Wie gut sind unsere Beizen? Die dritte Runde in unserer Test-Tour mit einem Besuch im «Schützenhaus», dem «Volkshaus», dem «5 Signori» und dem Bohrerhof in Allschwil.
Restaurant Schützenhaus: Wir haben das Schützenhaus vor längerer Zeit, genauer gesagt ein paar Wochen nach der Übernahme durch Gastgeber Peter Wyss, getestet und konnten nicht verstehen, dass kaum Besucher zu finden waren. Das Traditionslokal erschien uns in alter Frische, die gutbürgerliche Küche begeisterte in bekannter Kunsthalle-Qualität. Weshalb also diese beinahe gähnende Leere? Nach langer Pause also ein zweiter Versuch, diesmal im schönen Garten, denn gemäss Kalender herrscht noch Sommer. Die Stimmung ist komplett anders, das Schützenhaus scheint seine Stammkundschaft und seinen Rhythmus wiedergefunden zu haben. Zum Glück, denn die Oase in Innerstadtnähe ist aus der Gastroszene nicht wegzudenken. Wir bestellen zwei Klassiker, Wurstsalat und Penne all’arrabiata, alles wunderbar, verbringen eine kurze, aber sehr erholsame Mittagspause im Grünen und beschliessen die Vergabe der Höchstpunkte.
Restaurant Bohrerhof, Allschwil: Man hört nur Gutes, und es fällt tatsächlich schwer, ein Haar in der Suppe zu finden. Doch vielleicht dieser winzige Kritikpunkt: Die Portionen sind einfach riesig, für Normalhungrige kaum zu bewältigen. Könnte man sie kleiner gestalten und vielleicht Nachschlag anbieten? Wie auch immer, der Bohrerhof ist in Bezug auf stabile Qualität, Service und Preis-Leistungs-Verhältnis ausgezeichnet. Das Lokal hat sehr viele Stammgäste, was schon mal für Markus Burger und sein überaus freundliches Team spricht. Man fühlt sich gut aufgehoben und wie zuhause. Wir lassen uns den Salat mit Eierschwämmli schmecken, auch die falschen Schnecken sind lecker. Schöner Garten, doch diesmal müssen wir vor dem Kaffee vor einem Gewitter flüchten. Kein Problem für die Serviceangestellten, die in Windeseile den Umzug aller Gäste ins Innere absolvieren.
Restaurant Volkshaus: Um es gleich vorwegzunehmen, drei von vier Personen an unserem Test-Tisch waren sehr zufrieden, was schon mal die Mehrheit ist. Der Eisbergsalat mit Parmesan und Croutons war nicht sehr originell, und etwas weniger Knoblauch wäre angebracht gewesen. Wirklich hervorragendes Rinderfilet, perfekt nach Wunsch gebraten, und ausgezeichnete Beilagen. Nicht begeistern konnte mich die in hellgrünem Pesto bepinselte Ofenkartoffel, die erstens nicht gar war und zweitens überhaupt nicht zu Kalbsbratwurst mit grobkörnigem Senf und fader Ofentomate passte. Der Kellner reagiert sympathisch auf meinen Einwand mit den Worten, er fände dieses Menü auch etwas seltsam. Also bitte dringend überdenken. Freundlicher Empfang, aufmerksamer Service, und im wunderschönen Hof sitzt man gut und gerne einen ausgedehnten Feierabend lang.
5 Signori: Da gibt es einfach nichts zu sagen ausser: besser geht es nicht. Wir sind komplett begeistert. Das Lokal ist an einem Freitagabend sehr gut besucht, doch wir haben während unseres Aufenthalts dauernd das Gefühl, persönlich und speziell betreut zu werden, was schon beim Empfang beginnt. Wir fühlen uns sofort wohl auf der kleinen Terrasse. Rindstatar und ein Salat an Himbeerdressing wecken die hohen Erwartungen an den Hauptgang. Wir werden nicht enttäuscht: Maispoularde und Ravioli sind ein Gedicht. Wir wählen aus der sorgfältig dotierten Weinkarte einen Tropfen, der uns leider gar nicht schmeckt und vom Kellner diskussionslos ersetzt wird. Seine Empfehlung («mein Favorit») ist umso besser. Auf keinen Fall verpassen sollte man das Trio von flambierten Crèmes brûlées – délicieux!
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Auswärts essen – Teil 1 / Teil 2.
Mehr Beizen, Geschichte und Test auch im Dossier: Gastronomie.