Die Aktionärsvereinigung Actares will den Vergütungsbericht an der UBS-Generalversammlung ablehnen. Hohe Boni und hohe Verluste würden nicht zusammenpassen, kritisiert die Vereinigung. Die Skandale und Rechtshändel hätten in der Bank zu keinem wirklichen Wandel geführt.
Wie viel soll ein Topmanager verdienen? Wie viel mal mehr als der Mitarbeiter mit dem tiefsten Lohn? Höchstens 12 Mal mehr, wie die Juso fordern? Oder darfs auch etwas mehr sein – über 120 Mal so viel, wie das heute zum Beispiel bei der UBS der Fall ist?
Solche Fragen haben wir nach der Kontroverse um die Basler 1.Mai-Feier zehn Topmanagern gestellt, unter anderem auch dem UBS-Chef Sergio Ermotti.
Die Antwort war sehr höflich. Die Frage nach dem gerechten Lohn und des Verhältnisses von Arm und Reich in einer Gesellschaft seien «sehr relevant», hiess es darin.
Vor der Generalversammlung möchte CEO Sergio Ermotti zu den Vergütungen aber nichts sagen. «Diese konkrete Frage wird dort besprochen und gelöst – zusammen mit den Aktionären», wurde uns beschieden. Alle weitergehenden Fragen müssten von der Politik beantwortet werden.
Spätestens seit heute ist abzusehen, dass die Lohndebatte auch an der Generalversammlung der UBS von morgen Donnerstag kontrovers geführt wird. Dafür sorgt die Aktionärsvereinigung Actares mit ihrem angekündigten Widerstand gegen den Vergütungsbericht. Die «unzähligen Skandale, die auch 2012 ans Licht kamen», seien nicht nur Altlasten von früher, schreibt die Vereinigung in einer Mitteilung. Sie beruhten auch auf Geschäftspraktiken, die noch bis vor kurzem ausgeübt worden seien. Die Bank könne darum die Verantwortung nicht auf die frühere Führung schieben.
Kein bisschen besser geworden?
Actares fragt sich, ob es die «neue UBS» wirklich gebe. Wenn die Bank behaupte, nur mit marktüblichen Löhnen liessen sich die besten Leute anwerben und diese besten Leute für die Skandale mitverantwortlich seien, müsste eigentlich ein Umdenken stattfinden – auch was die Vergütungen anbelangt.
Dem sei aber nicht so: Immer noch gebe es millionenschwere Antrittszahlungen und Vergütungen für Verwaltungsratspräsident und Konzernchef. Gerade in einem Jahr mit Milliardenverlust könne das nicht angehen. Letztlich gingen alle die Rechtsstreitigkeiten wegen der Skandale zulasten der Aktionäre, schreibt Actares.
«Arschloch bleibt Arschloch»
Ungewohnt böse Worte (und erst noch von ungewohnter Seite) musste sich Ermotti auch schon vor der Generalversammlung anhören. Die Aufsehen erregende Aussage des FDP-Präsidenten Philipp Müller an einer öffentlichen Parteiversammlung über einen Schweizer Topmanager («ein Arschloch bleibt ein Arschloch») war offenbar auf ihn gemünzt. Der Wutausbruch ging laut Presseberichten auf ein Treffen der beiden vor wenigen Wochen zurück. Bei dieser Gelegenheit kam Müller auf die 1:12-Initiative der Juso zu sprechen, wobei er von Ermotti wissen wollte, wie der dem Volk seinen Lohn von 7,2 Millionen Franken erklären könne. Ermotti korrigierte, er verdiene 8,9 Millionen Franken – was Müller als arrogant empfand. Dabei wollte Ermotti laut «Blick» nur seinen Lohn korrekt angeben und sogar Verständnis für die Kritik an den Millionen-Salären signalisieren.
Hohe Löhne, hohe Verluste
Fakt ist, dass sich die Höhe der Löhne nicht mit einem guten Geschäftsgang im vergangenen Jahr rechtfertigen lassen. Die UBS hatte 2012 einen Verlust von 2,5 Milliarden Franken ausgewiesen und damit zum vierten Mal seit Ausbruch der Finanzkrise 2007 im Minus geschlossen. Als Gründe wurden vor allem Restrukturierungskosten, Abschreiber im verkleinerten Investmentbanking und die Busse von 1,4 Milliarden Franken im Libor-Skandal genannt. Zudem bildete die Bank wegen Klagen Rückstellungen.