meine Mutter geht wegen einer Dampfreinigungsmaschine nicht mehr an die Messe. Elektroschrott kauft sogar sie sich heute im Internet.
Bo Katzman und der Boogie-Woogie-Mann
Was man sich im Internet allerdings nicht kaufen kann: die exklusiven Shows von lustigen Menschen zwischen den Verkaufsständen. Der unvergessene Boogie-Woogie-Mann am Piano zum Beispiel. Oder Bo Katzman und seine Band, die standen damals an der Herbstwarenmesse auf einer Bühne. Danach habe ich die nirgends mehr gesehen.
Auch Kliby und Caroline – nie mehr gesehen. Dabei waren die verhältnismässig lustig, bevor es das Internet gab und man noch nicht entscheiden durfte, wo es langgeht.
Nun, wir wollen nicht nostalgisch werden. Zumal: Die Wein- und Feinmesse soll es ja weiterhin geben. Und wie gesagt: Mit etwas zum Naschen kann man vermutlich sogar meine Mutter noch immer kaufen. Aber eins frage ich mich schon: Wie sollen künftige Generationen lernen, wie man die richtige Bouillon kauft, wenn sie dabei nicht ihren Eltern über die Schultern schauen können?
Tragisches Ende einer Konsumkultur.