Der Zolli, ein Auslaufmodell?

Eine artgerechte Haltung von Wildtieren gibt es nicht. Zoos dienen der Unterhaltung von Menschen. Das sagt der Basler Tierphilosoph Markus Wild. Müssen wir uns vom Zolli verabschieden?

Eine artgerechte Haltung von Wildtieren gibt es nicht. Zoos dienen der Unterhaltung von Menschen. Das sagt der Basler Tierphilosoph Markus Wild. Müssen wir uns vom Zolli verabschieden?

Ganz nah beim Tier. So lautet der Werbeslogan des Basler Zoos. Dass wir im Zolli den Tieren so nahe kommen, liegt an seiner Kleinräumigkeit. Was für die Tiere ein Minus ist, ist für uns ein Plus. Man sieht sie besser als in Zürich. Darum geht, wer Kinder hat, meist regelmässig in den Zolli. 

Schon am Eingang werden wir darauf aufmerksam gemacht, wo es Jungtiere zu bestaunen gibt. Denn Jungtiere sehen wir besonders gern. Was mit ihnen passiert, wenn sie gross werden und keinen Platz mehr haben, wollen wir lieber nicht wissen. Erinnern Sie sich an das Drama um das Nilpferd-Junge Farasi? Am gleichen Tag, an dem es der Öffentlichkeit vorgestellt wurde, kam aus, dass es den Zolli beim Erreichen der Geschlechtsreife würde verlassen müssen. Schlussendlich wurde Farasi als Zuchtbulle an einen südafrikanischen Tierpark vermittelt. Was aus ihm geworden ist, weiss niemand. 

Gegenwärtig baut der Zolli an einer neuen Elefantenanlage. Wenn die Elefanten die Bauarbeiten überstanden haben, werden sie es deutlich besser haben als vorher. So wie die Affen, die nach jahrzehntelangem Dasein im finsteren Affenhaus heute in der Aussenanlage herumturnen. Tatsächlich haben sich die Schweizer Zoos in den letzten Jahrzehnten stark um das Tierwohl bemüht.

Mit einem Leben in Freiheit ist aber auch die artgerechteste Zoohaltung nicht vergleichbar. «Der Zoo», sagt der Basler Tierphilosoph Markus Wild, «bleibt eine Einrichtung, die dazu dient, die Tiere zum Vergnügen der Leute sichtbar zu halten.» Für ihn sind Zoos Auslaufmodelle. So weit, die Schliessung des Zollis zu fordern, geht er im Interview mit der TagesWoche nicht. Ein Ozeanium zu bauen und es mit eigens zu diesem Zweck gefangenen Fischen zu füllen, bezeichnet er aber als paradox. 

Radikaler als der Tierphilosoph sind die Aktivisten von der Tierrechtsgruppe Basel. Ihnen geht es um nicht weniger als um die Befreiung aller Tiere. Was die jungen Menschen antreibt, lesen Sie in unserem Wochenthema. 

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