Málaga gilt als die hässliche Schwester von Sevilla oder Córdoba, aber zu Unrecht. Die Stadt am Meer ist schöner als ihr Ruf. Ein Besuch lohnt sich auch im Winter.
Schwere Wolken hängen über Málaga. In den Gassen der Altstadt fliesst der Regen zu Seen zusammen. Die Malagueños aber lassen sich davon nicht beirren. Sie strömen zu Hunderten in die Strassencafés, auch wenn das Wasser von den Sonnenschirmen tropft. Sie leben wie an jedem anderen Tag des Jahres auch.
Vielleicht ist es das, was ich an dieser Stadt so liebe.
Málaga, steht in meinem Reiseführer, könne man getrost links liegen lassen. Es gebe in der Region sehenswertere Städte: Sevilla, die Perle Andalusiens, Granada vor der Sierra Nevada, Córdoba und seine Mezquita sowie Cádiz, mitten im schäumenden Atlantik.
Málaga, 570’000 Einwohner, ein Flughafen und ein Hafen, sei bloss als Ausgangspunkt für eine Reise interessant.
Sonnenstrahlen zum Frühstück
Würde ich auswandern, hiesse mein Ziel dennoch: Málaga. Jedes Jahr bin ich einmal in dieser Stadt und jedes Jahr studiere ich die Wohnungsinserate in den Schaufenstern.
Ein Plätzchen zum Auswandern, dieses Málaga. (Bild: Muriel Gnehm)
Im Sommer duftet es nach Orangenblüten, im Winter nach gebratenen Marroni. An jeder Ecke verkaufen die Bauern aus der Region Salzmandeln in selbstgedrehten Papiertüten. Das Sitzen in den vielen Cafés – es fühlt sich ein bisschen wie Kino an.
Am nächsten Morgen sind nur noch ein paar Pfützen vom Regen übrig. Beim Frühstück auf der Plaza de la Merced schlüpfen wir aus unseren Pullovern. Es gibt getoastetes Brot mit Tomaten und frisch gepresster Orangensaft.
Später schlendern wir durch die Calle Larios, eine der bekanntesten Einkaufsstrassen Spaniens. An den Laternen baumeln Weihnachtssterne und über der Strasse glitzert ein Lichterhimmel wie in einem Barbie-Schloss.
Weihnachtssterne in allen Ehren, aber weitaus schöner sind die restaurierten Häuser aus dem 19. Jahrhundert. (Bild: Muriel Gnehm)
Faszinierende Städteplanung
Weitaus schöner aber sind die restaurierten Häuser aus dem 19. Jahrhundert, von denen jedes in einer anderen Pastellfarbe leuchtet. Und beeindruckend ist die maurische Alcazaba, die Festungsanlage, die zwischen römischen Ruinen und einem spanischen Castillo thront.
Auch die Städteplanung von Málaga ist faszinierend. Die Stadt hat eine riesige verkehrsfreie Altstadt ohne jeglichen Motorenlärm. Und einen neuen Hafenteil, der Paseo del Muelle Dos, an dem Kunst und Kommerz eine neue Heimat gefunden haben. Auf der breiten Promenade wächst eine Art tropischer Regenwald, in dessen Schatten man bis zum Meer spazieren kann.
Ein letztes Glas Wein. Und noch eins
Am Strand gibt es frischen Fisch vom Grill, während das Meer in unseren Ohren plätschert. Und wie wir auf unser Essen warten, lassen uns die 20 Grad Celsius vergessen, dass wir im frostigen Basel wieder in unsere Winterstiefel steigen müssen.
Abends bestellen wir «medio platos» in der Vinería Cervantes, denn Schlemmen gehört zu dieser Stadt wie die umliegenden Berge, die sich für ausgedehnte Wanderungen anbieten. Es gibt Aubergine, in Honig geröstet, Entrecôte mit Tomaten, Wolfsbarsch mit Kürbispüree.
Als die Flasche Tomás Postigo leer ist, wird es Zeit, heimzugehen. Im Schein der Strassenlaternen spazieren wir nach Hause. Dann aber dringen Gitarrenklänge des Flamencosängers Paco De Lucia an unsere Ohren. Vor der Bar La Tranca stauen sich die Leute wie an jedem anderen Abend der Woche. Und wir besorgen uns abermals ein letztes Glas Rotwein.
- Stillleben: Im Picasso-Museum – ein Muss in der Geburtsstadt des Künstlers. Palacio de Buenavista, Calle San Agustín 8.
- Schinken: Am Mercado Central Atarazanas an der Calle Atarazanas 10 gibt es Schinken, Oliven und andere spanische Spezialitäten.
- Slow Food: Im Restaurant La Luz de Candela muss man unbedingt reservieren. Calle Dos Aceras 18–20.
- Schlückchen: In der Bar La Tranca, dem Pendant zur Cargo Bar an der Calle Carretería 93, lässt es sich wunderbar Wein trinken.