Gehört Ihnen das Haus oder die Wohnung, in der Sie leben? Dann dürfen Sie sich glücklich schätzen. Nur noch knapp zehn Prozent der Schweizerinnen und Schweizer können es sich leisten, die eigenen vier Wände zu kaufen. Es waren einmal 40 Prozent.
Noch krasser verhält es sich, wenn wir von einem mittelgrossen Einfamilienhaus an begehrter Lage – also zum Beispiel in Basel-Stadt – sprechen: Das nötige Kapital für so ein Objekt haben derzeit nur gerade drei Prozent der Schweizer Haushalte.
Derweilen geht es den Mietern im Land der Mieter – über 56 Prozent der Schweizer Wohnimmobilien sind Mietobjekte – immer mieser. Wie die Raiffeisen-Bank letztes Jahr aufzeigte, müssten die Bestandesmieten heute «viel, viel tiefer liegen». Um 40 Prozent! «Die Schere zur tatsächlichen Mietpreisentwicklung ist fast schon beängstigend», heisst es in der Studie. Wenn es eine Bank so formuliert, dann macht das tatsächlich Angst.
Der Rendite-Wahn um ein Gut, das wir alle brauchen, nimmt absurde Züge an
Glücklich deshalb nur, wer in einer Wohnung zur Miete wohnt, die der Gemeinde, einer Genossenschaft oder der rar gewordenen Spezies des fairen privaten Vermieters gehört. Wenn die illegale Preistreiberei der vergangenen 20 Jahre eines zeigt, dann das: Es macht einen grossen Unterschied für die Nutzer, wem Grund und Boden gehört.
Der Rendite-Wahn um ein Gut, das wir alle brauchen, nimmt absurde Züge an: Einerseits hoffen Sie sicher, dass es Ihrer Pensionskasse gut geht. Andererseits möchten Sie, dass Ihre Miete nicht ständig steigt. Dummerweise gehört die Wohnung aber Ihrer Pensionskasse – das System frisst sich selbst.
Umso wichtiger wird es für eine Gemeinde, die Wohnpolitik so zu gestalten, dass möglichst alle Bewohnerinnen und Bewohner davon profitieren. Dass es in Basel dringend mehr Wohnungen braucht, bestreitet niemand. Umstritten ist, wem sie gehören sollen und wer sie zu welchen Konditionen nutzen darf.
SP-Nationalrätin Jacqueline Badran findet nicht nur Lob für die Wohnpolitik der Basler SP
Die SP Basel-Stadt fordert in ihrem 17-seitigen Wohnpapier stärkere staatliche Kontrolle im Wohnungswesen. Das befürwortet auch die Zürcher SP-Nationalrätin Jacqueline Badran – doch gleichzeitig nimmt sie die Basler SP im Interview für einige ihrer Vorschläge ins Gebet.
Eine Immobilienbesitzerin – die grösste der Schweiz – wird Basel noch beschäftigen: Die SBB geben auch in Basel wichtige Areale für den Wohnungsbau frei. Deshalb haben wir uns mit den SBB als Landbesitzerin beschäftigt. Die Bundesbahnen gehören der Öffentlichkeit, also uns allen. Trotzdem haben sie den offiziellen Auftrag, mit ihren Immobilien Rendite zu erwirtschaften.
Wohin das führen kann, erlebt Zürich mit seiner Europaallee an bester Lage. Dort kostet eine 3,5-Zimmer-Wohnung aktuell 5250 Franken. Wie das in Basel herauskommen soll? Die Stadt wird geschickt verhandeln müssen. Die SBB tun es auch.