Es wird Zeit, dass sich etwas bewegt auf dem Landhof

Grünfläche ist knapp im Kleinbasel, der Landhof muss darum dem ganzen Quartier offen stehen. 

Für Kinder ist der Landhof ein grosser Abenteuerspielplatz. Doch es gibt Streit um die künftige Gestaltung.

Das Schöne am Beruf des Journalisten ist, dass man dafür bezahlt wird, seine Perspektive zu erweitern. Ich habe den Landhof bisher als neu zugezogener Anwohner gekannt und mich an seinem Anblick erfreut, wenn ich abends beim Apéro auf meinem Balkon sass.

Klar, ich wusste, dass unter der Grünfläche dereinst Parkplätze entstehen sollen und dass in der Schublade der Stadtplaner Pläne für eine Umgestaltung schlummern. Doch was das in letzter Konsequenz bedeutet – für die Anwohner, die Nutzer, das Quartier – davon hatte ich wenig Ahnung.

Meine erste Erkenntnis: Im Wettsteinquartier, das gerne als das etwas langweiligere Kleinbasel belächelt wird, wohnen eine Menge Menschen, die sich gerne engagieren. Wer hier einmal eine Anwohnerinformation besucht hat, weiss, wovon ich rede. Auseinandersetzungen werden sehr kritisch und wortstark geführt, das Thema Landhof ist da keine Ausnahme.

Im Kleinbasel ist Grünraum knapp, was vorhanden ist, muss geteilt werden.

Nachdem die Überbauung dieses einzigartigen Hinterhofs 2010 an der Urne verhindert werden konnte, wollten sich all diese engagierten Menschen einbringen, um einen Landhof zu entwickeln, der dem Quartier und seinen Bewohnern gerecht wird. In der von der Stadtgärtnerei zu Rate gezogenen Begleitgruppe sassen schliesslich Vertreter von 16 Gruppierungen sowie einige Anwohner, alle mit eigenen Anliegen und Interessen.

Keine einfache Aufgabe, diese Anforderungen zu bündeln und möglichst vielen davon zu entsprechen. Als die Stadtgärtnerei im April ihre Pläne für die Umgestaltung präsentierte, waren Enttäuschungen vorprogrammiert. Naturgemäss fehlt es dem einen oder anderen Interessenvertreter an Distanz.

Von meinem Balkon aus betrachtet und nach unzähligen Gesprächen und Interviews, sieht das grosse Bild so aus: Heute wird der Landhof von Einzelnen genutzt, die sich auf diesem vor sich hin schlummernden Areal bequem eingerichtet haben. Für Kinder ist der Landhof ein grosser Abenteuerspielplatz. Das ist schön.

Alle Beteiligten aber wussten, dass diese Zeit begrenzt ist. Dass etwas passieren muss, stand schon vor der gewonnenen Abstimmung «Landhof bleibt grün» fest. Der Landhof ist zu schön, um nur den direkten Anwohnern und einigen Sportvereinen zum Gebrauch zur Verfügung zu stehen. Im Kleinbasel ist Grünraum knapp, was vorhanden ist, muss geteilt werden. Wenn sich nun also Vereinzelte gegen eine Umgestaltung wehren, dagegen vielleicht sogar das Referendum ergreifen wollen, dann ist das Zwängerei.

https://tageswoche.ch/stadtleben/der-letzte-freiraum-der-kampf-um-den-landhof/

Als Zwängerei erscheint auch der Entscheid der Regierung, das Parking unter dem Landhof am Grossen Rat und am Stimmbürger vorbeizuschleusen. Die Argumentation, dabei handle es sich um ein rein privates Projekt, trägt nicht sehr weit angesichts der satten Finanzspritze von 1,7 Millionen Franken aus dem Pendlerfonds. Dieses Parking gehört breit diskutiert, zumindest der Grosse Rat sollte sich dazu äussern dürfen.

Landhof- und Wettsteinbewohner sind nicht nur engagiert, sie sind auch geduldig. Zwar liegt das Areal schon viel zu lange brach und es ist überfällig, dass Bewegung in diese Geschichte kommt. Etwas Zeit für eine gründliche politische Diskussion der Parking-Frage sollte trotzdem noch drinliegen.

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