Auf den jüngsten Plakaten des Basler Tiefbauamts sehen wir ein schwer definierbares Getier. Immerhin: Meistens schaut das irrsinnig glücklich aus. Völlig überdreht eigentlich. Wie eine eierlegende Wollmilchsau auf LSD, um genau zu sein. Bloss ohne Eier. Und vor allem auch ohne Wolle.
Um Wolle gehts denn auch gar nicht. Wenn schon, dann gehts um Wollen oder Nichtwollen! Das kennt ja jeder von sich selbst am besten: Wenn ein Amt von uns Bürgern will, dass wir etwas tun, dann wollen wir meistens genau das nicht wirklich. Gar nicht mal unbedingt aus Prinzip. Oder weil wir doof fänden, was das Amt will. Kein Müll auf den Boden, das findet von der Idee her nun wirklich jeder gut. Und wenn sich das Amt drum kümmert: umso besser.
Aber es ist eben kompliziert. Wir Bürger, wir sind ja an sich verantwortungsbewusst. Wir sind voll gegen Abfall auf dem Boden. Aber da ist halt noch was anderes. Unser innerer Schweinhund nämlich. Das hat das Amt für Umwelt und Energie wirklich gut erkannt. Dass der da ist. Und unserem «sauberen Basel» im Weg steht.
Genau darum soll das latent ungesunde, aber doch unerhört fröhliche Geschöpf auf den acht lustigen Plakaten so einen inneren Schweinehund darstellen. Einer, der uns sagt: «Easy». Sie verstehen schon. Abfall entsorgen, gar nicht so schwer, kannst du auch, nur kurz Schweinehund an die Leine, und schon schnürt sich auch das Altpapier wie von selbst zu säuberlich gestapelten Bündeln. «Easy» eben.
Aber jetzt kommts: Weil auf fast jedem Plakat gross «easy» steht, dachte sich in Basel wohl jeder einfach: «Easy»! Und nichts weiter. Papierabfall weiterhin im Papiersack, Abfall weiterhin zack auf den Boden und Zigarettenstummel sowieso. «Easy» halt.
Bis jetzt einer von «20 Minuten» diese Plakate genauer angeschaut hat. Und zwar alle. Kann man ja mal machen, gut einen Monat nach Kampagnenstart. Et voilà, schon ein Skandal! Das achte Plakat ist nämlich überhaupt nicht «easy». Genau das Gegenteil, wenn mans genau nimmt. «Fr. 80.– Busse», seht da nämlich drauf. Für «Wegwerfen von Zigaretten im öffentlichen Raum».
Achtzig Franken! Den Journalisten muss es ähnlich verchlöpft haben wie die Milchsau auf dem Plakat. Schock total! Und dann sagt der Typ vom Amt auch noch sinngemäss: «Jaja, pass auf, das mit der Busse, das ziehen wir ab Mai jetzt wirklich durch.»
Man kann es nur vermuten, aber am liebsten hätte der Journalist danach doch seinen Artikel in Grossbuchstaben geschrieben. Mit Ausrufezeichen überall! FAKT!!!!
Zum Glück kann man heutzutage rasch jemand losschicken, der ein beruhigendes Umfrage-Video zusammenschustert. Und siehe da, der Tenor der vorwiegend jugendlichen Stimmen: «Schon ziemlich brutal, aber schlussendlich, wenn man sichs überlegt, wäre es sicher vielleicht eine gute Idee.»
Dem stimmen sogar die für gewöhnlich andersdenkenden «20 Minuten»-Leser zu. Die würden natürlich am liebsten gleich noch viel mehr Varianten der freien Abfallentledigung verbieten. Tja. Leider, leider geht das nicht. Denn die Littering-Strategie des Kantons hat dem längst einen Riegel geschoben.
Aber eine Frage stellt sich schon noch: Warum die Kampagne ausgerechnet einzig jene Schweinehunde explizit übers Portemonnaie dressieren will, die Tag für Tag nichts Gescheiteres mit ihrem Geld anzustellen wissen, als es in Rauch aufzulösen. Sicher auch «vielleicht eine gute Idee».