Locarno feiert seine Sieger

Locarno bleibt dem anspruchsvollen Kino treu. Der Gewinner des Goldenen Leoparden feiert das Autorenkino. Dafür wird er jetzt gefeiert. Auch die weiteren Preisträger sind dem Kino und seiner Phantasie verpflichtet. Die Schweizer Beiträge wurden auf die Ränge verwiesen. Allein der Titel setzt Phantasie frei: «Jigeumeun Matgo Geuttaeneun Teullida» Der Südkoreaner Sangsoo Hong feiert mit «Right […]

Sangsoo Hong erhält den Goldenen Leoparden von Locarno für seine mitreissende Liebesgeschichte «Right Now, Wrong Then».

Locarno bleibt dem anspruchsvollen Kino treu. Der Gewinner des Goldenen Leoparden feiert das Autorenkino. Dafür wird er jetzt gefeiert. Auch die weiteren Preisträger sind dem Kino und seiner Phantasie verpflichtet. Die Schweizer Beiträge wurden auf die Ränge verwiesen.

Allein der Titel setzt Phantasie frei: «Jigeumeun Matgo Geuttaeneun Teullida» Der Südkoreaner Sangsoo Hong feiert mit «Right Now, Wrong Then» den Autorenfilm fast wörtlich. Er setzt einen Filmautor in das Zentrum seines Films. Dafür wird er mit dem Goldenen Leoparden 2015 ausgezeichnet. Auch sein Hauptdarsteller Jae-Young Jung erhält einen Leoparden: als bester männlicher Darsteller.

Udo Kier verkündete als Mitglied der Jury mit Genuss die wohlklingenden Zungenbrecher. Mit «Jigeumeun Matgo Geuttaeneun Teullida» , («Right Now, Wrong Then»), hat die Jury einen jener Filme aufs Podest gehoben, die im Wettbewerb leise daherkamen. Der Autor, der südkoreanische Regisseur Sangsoo Hong, ist in Locarno kein Unbekannter: Für «Our Sunhi» erhielt er 2013 in Locarno den Preis für die beste Regie.

Begeistert hat Hong mit einer fast simplen Geschichte: Der Filmregisseur Ham trifft zu einer Veranstaltung zu seinem Film in einer fremden Stadt ein – einen Tag zu früh. Dieser geschenkte Tag stellt sich als ein wahres Geschenk für uns heraus. Ham trifft die Malerin Yoon.

Den eigenen Film entstehen lassen

Wie Hong die Geschichte erzählt, ist herausragend. Hong entwickelt seinen Film gleich zweimal, eigentlich gleich mehrmals. Er entfaltlt mit seinem Film auch das Entstehen seines Films vor uns. Er zeigt nicht etwa, wie er den Film macht. Er zeigt das Einzigartige des narrativen Filmemachens – ein Einfangen von Augenblicken. Er zeigt die Möglichkeiten, die sich darin bieten, wenn sich ein Augenblick vor unseren Augen weiterentwickeln darf.

Dabei vertraut Hong wie kein anderer Regisseur am Festival auf seine Schauspieler. Hong lässt seinen Figuren aber nicht nur Zeit, sich kennenzulernen. Er zwingt auch uns, genau hinzuschauen, indem er Einstellungen variiert.

Auch die Dokumentarfilme boten Höhepunkte

Neben dem internationalen Wettbewerb war auch in der Sektion der Dokumentarfilme Einnehmendes zu sehen. Die Sektion «Semaine de la Critique» versammelte die Perlen der Dokumentarfilme. Die Jury kürte «Brothers» des Polen Wojciech Staroń zum Sieger, eine Langzeitstudie, in dem ein unzertrennliches Brüderpaar die Schläge des Schicksals mit einer Lakonie erträgt, die Samuel Beckett jubeln liesse. Die beiden Brüder entzückten mit ihrem Humor auch die Jury.

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Das bis zu fünftausendköpfige Publikum auf der Piazza kürte seinen Preisträger in diesem Jahr eindeutig: Die Zuschauer konnten aus vielen Höhepunkten auswählen, und fällten ihr Verdikt für Leichtigkeit mit Tiefsinn. Der Publikumspreis ging an die deutsche Produktion «Der Staat gegen Fritz Bauer» von Lars Kraume, der mit einem grossartigen Cast glänzte.

Die Schweizer Beiträge auf den Ehrenplätzen

Die Schweizer Beiträge fanden ehrenvolle Beachtung. Gefördert wird von der Jury des «Europe Cinemas Label» der Film «KEEPER» (Mit Kacey Mottet Klein) von Guillaume Senez, Belgien/Schweiz/Frankreich. Ebenso erhält das Teamprojekt «Heimatland» der Schweizer Gruppe um Lisa Blatter, Gregor Frei, Jan Gassmann, Benny Jaberg, Carmen Jaquier, Michael Krummenacher, Jonas Meier, Tobias Nölle, Lionel Rupp, Mike Scheiwiller den dritten Preis der Jugendjury.

Alle vergebenen Ehrungen 2015 finden Sie auf der Webseite des Filmfestivals Locarno.

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