Fast jedes zweite getestete Stück Fleisch in Basler Restaurants ist mit Keimen und Bakterien belastet. Das ergaben Kontrollen des Kantonslabors. Die Namen der fehlbaren 39 Betriebe werden nicht veröffentlicht, da sie unter das Amtsgeheimnis fallen. Maurus Ebneter vom Wirteverband erklärt die Hygienewerte in Basler Beizen.
Maurus Ebneter, hat Ihnen der neuste Laborbericht den Appetit verdorben?
Nein, solche Ausschläge sind normal. Im Gesamturteil sind die Basler Beizen sogar leicht besser geworden.
Beim Fleisch haben die Beanstandungen in den letzten fünf Jahren zugenommen. Wie erklären Sie sich das?
Ich kann nur mutmassen. Vielleicht gibt es meteorologische Gründe, vielleicht spielt auch der schlechtere Geschäftsgang eine Rolle, weil dann die Waren im Lager weniger rotieren.
Wie will sich die Basler Gastronomie gegen die Konkurrenz im Ausland behaupten, wenn sie altes Fleisch serviert?
Unser Hygienestandard ist im internationalen Vergleich ausgesprochen hoch. Die Fleischqualität ist sogar besser als im benachbarten Ausland. Unser Problem sind die Preise – und das hängt mit der protektionistischen Agrarpolitik zusammen. Es besteht kein Grund zur Panikmache: Es handelt sich hier nicht um gesundheitsgefährdende Zustände.
Warum darf der Kunde nicht wissen, wie ein Restaurant im Hygienecheck abgeschnitten hat?
Weil jede Kontrolle immer nur eine Momentaufnahme ist. Restaurants mit schlechter Hygiene gehören geschlossen! Der Konsument kann davon ausgehen, dass in geöffneten Betrieben keine Gesundheitsgefährdung besteht – nicht zuletzt dank der Kontrollen. Es geht nicht an, den mittelalterlichen Pranger wieder einzuführen. Das wäre unfair. Ein Klient weiss auch nicht, wie viele Prozesse sein Anwalt gewonnen hat. Wieso soll es staatliche Negativlisten nur für das Gastgewerbe geben?
Maurus Ebneter ist Vorstandsdelegierter des Wirteverbands Basel-Stadt.
Artikelgeschichte
Erschienen in der gedruckten TagesWoche vom 23/12/11