Die grosse Basler Museums-Rochade ist möglich: Bautechnische Abklärungen haben ergeben, dass der Basler Ur-Museumsbau an der Augustinergasse nach dem Auszug des Naturhistorischen Museums als neuer Standort für das Antikenmuseum und die Skulpturhalle genutzt werden könnte. Dies hat Regierungspräsidentin Elisabeth Ackermann an einer Medienkonferenz bekannt gegeben.
Die Abklärung der Nachnutzung des Berri-Baus war von der Bildungs- und Kulturkommission des Grossen Rats eingefordert worden – als Bedingung für die Bewilligung des Kredits für den Neubau des Naturhistorischen Museums und des Staatsarchivs beim Bahnhof St. Johann. Die Regierung hat die Neunutzung des Baus durch das Antikenmuseum nun offiziell abgesegnet. Voraussetzung ist natürlich aber nach wie vor, dass der Grosse Rat den 195-Millionen-Neubau im St. Johann bewilligen wird.
Christian Mehlisch von Immobilien Basel-Stadt sagte, dass die Abklärung des Tragevermögens und der Stabilität der Böden zu einem überraschend positiven Ergebnis geführt hätten. Es werden nicht allzu viele statische Anpassungen nötig sein, damit der Boden auch die schwerste römische Marmorskulptur von anderthalb Tonnen Gewicht wird tragen können. Auch das Raumklima und die Besucherinfrastruktur lassen sich laut Mehlisch so anpassen, dass sie den Anforderungen des Antikenmuseums genügen könnten.
Die Böden halten schwersten Skulpturen stand
Wo einst die Basler Gemäldesammlung untergebracht war, sollen in Zukunft Gipsabgüsse antiker Skulpturen auf ihre Bewunderer warten.
Ein gewichtiges Wort bei der Sanierung wird die Denkmalpflege haben. Der Museumsbau von Melchior Berri aus dem Jahr 1849 gilt als der bedeutendste klassizistische Monumentalbau der Schweiz. Weil es mit der Zeit viele und zum Teil massive architektonische Eingriffe gab, wird es darum gehen, die Originalsubstanz so gut wie möglich wieder herzustellen. In erster Linie betrifft dies die Zwischengeschosse in den einstmals hohen Ausstellungsräumen im Erdgeschoss. Sie sollen verschwinden, was aber zu einer Verringerung der Ausstellungsfläche führen wird.
Damit kann der Direktor des Antikenmuseums, Andrea Bignasca, aber gut leben. Er oder seine Nachfolgerin wird im neuen Haus wesentlich mehr Platz haben als am jetzigen Standort am St. Alban-Graben. Grosses Zückerchen ist der Plan, den geräumigen Innenhof des Berri-Baus zu überdachen und damit zur Ausstellungshalle umzuwandeln. «Ich bin überzeugt, dass wir ein Super-Museum werden eröffnen können», sagte er.
Grosse Entdeckungen erlebbar machen
Zum «Super-Museum» wird das neue Haus nicht zuletzt, weil die heute ausgelagerte Sammlung an Gipsabgüssen berühmter antiker Plastiken in das Antikenmuseum integriert werden kann. Bignasca hat hier schon ziemlich konkrete Vorstellungen: Im Innenhof will er dem «weltberühmten» Abguss des Frieses des Parthenon-Tempels aus Athen einen prominenten Platz einräumen. Und in einem der Oberlichtsäle im zweiten Obergeschoss will er die Szenerie des ehemaligen Skulpturensaals bei der Kunsthalle nachstellen.
Für Bignasca bietet der klassizistische Bau mit seinen architektonischen und dekorativen Bezügen zur Antike grundsätzlich den idealen Rahmen für ein Museum der Antike. «In ausgewählten Räumen werden wir die glorreiche Zeit der grossen Entdeckungen erlebbar machen können», schwärmt er. Regierungspräsidentin Ackermann pflichtet ihm bei und erinnert daran, dass in den Unterlagen zum ursprünglichen Architekturwettbewerb für den Museumsbau von einem «Tempel des Apollo» die Rede gewesen sei.
Umzug frühestens 2027/2028 möglich
Von heute auf morgen wird der begeisterte Museumsdirektor mit seinen antiken Objekten aber nicht umziehen können. Als Erstes muss das Naturhistorische Museum in den geplanten Neubau im St. Johann umziehen, der aber erst einmal gebaut werden muss. In den nächsten Monaten kommt das Neubauprojekt in den Grossen Rat. Bewilligt dieser den Baukredit, kann der Neubau bis 2023 errichtet werden.
Danach muss der Berri-Bau umfassend saniert werden, was wiederum mehrere Jahre in Anspruch nehmen wird. Das Antikenmuseum wird also frühestens 2027/2028 an den neuen Standort umziehen können.
Wie viel die Sanierung des Baus kosten wird, konnten die Verantwortlichen an der Medienkonferenz noch nicht sagen. Im Ratschlag zum Neubau des Naturhistorischen Museums und Staatsarchivs werden die Kosten auf rund 110 Millionen Franken geschätzt. Auch ist noch nicht festgelegt, wie die heutigen Räumlichkeiten des Antikenmuseums künftig genutzt werden sollen. Ackermann sagte lediglich, dass eine Nutzung durch den Kanton nicht vorgesehen sei.