Als die damalige Bundesrätin Michelin Calmy-Rey den Iran besuchte, trug sie ein Kopftuch. Bürgerliche Politiker kritisierten, sie unterwerfe sich dem konservativen Frauenbild des muslimischen Landes.
Auch die amerikanischen Präsidentengattinnen Michelle Obama und Melania Trump trugen Kopftücher, aber nicht etwa während ihres Besuchs in Saudi-Arabien, sondern bei einer Audienz mit dem Papst. Das hat Tradition: Christinnen galten lange Zeit nur als ehrbar, wenn sie ihr Haar bedeckten.
Heute ist das Kopftuch in der Schweiz verpönt. Politiker und Journalisten fordern Kopftuchverbote. Dabei argumentieren sie entweder mit der Gleichstellung der Frau oder mit ihrer Integration in unsere Gesellschaft.
Politiker wollen lieber Macht als emanzipierte Frauen
In Wirklichkeit geht es dabei aber selten um das Wohl der Frauen. Das weibliche Aussehen ist vielmehr ein Machtinstrument. Herrscher – ob Islamisten oder Schweizer Politiker – nehmen die verhüllte Frau als Symbol, um ihre Interessen durchzusetzen.
Damit schüren sie Misstrauen, auch bei Arbeitgebern. Davon erzählt die Geschichte von zwei Musliminnen, die in Basel keine Lehrstelle finden. Eine Erklärung gab uns nur die Bank Credit Suisse: «Unsere Angestellten mit Kundenkontakt dürfen keine religiösen Symbole zu tragen.»
Statt auf eigenen Füssen zu stehen, müssen die beiden Frauen zur Sozialhilfe. Sie können das nicht verstehen: «Es sind nicht unsere Männer, die uns unterdrücken, sondern die Schweizer.»
Mit Integration hat das wenig zu tun. Würden Arbeitgeber und Politiker sich auf eine Auseinandersetzung mit gläubigen Musliminnen einlassen, würden sie in der Mehrheit der Fälle hören: «Wir tragen das Kopftuch freiwillig.» Frauen vorzuschreiben, was sie anziehen dürfen und was nicht, ist das Gegenteil von Gleichstellung.