Zum Immobilienbesitzer werden mit bloss 50’000 Franken? Firmen wie Crowdhouse machen es möglich und versprechen attraktive Renditen. Immobilienexperten warnen jedoch vor dem Geschäftsmodell.
Alben, Theaterproduktionen oder sogar Medienprojekte lassen sich über den Schwarm finanzieren, das ist bekannt. Doch dass sich das Crowdfunding auch auf handfesten Märkten als valable Finanzierungsalternative durchsetzt, gilt hierzulande noch als Ausnahme.
Crowdhouse heisst ein Zürcher Unternehmen, welches dieses junge Finanzierungsmodell seit Ende 2015 auf den Immobilienmarkt anwendet. Bei Crowdhouse können sich Investoren mit vergleichsweise kleinen Beträgen an einer Liegenschaft beteiligen. So liegt das Mindestinvestment für diese beiden Wohnhäuser im Fricktal bei gerade einmal 50’000 Franken. Ein Betrag bei dem sich sonst von Immobiliengeschäften nur träumen lässt.
Renditen von über sechs Prozent versprochen
Die Liegenschaften im Fricktal stellen bereits das zweite Crowdhouse-Investment in der Region Basel dar. Generell befinden sich die meisten Objekte in der Agglomeration. «In den urbanen Gebieten werden Immobilien oft überteuert angeboten», sagt Mitgründer und Verwaltungsratspräsident Ardian Gjeloshi. Ausserdem achte das Unternehmen darauf, dass sich die Mieten in den erworbenen Liegenschaften im bezahlbaren Rahmen bewegen. «So können wir eine hohe Mietauslastung gewährleisten.»
Die Mieteinnahmen fliessen anteilsmässig auf die Konten der Investoren. Crowdhouse lockt mit Renditen von teilweise über sechs Prozent. Kein schlechtes Angebot, vor allem in Zeiten des Negativzinses. In etwas mehr als einem Jahr habe Crowdhouse denn auch zusammen mit rund 300 Investoren insgesamt 16 Liegenschaften finanziert, wie Gjeloshi erzählt.
Auch wenn die Mindestbeträge recht tief ausfallen und Immobilien als einigermassen sichere Anlage gelten, Investitionen bei Crowdhouse sind nicht für Jedermann geeignet. Das Erbe von der reichen Tante? Die hart ersparten Tausender auf dem Bankkonto? Wer sich mit der Materie nicht auskennt, sollte die Finger davon lassen. «Wir richten uns an eher erfahrene, vermögende Investoren», sagt Gjeloshi. Der Immobilienmarkt sei mit Risiken behaftet, wie andere Anlageklassen auch. «Dessen sollte sich jeder bewusst sein, der bei uns investieren will.»
«Der Immobilienmarkt wird anspruchsvoller, Wertverluste sind denkbar.»
Vor übereilten Einlagen durch unerfahrene Kleininvestoren warnen auch die Vertreter der klassischen Immobilienwirtschaft. Michel Molinari ist Präsident des hiesigen Ablegers des Schweizerischen Verbands der Immobilienwirtschaft. Molinari hat grössere Vorbehalte gegenüber dem Geschäftsmodell von Crowdhouse. «Noch fehlen die Erfahrungen mit solchen Investitionsvehikeln.»
Der Immobilienmarkt habe ein unüblich lang andauerndes Hoch durchlaufen, welches sich nun dem Ende zuneige. «Der Markt wird anspruchsvoller werden, auch Wertverluste sind denkbar», sagt Molinari. Als einer von vielen Miteigentümern habe man keine Verfügungsgewalt über die Liegenschaft. «Wenn der Wert sinkt, wollen plötzlich alle aussteigen. Was passiert dann? Wie ist der Verkauf der Anteile geregelt?»
Skeptisch ist auch Andreas Zappalà, FDP-Grossrat und Geschäftsführer des Hauseigentümerverbandes Basel-Stadt. «Das gegenwärtige Marktumfeld mit Negativzinsen dürfte dieses Geschäftsmodell begünstigen.» Für jemanden, der wirklich eine Liegenschaft kaufen wolle, sei das Crowdinvesting jedoch weniger interessant, ist Zappalà überzeugt.