Der Pfusch des FCB am Eigenheim

Der FC Basel steckt in einer Form- und Ergebniskrise. Die ist genauso hausgemacht wie das Hoch der Berner Young Boys.

Ornamente, die nicht passen: Die Bauarbeiten am FCB-Gebäude gehen an die Substanz.

Krise. Man hatte dieses Wort in Basel schon vergessen.

Natürlich ist das Spiel des FCB seit der Winterpause unterbelichtet. Zwei Tore hat er in 450 Minuten zustande gebracht, beim Cup-Aus am Dienstag in Bern kaum eine vernünftige Torchance.

Der zusammenhanglose Vortrag der vordersten Linie war besorgniserregend. Spieler können nicht kaschieren, dass sie wenig Rhythmus haben (Stocker), lange verletzt waren (van Wolfswinkel) oder dass es eine weite Spanne zwischen Riesentalent und wilder Unberechenbarkeit auch für die eigenen Mitspieler gibt (Oberlin).

Es war ein Risiko, zu Saisonhalbzeit eine Art Generalüberholung des Kaders vorzunehmen.

Man kann die Auflistung über das kreativ entleerte Mittelfeldzentrum bis zur hintersten Reihe durchgehen, von wo die Spielauslösung ohne Akanji (transferiert) und Balanta (verletzt) brachliegt, und Lacroix nicht die versprochene Soforthilfe ist. Im Gegenteil.

Es ist einerseits rätselhaft, wo im Winter die Leichtfüssigkeit und Stilsicherheit verschütt gegangenen ist, die diese Mannschaft zu unbekannten Höhen in der Champions League getragen hat und mit der sie dicht auf den Fersen des ewigen Widersachers YB war.

Anderseits war es ein Risiko, zu Saisonhalbzeit eine Art Generalüberholung des Kaders vorzunehmen – sechs Spieler weg, sechs Neue hinzu. Es war ein Eingriff in eine funktionierende Mannschaft und deren Hierarchie, dessen Folgen noch nicht bewältigt sind. Im Moment sieht es wie Pfusch am Eigenheim aus. Da wurden mit Stocker, Frei und Campo ein paar zusätzliche rotblaue Ornamente angebracht, die noch schief an der Fassade hängen.

Es sind allem Anschein nach Fehleinschätzungen passiert, wie man sie vom FC Basel nicht mehr gewohnt war in den Jahren, als personelle Umbrüche erfolgreich moderiert wurden, sich Formdellen individueller oder kollektiver Natur kaschieren liessen und im richtigen Augenblick das Pendel des Wettkampfglücks zuverlässig auf Basler Seite ausschlug.

Den Hunger auf Erfolg, der die Young Boys antreibt, müssen sich die Basler erst wieder holen.

Auf die Einbusse der Dominanz der vergangenen Jahre und den Verlust von Titeln, also aufs Äusserste, hatte man sich schon einrichten dürfen, als die neue Zeit im St.-Jakob-Park angebrach. Den Hunger auf Erfolg, der die seit über drei Jahrzehnten darbenden Young Boys antreibt und den sie am Dienstag eindrücklich vorgeführt haben – muss sich Basel erst wieder holen.

Es wäre auch verwunderlich, wenn es keinen Unterschied zu erkennen gäbe zu Bern, wo sie in den letzten zwei Jahren quasi nach Basler Vorbild an Kontinuität in Führung und Kader, an physischer Wasserverdrängung, Tempo und Spielwitz sowie an Konstanz in der Formkurve gebüffelt haben.

Basel wird – allen Durchhalteparolen zum Trotz – ein Jahr ohne kollektiver Besammlung auf dem Barfüsserplatz erleben und wegstecken müssen. Das wird den FCB in seinen Grundfesten erschüttern, und er wird tapfer sein müssen, wenn sich Hohn und Spott über ihm ergiessen.

In erster Linie müssen die sportlich Verantwortlichen aber das anhaltende Form- und Ergebnistief überwinden. Cheftrainer Raphael Wicky muss rasch wieder die richtige Mischung auf dem Platz finden, um das Publikum bei der Stange zu halten. Denn das möchte, wenn schon, mit wehenden Fahnen den Kürzeren gegen die Young Boys ziehen. Und die Aufgabe von Sportdirektor Marco Streller ist es, neben seinem Bauchgefühl noch mehr die nüchterne Betrachtung walten zu lassen.

Das Schöne an der FCB-Krise ist, dass sie – mit ein paar Zutaten aus Bern – in erster Linie hausgemacht ist und sich somit auch hausintern lösen lassen sollte.

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