Die Grünraumbilanz im Gundeli ist durchwachsen

Viel zu reden gibt im Quartier neben der Zukunft der Kunsteisbahn derzeit das Grün- und Freiraumkonzept Gundeldingen. Neues Grün soll entstehen, aber es könnten möglicherweise auch bestehende Grünflächen abgeholzt werden. Eins der grössten Diskussionsthemen ist im Gundelinger Quartier neben der Zukunft der Kunsteisbahn Margarethen momentan die An- oder Abwesenheit von Begrünung. Zeit, sich einmal anzusehen, […]

Viel zu reden gibt im Quartier neben der Zukunft der Kunsteisbahn derzeit das Grün- und Freiraumkonzept Gundeldingen. Neues Grün soll entstehen, aber es könnten möglicherweise auch bestehende Grünflächen abgeholzt werden.

Eins der grössten Diskussionsthemen ist im Gundelinger Quartier neben der Zukunft der Kunsteisbahn Margarethen momentan die An- oder Abwesenheit von Begrünung. Zeit, sich einmal anzusehen, wie es denn derzeit aussieht mit dem Grün- und Freiraum im Gundeli.

Die Stadt lancierte dazu ein Mitwirkungsprojekt, geleitet von Susanne Brinkforth, Leiterin Freiraumplanung der Stadtgärtnerei Basel. Inzwischen ist die Planung fortgeschritten, über den Stand des Projekts wurde letztmals am 2. Juni öffentlich informiert.

Die Sitzung verlief nach Einschätzung einiger Beteiligter und auch der Leiterin Susanne Brinkforth «nicht so harmonisch», unter anderem wegen zweier Liegenschaften, in denen neu gebaut werden soll. «Das ist traurig», merkte Brinkforth auf Nachfrage an, «aber wir von der Stadtgärtnerei können das nicht beeinflussen.» Die fraglichen Grunstücke gehören nicht zur Allmend, wo die Stadt Einfluss hat. Aber dazu später.

Verbesserungen für die Gundeldinger Plätze in Sicht

Zuständig ist die Stadtgärterei hingegen für die Gundeldinger Strassen und Plätze – und da zeichnen sich Veränderungen ab. Etwa an der Hochstrasse, wo das zwischen dem Coop-Gelände und der Brücke Münchensteinerstrasse gelegene Gebäude abgerissen werden und der danebenliegende Platz dadurch erweitert werden soll.

Oder am Winkelriedplatz, wo ein neues Projekt zur Mitgestaltung durch die Bevölkerung geplant ist. Zudem soll der Margarethenpark saniert werden und auf der Pruntrutermatte gibt es nun eine neue Rutsche und einige Fitnessgeräte. «Kleine Erfolge, ich weiss», sagt Brinkforth, «aber das meiste ist eben im Planungsstadium. Das sieht man noch nicht.» Derzeit ist die Planerin dabei, das Budget zu beantragen.

Für ein weiteres Sorgenkind des Quartiers, den Meret-Oppenheim-Platz, ist wieder jemand anderes zuständig – die SBB. Im Rahmen der SBB-Umgestaltung wird sich da erst zeigen, wo die Gestaltung hingeht. Eine Einsprache des Neutralen Quartiervereins Gundeldingen gegen die Gestaltung der zukünftigen Bahnhofsunterführung ist hängig.

Die Quartierkoordination zieht bisher positive Bilanz

Gabriele Frank, Geschäftsstellenleiterin der Quartierkoordination Gundeldingen, zieht bisher eine positive Bilanz zum Grün im Gundeli. Sie ist zufrieden mit den bisherigen Mitwirkungsveranstaltungen. Zwischen 150 und 180 Ideen aus den Quartieren hätten Eingang in die Ideensammlung zum Grünraumkonzept gefunden, das sei schon einmal ein guter Erfolg. Zudem sei durch die Veranstaltungen und die Berichterstattung das Thema Grün im Gundeli aktueller geworden. Nun müsse man eben abwarten, was konkret daraus werde.

Vieles, da ist sich Frank mit Brinkforth einig, könne man leider nicht sehen. Frank findet es wichtig, dass es auch sichtbare Veränderungen im Quartier gibt. Und seien es die allerkleinsten. Da, sagt sie, hätte sich schon einiges getan in den privaten Bereichen, in den Vorgärten zum Beispiel.

