Review zu „Gemeinsam Einsam“ von Carsten Göring (2011) //
Empfehlungen und sekundenschnelle Suchergebnisse erwarten uns, wenn wir eine Suchanfrage im Internet starten. Werbung von Produkten, die wir mögen, landet genau auf den Seiten, auf denen wir uns befinden. Die neusten Ergebnisse unserer Lieblingssportmannschaft befinden sich per Zufall auf der Startseite. Google schlägt uns sogar Suchergebnisse vor, bevor wir überhaupt unser Suchwort fertig eingetippt haben. Massschneidernd und blitzschnell agierend erwartet uns das Internet, jeder Wunsch wird uns von den Tasten abgelesen. Alles zu unserem Surfwohlbefinden und unserer Zufriedenheit. Denn schnelle Suche und schnelle Antworten sind das A und O in Zeiten wie diesen.
Wie durchsichtig macht uns das aber? Geschieht dies wirklich nur zu unserer Zufriedenstellung? Was geschieht mit den ungeheuren Datenmengen, die Google und Co. wie ausgehungerte Datenfresser schnell verschlingen, verdauen und schliesslich nicht mehr herausrücken?
Um das und noch viel mehr dreht sich Carsten Görings Werk Gemeinsam Einsam. Für den Mewi-Blog rezensiert von Seraina Tarnutzer.
Wovon handelt das Buch? Veränderung des Menschen durch Internet, internetdominierende Webgiganten, Einsamkeit vs. Gemeinsamkeit, Datenumgang und Privatsphäre
Das bedeutet? Dass Unternehmen wie Google und Co. uns Menschen total verändern ist wenig umstritten. Führen sie uns wirklich näher zusammen und vernetzen uns stärker oder machen sie uns einfach immer einsamer? Wie diese Internetriesen, allen voran Google, Social Network Plattformen, kurz Facebook, Kurznachrichtendienste wie Twitter und Alles-Vertreiber, beispielsweise Amazon, wirklich funktionieren, wissen die wenigsten. Die einzelnen Entstehungsgeschichten fügen sich perfekt ineinander und doch wieder gegeneinander. Die vier Netzgiganten Google, Facebook, Apple und Amazon sind Freund und Feind zugleich. Und wohlgemerkt ist es am besten, sich seine Feinde auf kleinstmöglichem Abstand zu halten, um ihre Stärken und Schwächen durchschauen zu können. Und genau nach diesem Prinzip gehen diese vier vor.
Profitieren die Nutzer von dieser Konkurrenz? Nicht wirklich. Die vier bedienen sie sich ungeniert der Daten ihrer Nutzer, lassen Schlüsselwörter aus den Suchanfragen und im Web gespeicherten Informationen herauskristallisieren und stimmen Werbung, erweiterte Suchanfragen sowie Empfehlungen, nach diesen gesammelten Datenbergen ab. Natürlich alles nur zu unserem Besten, wie sie stets betonen. Facebook schlägt uns unsere Freunde vor, Amazon kennt schon das nächste Buch, das wir bestellen wollen und Google will uns die Suchanfrage erleichtern, uns den Horizont erweitern. Doch genau das Gegenteil ist der Fall. Immer engstirniger und extremer werden unsere Meinungen, da wir immer die gleichen Empfehlungen vorgesetzt bekommen, wie das, was wir bereits gelesen oder gesehen haben. Und das soll sich Wissenserweiterung nennen? Wohl kaum. Vielmehr verfängt man sich im eigenen Filter-Bubble.
Haben Sie ein Lieblingszitat? „Freiheit im Internet ist eine Illusion, sie war es zu Beginn und ist es jetzt noch viel mehr, da das Netz vor allem kommerziellen Interessen untergeordnet ist.“
Gibt es Probleme mit dem Buch? Es gibt so viele interessante Aspekte, dass nicht alle genügend vertieft werden können.
Warum sollte ich das Buch lesen? Jeder Internetuser, egal ob alt oder jung, Vielsurfer oder Gelegenheitsuser, ist auf seine Art von im Buch angesprochenen Problemen betroffen. Wie Unternehmen wie Google und Co. unser Wissen sortieren, auftischen und problemlos wieder verschwinden lassen können, ist auf jeden Fall beunruhigend. Ausserdem ist auch das Problem der Privatsphäre und vor allem die Problematik des Datenschutzes ein immer wiederkehrendes Diskussionsthema. Wir erfahren viel dazu, fast mehr als uns lieb ist.
Woran erinnert Sie das Buch? Hauptsächlich an Sherry Turkle und ihre ständige Auseinandersetzung mit der Veränderung des Menschen im digitalen Zeitalter. Auch sie beschäftigt sich hauptsächlich mit den Neuen Medien, wie Facebook, Google und Twitter.