Vor 30 Jahren entwickelt, ist Tetris die Mutter der elektronischen Puzzlespiele. Angefangen hat der Hype in der Sowjetunion.
1984 entwickelte Alexei Paschitnow, Angestellter der Moskauer Akademie der Wissenschaften, sein erstes Spiel: Tetris. Später stellte es sich, so könnte man sagen, als die Mutter aller Computerpuzzlespiele heraus. Inspirieren liess er sich dabei von Pentomino, einem bekannten Brettpuzzlespiel. Bei Pentomino muss man verschiedene Figuren, die aus fünf gleich grossen Quadrätchen bestehen, zu einer vorgegebenen Figur zusammenfügen. Um das Spiel auf den Computer zu übertragen, machte Patschitnow aus fünfteiligen Formen vierteilige, denen Tetris auch seinen Namen verdankt: ein Kofferwort aus Tetra (griechisch: vier) und Tennis.
1985 verschenkte Paschitnow Disketten mit der ersten Farbversion seiner Schöpfung an Freunde und Mitarbeiter. Es stellte sich heraus, dass diese genauso von dem Spiel in Beschlag genommen wurden wie er selbst. Schnell verbreitete sich das Spiel in der Sowjetunion und gelangte über Ungarn schliesslich auf die westliche Seite des Eisernen Vorhangs.
Wenn jemand wirklich gut Tetris spielt, sieht das so aus:
Verschiedene Hersteller begannen sich für die Vermarktung zu interessieren. Der grosse Durchbruch erfolgte 1989, als sich Nintendo in einem Rechtsstreit gegen Atari durchsetzte. Atari hatte seine Lizenz nämlich von einem Zwischenhändler erworben, der nicht autorisiert war. Das hatte zur Konsequenz, dass sich in der Folge Nintendo die Garantie sichern konnte, Tetris exklusiv für Handheld-Konsolen herauszubringen.
Das Spiel war so beliebt, dass es als Startpaket mit dem neu lancierten Gameboy verkauft wurde. Zusammen mit den Versionen für Konsole wurden bis heute knapp 100 Millionen Spiele verkauft, dazu kommen 425 Millionen Handydownloads.
So lange, bis es klappt
Weshalb ist Tetris bis heute so erfolgreich? Alexei Paschitnow hat darauf eine ganz einfache Antwort: Tetris spricht den Teil der menschlichen Psyche an, der sich mit Konstruktion beschäftigt. Der Spieler bekommt ein Chaos geliefert, das er ordnen muss. Hat man eine Linie vervollständigt, löst sie sich auf. Das Einzige, was sichtbar bleibt, sind die eigenen Fehler, die Löcher zwischen den Blöcken, welche man dann wieder zu füllen versucht. So lange, bis es klappt. Auf diese Weise hat Tetris auch den Zugang in die Alltagssprache gefunden: Der Tetris-Effekt bezeichnet den Zustand, in dem man sich so lange und intensiv mit einer Aufgabe beschäftigt, dass einen die Bilder davon noch im Schlaf verfolgen.
Neben der Erforschung, wie sich repetitive Tätigkeiten auf das Gehirn auswirken, kam Tetris auch in anderen Bereichen zum Einsatz: in der Traumaforschung zum Beispiel. Nachdem Probanden einen Film mit Gewaltdarstellungen gesehen hatten, gaben britische Forscher ihnen Tetris zu spielen. Das Riegelordnen übte sich positiv auf Flashbackerfahrungen aus und schränkte das Abspeichern traumatischer Erlebnisse ein.