Veränderung in kleinen Schritten

Im Büro der Quartierkoordination verteilt Frank Samen zur Verschönerung der Vorgärten und Balkone. Vieles, was das here Grün im Gundeli betreffe, sei Kleinarbeit, berichtet sie von ihrer Arbeit – Vernetzung und Kontaktpflege, die auf Quartierebene geleistet werden. Im Gundeldingerpark, der privates Gelände ist, kümmert sie sich gerade selbst um die Kommunikation mit dem Eigentümer, um auszuloten, wie sich auch mit kleinen Mitteln eine Veränderung erreichen lässt.



Das Gundeli hat neuerdings hängende Gärten. Auf dem Gundeldinger Feld wurden die Kauenkörbe begrünt.

Das Gundeli hat neuerdings hängende Gärten. Auf dem Gundeldinger Feld wurden die Kauenkörbe begrünt. (Bild: Daniela Gschweng)

Als Erfolg wertet sie auch, dass nun einige Baumpatenschaften von Schulen übernommen werden. Auch die Bepflanzung der Kauenkörbe auf dem Gundeldinger Feld durch Schüler fällt in diese Kategorie. Das habe nicht nur einen pädagogischen Wert, so werde die Sorge ums Grün auch in die Bevölkerung getragen. Private Initiativen wie die Baumpatenschaften der WGO sind die zweite Säule der Grünraumpflege und wichtig fürs Quartier, finden sowohl Gabriele Frank wie auch Susanne Brinkforth, weil sie ein grosses Aufwertungspotenzial haben.

Neues Grün und mehr gemeinschaftlicher Raum

Ebenfalls auf Privateigentümer zielt die Aktion «Unser Hinterhof» der Christoph Merian Stiftung, die zum Ziel hat, die Gundeldinger Hinterhöfe aufzuwerten, um gemeinsamen Raum für die Anwohner zu schaffen. Dabei geht es nicht nur um begrünte Höfe, sondern auch um eine soziale Aufwertung in Form gemeinschaftlicher Hinterhofgärten, Zusammenlegung kleiner Hinterhofparzellen und der Schaffung von Begegnungszonen für die Anlieger.

Die CMS unterstützt Hinterhofgemeinschaften dabei sowohl finanziell wie personell. In einem Auswahlprozess ausgewählt wurden dafür drei Initiativen von Mietern und Hauseigentümern im Geviert Blauensteiner-, Reichensteiner-, Gundeldinger- und Margarethenstrasse, gelegen zwischen der Pruntrutermatte und dem Tennisclub Gundeldingen. Dort wird neues Grün entstehen.

An anderen Stellen wird abgeholzt

Verschwinden wird es möglicherweise an anderer Stelle. Im Gundeli wird nicht nur auf-, sondern auch abgebaut. So zum Beispiel in einer Liegenschaft an der Gundeldingerstrasse 428/430, deren Hinterhof zu grossen Teilen überbaut werden soll. Zum Teil ist dieser Kahlschlag das Ergebnis einer Initiative der Anwohner, um den Hauptbau unter Denkmalschutz zu stellen.

Die Initiative gelang, nur waren da seitens Basel-Stadt die Baupläne für einen Neubau bereits genehmigt. Mit dem Inverstor, der nun sanieren statt bauen muss, einigte man sich darauf, anstelle dessen einen Neubau im Hinterhof anzulegen.

Der Hinterhof wäre dann aber nicht nur weniger grün, die Fassade des Neubaus würde den Anliegern dazu noch sehr nahe vor der Nase stehen, wogegen sie sich wiederrum mit einer Petition wehren, die in der vergangenen Woche übergeben wurde. Im Gesamten geht es den Beteiligten dabei wohl nicht nur ums Grün, sondern auch ums Geld. Ein typisches Gentrifizierungsproblem also.

Ähnlich ist die Lage im Dreieck Schillerstrasse/Bruderholzstrasse/Tellstrasse. Dort ist – ebenfalls wegen eines Neubaus – die Fällung einiger grosser Ahornbäume im Hinterhof geplant. Auch dagegen wehren sich die Anwohner.

Eine durchzogene Bilanz also. Oder sollte man besser sagen: durchwachsen? Was man sicher sagen kann, ist zumindest, dass sich in Sachen Grün im Gundeli einiges bewegt.

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