Seit November können Kunden am SBB-Billettautomat die digitale Währung Bitcoin kaufen. Das Angebot ist jedoch teuer und intransparent.
Es war ein gelungener PR-Coup, den die SBB im November präsentierten: Ihre Kunden können an den Billettautomaten neuerdings die digitale Währung Bitcoin kaufen. Nur: Das Angebot entpuppt sich bei genauerem Hinsehen als nicht sehr kundenfreundlich.
Denn auf dem Bildschirm steht kein Kurs. Es steht nur, wie viel Bitcoins der Kunde für 20, 50 oder 100 Franken erhält. Um das Angebot mit anderen Anbietern zu vergleichen, müssen Kunden anhand dieser Zahl den Kurs selbst ausrechnen.
Der Kurs, den die SBB an über 1000 Automaten anbieten, liegt deutlich über dem Angebot von Online-Diensten wie Coinbase oder Bitstamp. So zahlt man bei einem grossen Online-Anbieter – Stand Donnerstag, 18.09 Uhr – 935 Euro pro Bitcoin. Bei den SBB sind es zur gleichen Uhrzeit umgerechnet 21 Euro mehr.
Keine Auskunft über Kurse
Der Bitcoin-Kurs ist sehr volatil. Deshalb müssen Währungsschwankungen minutengenau berücksichtigt werden. Ob das bei den SBB geschieht, ist unklar. Stichproben an drei verschiedenen Tagen zeigen, dass der Kurs jeweils zwischen 16 und 22 Euro höher liegt als derjenige von den grössten Online-Anbietern zur exakt gleichen Zeit. Dazu kommt eine Bearbeitungsgebühr von sechs Prozent, die die SBB verlangen.
Woran sich der Kurs an den Automaten orientiert und in welchem Intervall die Kurs-Änderungen an die Kunden weitergegeben werden, sagen die SBB nicht. Der Bitcoin-Anbieter Sweepay, mit dem die SBB zusammenarbeiten, müsse diese Fragen beantworten, heisst es.
Die E-Mail-Anfrage an Sweepay bleibt unbeantwortet. Am Telefon reagiert Geschäftsführer Heinz E. Mühlethaler unwirsch. Man orientiere sich am «gültigen Kurs». Was heisst das konkret? «Geht Sie nichts an», erklärt Mühlethaler, der neben Sweepay ein halbes Dutzend Firmen an seiner Adresse in Zug angemeldet hat. Dann bricht er das Telefonat ab.
«Transparenz muss gewährleistet sein»
Auch andere Anbieter betreiben Bitcoin-Automaten in der Schweiz. Zum Beispiel Bitcoin Suisse. An einem ihrer Automaten an der Clarastrasse liegt der Kurs zwar etwas über dem Angebot der SBB. Bitcoin Suisse legt jedoch offen, wie der Kurs zustande kommt. Er orientiere sich an Anbietern wie Kraken.
Guillaume Saouli, der Co-Präsident der Piratenpartei, kritisiert die SBB dafür, dass sie nichts über ihr Angebot bekannt geben: «Transparenz muss gewährleistet sein. Sonst kaufen die Kunden blind – das ist kein faires kommerzielles Geschäft.»
Luzius Meisser von der Bitcoin Association Switzerland findet nichts Verwerfliches am SBB-Angebot: «Banken machen es doch genauso. Dort ist auch nicht transparent, wie Verkaufskurse zustandekommen.» Meisser findet lediglich die Gebühr von sechs Prozent «relativ hoch».
Die digitale Währung gilt als Ware
Wie es zur Zusammenarbeit mit Sweepay kam und wie viel die Firma für die Benutzung der Automaten zahlt, sagen die SBB nicht. Auch wollen sie keine Zahlen nennen, wie das neue Angebot genutzt wird.
Die Finanzmarktaufsicht (Finma) kontrolliert die Bitcoin-Kurse nicht, weil es sich nicht um eine Währung handle. Die digitale Währung gilt rechtlich als Ware und fällt deshalb nicht unter das Finanzmarktinfrastrukturgesetz.
Auch der schweizerische Preisüberwacher macht keine Kontrollen im Bereich Bitcoins. Die Anbieter können also tun und lassen, was sie wollen. Solange es Kunden dafür gibt, läuft das Geschäft.