Die Bauarbeiten für die Rheinpromenade vom St. Johanns-Park nach Huningue sind mit Verzögerungen im Gange. Beim Stadtteilsekretariat wird die Öffnung des Ufers als Chance für das Quartier gewertet. Rheinschwimmer, Velofahrer und Spaziergänger müssen sich aber noch bis im Frühling 2016 gedulden
Viele sonnen sich in der Abendsonne, welche auf das Kleinbasler Rheinbord scheint. Während es dort mit Rheinschwimmern, Grill, Musikanlagen und plaudernden Leuten lebhaft zugeht, sieht es auf der anderen Seite des Flusses anders aus: Das Ufer beim St. Johann bildet das ruhige und schattige Gegenstück, was während den Hitzetagen gar nicht mal so schlecht ist.
Dabei hat das Rheinbord grössere Umwälzungen vor sich: Pontons mit den Baggern säumen das Ufer und die wuchtige Form eines Trassees ist hinter der Dreirosenbrücke gut zu erkennen. Der Weg, der dort entsteht, wird vom Rheinpark am Novartis-Campus vorbeiführen. Künftig wird es möglich sein, zu Fuss oder mit dem Velo dem Fluss entlang an die französische Grenze zu gelangen. Von dort soll die Uferpromenade bis zur Dreiländerbrücke in Huningue fortgeführt werden. Somit sind zwei Projekte parallel im Gange: Das Projekt «Undine» umfasst die Arbeiten bis zur Landesgrenze, «Voie Verte» jene auf der französischen Seite.
Hoffnungen der Rheinschwimmer
Peter Jossi, Präsident des Stadtteilsekretariat Basel-West, sieht das Projekt durchwegs positiv: «Für das Quartier ist der Rheinuferweg ein grosser Gewinn – ein Gebiet wird öffentlich zugänglich, das über lange Zeit ausschliesslich industriell genutzt wurde». Dabei sieht er eine Chance für das Dreiländereck: «Mittelfristig wird sich dadurch auch der Austausch mit der französischen und deutschen Nachbarschaft verbessern oder zumindest das Potential dafür geschaffen», sagt Jossi.
«Wichtig ist vor allem, dass neue Austauschmöglichkeiten rund um den Campus herum geschaffen werden»: Beim Stadtteilsekretariat hofft man auf einen Ausgleich zur privaten Zone des Novartis-Campus. (Bild: Michel Schultheiss)
Jossi betont, dass die Quartierkoordination St. Johann und das daraus entstandene Stadtteilsekretariat Basel-West von Beginn weg in die Gestaltung des Rheinwegs einbezogen waren. Somit seien Ideen und Anliegen der Quartierbevölkerung in die Planung eingeflossen. Dabei habe man darauf geachtet, Fussgänger und Velofahrer gleichermassen zu berücksichtigen. Auch die Rheinschwimmer konnten ein Wörtchen mitreden. Vinzenz Winkler von der IG Rheinschwimmen ist ebenfalls zufrieden mit dem Projekt: «Ich freue mich, auf der Grossbasler Seite bis an die Grenze schwimmen zu können». Mit Treppen, Leitern und Duschen in Grenznähe dürfte man dann in Zukunft mehr Badefreudige auf dieser Rheinseite antreffen. Vielleicht werde man dereinst die beliebten Schwäne von Huningue auch vom Rhein aus sehen können. Dort wird aber jedenfalls Schluss sein: Ab der Landesgrenze herrscht ein Badeverbot.
Ungewisse Folgen der Aufwertung
Die Rheinschwimmer müssen sich aber noch bis zum nächsten Sommer gedulden: Ursprünglich war geplant, den Rheinuferweg bereits Mitte 2015 in Betrieb zu nehmen. Wie schon letztes Jahr bekannt wurde, ist es dabei es auf beiden Seiten der Grenze zu Verzögerungen gekommen. Einerseits machten die unterbrochenen Lindansanierung bei der Deponie Steih dem Projekt einen Strich durch die Rechnung. Andererseits zog sich auf der Schweizer Seite aufgrund einer Einsprache wegen der Vergabe der Baumeisterarbeiten in die Länge. Somit wird der neue Weg erst im Frühling 2016 eröffnet.
Wie sich der Rheinweg als Teil einer im St. Johann umstrittenen Aufwertung auf das Quartier auswirken wird, bleibt abzuwarten: Ob er als steriler Vorhof den Novartis-Campus säumen oder sich zu einem beliebten Begegnungsort entwickeln wird, steht noch in den Sternen. Ein Kritikpunkt mancher Quartierbewohner war etwa die Breite des Wegabschnitts auf der Höhe Voltamatte: Es wurde moniert, dass er zu wenig breit werde und keine wirkliche Verbindung zur Voltamatte schaffe wie ursprünglich angekündigt.
Peter Jossi ist aber optimistisch: «Wichtig ist vor allem, dass neue Austauschmöglichkeiten rund um den Campus geschaffen werden», sagt er. Der Rheinweg mit dem öffentlich zugänglichen Café sei ein Element davon. Zudem findet er, dass das Grossbasler Rheinbord einen eigenen Charakter haben soll: «Es ist nicht das Ziel, einfach die Kleinbasler Lösung zu kopieren, sondern eine eigenständige und attraktive Entwicklung zu fördern», findet Peter Jossi. «Die St. Johann-Seite wird wohl immer etwas die ruhigere Alternative sein».