Der Forschungsstandort ist unsere Zukunft – untergraben wir ihn nicht

Die Ausgaben für Forschung gehen zurück – eine Entwicklung, die uns wachrütteln sollte. Nur eine offene Schweiz kann in Zukunft weiterhin Spitzenforschung betreiben.

Im Wahlkampf klingen die schnellen, lauten Töne. So gesehen ist es ein Vorteil, wenn der Forschungsstandort kein Thema ist – die Parteien müssten sich positionieren und würden die Zukunft damit behindern.

(Bild: Nils Fisch)

Die Ausgaben für Forschung gehen zurück – eine Entwicklung, die uns wachrütteln sollte. Nur eine offene Schweiz kann in Zukunft weiterhin Spitzenforschung betreiben.

Es ist Wahlkampf – die Zeit, in der Politiker die schnellen, lauten Töne spielen. Flüchtlinge stehen ganz oben auf der politischen Agenda. Dabei gibt es Themen für die Zukunft der Schweiz, die den Wirtschaftsstandort und damit die Entwicklung des Landes viel stärker prägen. Die Entwicklung eines Landes, in dem der Wandel zur Wissensgesellschaft längst begonnen hat.

Es sind Themen, die für die Schweiz von grossem nachhaltigem Wert sind. Und dabei ist der Forschungsstandort ein zentraler Schauplatz.

Gerade gab das Bundesamt für Statistik bekannt, dass die Ausgaben für Forschung und Entwicklung erstmals seit acht Jahren zurückgehen. Die Einsparungen sind darauf zurückzuführen, dass die Schweiz kurzfristig aus dem EU-Forschungsprogramm Horizon 2020 ausstieg – Masseneinwanderungs-Initiative sei dank. Oder eben nicht.

Rechte Kräfte wollen eine Schweiz, die nur nach innen schaut und dabei alles um sie herum ausblendet.

Forscher sind aufgrund dieser Entwicklung in Alarmbereitschaft. Werden die Hochschulen angegriffen, dann geht es nicht bloss um ein paar Studienplätze in den so gerne kritisierten Geisteswissenschaften. Es geht auch um die hochtechnologisierten Forschungsbereiche, die vor allem Hochschulen anzubieten in der Lage sind.

Denn hier legt die Schweiz den Grundstein für ihre Innovationskraft: Ohne eigene Spitzenforscher, ohne eigene hochqualifizierte Arbeitskräfte, ohne die Möglichkeiten zur Ausbildung und Entwicklung wird der Forschungsstandort und damit der Wirtschaftsstandort ausgehöhlt.

Aber es geht nicht ohne die anderen. Rechte Kräfte arbeiten daran, die Schweiz abzuschotten, Hürden für Menschen aus dem Ausland höher zu legen, die Nationalität vor die Qualifikation zu stellen. Sie wollen eine Schweiz, die nur nach innen schaut und dabei alles um sie herum ausblendet. Dabei vergessen sie, dass unser Wohlstand zu grossen Teilen auf einer offenen Schweiz aufbaut.

Beispiel Pharma-Industrie: Life-Sciences-Produkte machen etwa 40 Prozent aller Schweizer Exporte aus. Die Wertschöpfung von pharmazeutischen Erzeugnissen steigt kontinuierlich, während andere Industrien an Wertschöpfungskraft verlieren.

Forschungszusammenschlüsse sind keine Wohlfühlprogramme für faule Studenten, wie konservative Politiker glauben machen wollen.

Mit Erfindern, die Unternehmen gründen, steigt die Zahl der Arbeitsplätze. Diese Entwicklung zeigt sich in den USA: In etablierten Branchen gehen Arbeitsplätze nach und nach verloren, so beschreibt es eine viel beachtete Studie der Kauffman Foundation für die US-amerikanische Wirtschaft.

Allein schon die Schweizer Wirtschaftsgeschichte verdeutlicht: Gründer von Grosskonzernen, die einst als Start-ups begannen, kamen häufig aus dem Ausland. Nestlé, Rolex, Roche und Novartis, respektive Ciba-Geigy sind Beispiele dafür. Es geht also nur gemeinsam.

Denn die Spitzenforschung funktioniert nicht abgekoppelt von der Welt. Die Spitzenforschung lebt von Vernetzung, von internationalen Forschungszusammenschlüssen wie Horizon 2020.

Dabei handelt es sich nicht um Wohlfühlprogramme für faule Studenten, wie gerade konservative Politiker glauben machen wollen. In den Forschungsgremien von Horizon 2020 werden die Weichen für Zukunftstechnologien gestellt – eine vertane Chance, wenn die Schweiz nicht mit am Tisch sitzt.

Die Aufregung über das Fremde gibt im Wahlkampf mehr her als die langfristige Entwicklung der Schweiz.

Grenzen offen halten, globale Netzwerke nutzen – das muss die Devise sein. Nur so kommen kreative Köpfe und risikobereite Unternehmer weiterhin in die Schweiz. Es sind Universitäten, Hochschulen und Konzerne, die die Spitzenforschung vorantreiben und den Boden für Jungunternehmer bereiten. Genau diese zu untergraben und von der Welt abzuschneiden ist Gift für die eigene Entwicklung.

Bei einigen Politikern ging diese Erkenntnis vor lauter Aufregung über das Fremde vergessen. Die gibt schliesslich mehr her im Wahlkampf als die langfristige Entwicklung der Schweiz.

So gesehen ist es eher ein Vorteil, dass der Forschungsstandort im Wahlkampf kein Thema ist. Die Aufregung würde sich sonst über Spitzenforscher ergiessen, Parteien würden polarisierende Positionen beziehen und damit wohl einen der wesentlichsten Faktoren der Schweizer Zukunft in seinem Kern behindern.

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