Lauter Lob von Lehrlingen für Chefs: Zu schön, um wahr zu sein

Lehrlinge erzählen ihren Bossen, was sie ihnen schon immer mal sagen wollten. Das versprach das Forum für Berufsbildner. Zu hören war nur Lob. Kann das sein?

Alles Theater? Zumindest startete die Veranstaltung mit Schauspiel. 

Der Titel des 5. Forums für Berufsbildner/-innen versprach einen spannenden Dienstagnachmittag: «Was ich meinem Berufsbildner schon immer sagen wollte.» Für einmal sollten am Forum Lehrlinge im Zentrum stehen. Freimütig reden, den Chefs «Tipps für eine erfolgreiche Zusammenarbeit und den Umgang im Berufsalltag» geben.

Die Ausbildner sollten über ihren Umgang mit Lernenden nachdenken, denn der sei «mitentscheidend für einen erfolgreichen Lehrverlauf».

Doch Beschwerden gab es im Volkshaus keine zu hören. Nur Lob für all die Vorgesetzten. Was ist bloss mit den Lehrlingen los?

Harzig, verhalten

300 Ausbildnerinnen und Ausbildner kamen ans Forum, das vom Gewerbeverband Basel-Stadt, dem Erziehungsdepartement und dem Netzwerk Berufsbildner/-innen organisiert wurde.

Zum Auftakt führten Auszubildende auf der Bühne ein kurzes Theaterstück auf. Durchaus mutig, sechs Lehrlinge vor 300 Chefs. Doch die Vorführung fiel zahm aus: Es ging um alltägliche Sorgen. Zum Beispiel das Gleichgewicht zwischen Schule, Arbeit und Privatleben. Oder die unangenehme Mischung von Überstunden, schwerer Arbeit, schlechtem Lohn und ruppigem Umgangston. Die Botschaft: Den perfekten Berufsbildner gibt es, genauso wie den perfekten Lernenden, nicht.

Die anschliessende Diskussion verlief noch zahmer: Die Berufsbildner sollten darüber nachdenken, was sie schon immer sagen wollten, und dies dann mit der Runde teilen. Nur klappte das nicht: Es meldete sich keiner. Nach betretenem Schweigen und einer verzweifelten Zusammenfassung ging die Veranstaltung frühzeitig zu Ende.

Lauter glückliche Lehrlinge

Später, beim Apéro, konnte man mit den Lehrlingen genauer über ihre Erfahrungen im Job reden. Doch es waren nur die Bühnen-Lehrlinge zugegen. Kritik gab es von ihnen – auch auf Rückfrage – nicht zu hören.

«Was mir an meiner Berufslehre bis jetzt extrem gut gefallen hat, ist, dass meine Vorgesetzte mir extrem viel Vertrauen geschenkt hat. Ich konnte nicht nur kleine, sondern auch grosse Aufgaben übernehmen. Das hat mir ermöglicht, sehr schnell und viel zu wachsen. Ich fühle mich für die echte Berufswelt vorbereitet.»

– Yara Schaub (Kauffrau, Manor AG)

Yara Schaub

«Ich schätze es wirklich, dass wir recht grosse Freiheit bekommen haben. So konnte ich mich vielleicht in einer Art weiterbilden, die nicht direkt mit meiner Lehre zu tun hat. Mir wurden auch Aufgaben zugeteilt, die auf hohem Niveau sind. Ich glaube, in so einer Umgebung kann ich mich am besten entwickeln.»

– Felix Eichenlaub (Automatiker, Sauter Schweiz AG)

Felix Eichenlaub

«Wenn ich irgendein Problem habe – auch wenn es ein persönliches Problem ist –, kann ich immer zu meinem Berufsbildner kommen. Das schätze ich extrem. Überhaupt bin ich einfach mega froh, dass ich dort arbeiten kann. Ich habe nämlich die Lehre gewechselt. Bei der alten Lehre war halt das Problem, dass niemand für mich Zeit hatte. Jetzt geht es mir aber gut.»

– Sara Jane Schwyzer (Kauffrau, Ausbildungsverbund GVBS)

Sara Jane Schwyzer

«Was ich ganz toll finde bei meinem Berufsbildner, ist, dass er sich immer Zeit nimmt und auch auf Feedback eingeht. Meine Erfahrung ist hauptsächlich positiv. Und ich muss sagen: Ich hab eine top Ausbildung. Es ist wirklich eine super Firma.»

– Daniel Richter (Elektroniker, Endress+Hauser Flowtec AG)

Daniel Richter

Was wollten Sie Ihrem Ausbildner immer schon sagen?

Zu viel Harmonie hat diese Veranstaltung zu einem an sich wichtigen Thema verunglücken lassen. Vor allem auch, weil die anwesenden Ausbildner nicht bereit waren, aus dem Nähkästchen zu plaudern.

Aber was nicht war, kann ja noch werden: Was wollten Sie Ihrem Ausbildner schon immer sagen? Sind Sie in der Lehre, haben Sie eine gemacht – und möchten Sie Ihrem Chef etwas mitteilen? Melden Sie sich.

Entweder via E-Mail mit Betreff «Ausbildner» an redaktion@tageswoche.ch, oder gleich hier unten:

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