Seit diesem Mittwochmorgen ist es offiziell: Christoph Blocher, Markus Somm und Rolf Bollmann verkaufen die «Basler Zeitung» an das Zürcher Verlagshaus Tamedia. Im Gegenzug erhält die Zeitungshaus AG, die von Bollmann geführt wird, mehrere Lokalanzeiger aus der Westschweiz und dem Raum Zürich.
In einer Medienmitteilung erklärt Bollmann, die Medienvielfalt in der Nordwestschweiz sei mit dem Verkauf der BaZ an Tamedia gewahrt.
Tamedia schreibt, es bleibe eine «starke Regionalredaktion» in Basel erhalten, die «auch in Zukunft eine Zeitung aus Basel für Basel» biete.
Und so lief die Medienkonferenz im Hotel Euler am Bahnhof SBB ab:
- Christoph Blocher erklärt, dass die Basler Zeitung AG 2012 nach dem Kauf rund 7 Millionen Franken Verlust schrieb und es damals darum ging, die Zeitung in die schwarzen Zahlen zu bringen.
- Bei den Abonnenten habe es einen «Schwund» gegeben, so Blocher. Dieser sei «aber nicht übertrieben gewesen».
- Auf die Nachfrage eines TagesWoche-Journalisten, warum Blocher den Verlust von etwa 75’000 Lesern seit Ende 2010 auf heute noch knapp 100’000 Leser als «nicht übertrieben» darstelle, reagiert Blocher erzürnt. Diese Zahlen könne man so nicht vergleichen: «Auf jeden Fall hat die BaZ noch mehr Leser als Ihre Gratiszeitung.»
- Schliesslich habe man feststellen müssen, dass es keine Massnahmen mehr gegeben habe, die den finanziellen Druck auf die Zeitung hätten aufhalten können, sagt Blocher. «Wir haben uns gefragt: Was können wir tun, damit die BaZ langfristig überlebt? Als Stadtzeitung mit eigenem Wirtschafts- und Inlandteil ist das nicht mehr möglich.» Also habe man nach Käufern gesucht.
- Alle Verhandlungen über Mantelkonzepte oder Ähnliches seien gescheitert, erklärt Blocher weiter. «Wir sind zum Schluss gekommen, dass es keine bessere Lösung gibt als den Verkauf an – wie heisst der Verlag – Tamedia, ah ja.»
- Warum konnte die BaZ auch überregional nicht Fuss fassen? Blocher: «Basel hat eine eigene regionale Ausstrahlung und ist auch nicht schweizerisch. Die Stadt will auch nicht schweizerisch sein.» Auch daran sei das Projekt einer überregionalen Zeitung gescheitert.
- Auf die Frage, ob er bei den Lokalanzeigern, die er im Tausch für die BaZ erhält, Redaktoren einstellen würde, die einen rechtsbürgerlichen Kurs verfolgen, sagt Blocher: «Ich habe bei der ‹Basler Zeitung› nie publizistisch Einfluss genommen, nie Vorschläge gemacht oder etwas angeordnet. Ich werde dafür sorgen, dass wir bei den neu erworbenen Lokalanzeigern gute Leute haben. Wir werden sicher keine linke Zeitung machen.»
- Pietro Supino, der Verwaltungsratspräsident von Tamedia, sagt zum Kauf der BaZ und Verkauf der Lokalanzeiger: «Ich habe zwei Seelen in meiner Brust. Wir geben bedeutende Titel ab, namentlich das ‹Tagblatt der Stadt Zürich› sowie weitere Titel, die uns am Herzen liegen. Andererseits ist es die allgemeine Entwicklung der Medienbranche, die zum Umstand führt, dass wir mit der BaZ zusammenkommen können. Vor zehn bis zwanzig Jahren wäre das schwer vorstellbar gewesen.»
- Ob der Kauf zu Kündigungen oder Umstrukturierungen bei der BaZ führen wird, sagt Supino nicht. Für ihn sei die Qualität und Unabhängigkeit im Journalismus zentral. «Ziel unserer Zeitungen ist nicht, Politik zu machen. Wir wollen auch keine Meinungen machen, sondern Menschen informieren und für sie Orientierung bieten, damit sie sich eine eigene Meinung machen können.»
- Markus Somm bleibt an der Medienkonferenz grösstenteils stumm. Bleibt er im Verwaltungsrat der Zeitungshaus AG, die jetzt Lokalanzeiger statt die «Basler Zeitung» besitzt? Somm: «Dazu sage ich im Moment nichts.» Auch die Frage, wie er seine Aufgabe als Autor bei Tamedia angehen wolle, lässt Somm unbeantwortet.
Der Artikel wird laufend aktualisiert.