Kritiker lassen kein gutes Haar an Basels Bau- und Verkehrsdirektor. Doch Hans-Peter Wessels gelingt seit sechs Jahren fast alles – auch weil es ihm seine schwachen Gegner so leicht machen.
Diese Woche war wieder einmal eine gute Woche für Hans-Peter Wessels. Wie meistens. Bei der Grundsteinlegung des neuen Biozentrums auf dem «Schällemätteli» stahl er allen anderen offiziellen Schaufelträgern die Show. Es sei die derzeit «grösste Kiste» seines Departements, ist Basels Baudirektor stolz. Und es ist nur eines unter vielen Projekten, die den Segen des grossen Rats oder des Volks bekommen haben. Wessels schwimmt ganz oben auf der Erfolgswelle.
Rücktritt? Alles wieder vergessen
Ganz anders tönte es vergangene Woche. Ewig nörgelnde Widersacher von links bis rechts verlangten seinen Rücktritt wegen des neuen Verkehrskonzepts, das niemandem so richtig gefallen will – aber Volkes Segen hat. Dazu kam das von der BaZ zum Skandalfall hochgehypte «Schwedenreisli», mit dem Wessels, so der Vorwurf, dekadente Schindluderei mit Steuergeldern treibe. Alles wieder vergessen.
Ist Hans-Peter Wessels seinen notorisch mäkelnden Gegnern wirklich so überlegen, wie es nach aussen hin scheint?
Manchmal fragt man sich: Ist Hans-Peter Wessels seinen notorisch mäkelnden Gegnern wirklich so überlegen, wie es nach aussen hin scheint? Oder ist Basels Baudirektor einfach ein gewiefter Politfuchs, der die Spielregeln der Macht aus dem Effeff kennt und zielsicher für seine Zwecke einsetzt – wie es Peter Noll und Hans Rudolf Bachmann in ihrem ironisch-bösen Büchlein «Der kleine Machiavelli» (1987) beschrieben haben?
Sicher ist: Mit seiner offensiv zelebrierten Leichtigkeit des Seins und seiner rhetorischen Raffinesse schafft es der SP-Magistrat immer wieder, das ödeste Podium, die biederste Ausstellung, die langweiligste Grundsteinlegung zum geselligen Anlass zu machen. Und aggressive, auf den Mann gespielte Attacken perlen an ihm wie an Teflon ab.
Provokante Nonchalance
Derlei Nonchalance provoziert im Politbetrieb. Und sie kann auch als arrogant empfunden werden. Wie etwa in den Wirren um die Basler Verkehrsbetriebe, wo Wessels Personalentscheide lange vor sich herschob und sich dem Verdacht aussetzte, alte Copains zu protegieren.
Im Falle anderer vermeintlicher «Unterlassungen» und «Fehlleistungen» entlarven sich seine Gegner dagegen mit allzu billiger und vordergründiger Kritik oft selbst. Nicht nur im Falle des – je nach politischer Couleur – «zu laschen» oder «zu strengen» Verkehrskonzepts, sondern auch in anderen Fragen der Stadtentwicklung.
Natürlich wollen die Baslerinnen und Basler immer und überall mobil sein. Natürlich möchten sie billigen Wohnraum und eine belebte Stadt mit vielen Freizeitangeboten im Freien. Das alles aber ohne neue Häuser, Verkehr und Ausgehlärm vor der Haustür, bitte!
An dieser Quadratur des Kreises scheitert jeder Baudirektor. Das wissen auch Wessels’ Widersacher. Doch ausserhalb des Glashauses lässt es sich halt bequem Steine werfen und sein eigenes politisches Süppchen kochen.