Vorsicht, Verhinderer!

Nörgeln auf höchstem Niveau ist typisch für Basel – ob es um rauchende Menschen vor Restaurants und Clubs (Lärm!), Hochhäuser (Schattenwurf!) oder um den Rhein­ufer­weg (Heimatschutz!) geht. Haben wir eigentlich keine anderen Probleme?

Schöne unzufriedene Stadt: Was treibt ihn an, den Geist, der stets verneint? (Bild: GEORGIOS KEFALAS)

Nörgeln auf höchstem Niveau ist typisch für Basel – ob es um rauchende Menschen vor Restaurants und Clubs (Lärm!), Hochhäuser (Schattenwurf!) oder um den Rhein­ufer­weg (Heimatschutz!) geht. Haben wir eigentlich keine anderen Probleme?

Basel ist ein wunderbarer Ort. Die Arbeitslosigkeit ist tief, die Löhne zählen landesweit zu den höchsten. Das Kulturangebot ist vielfältig und anregend. Der öffentliche Verkehr ist vorbildlich erschlossen.

Wer dennoch lieber Auto fahren will, findet trotz Parkplatzregime noch irgendwo ein freies Plätzchen. Staus sind selten (ausser im Sommer, wenn die Zahl der Baustellen wächst). Und als Fussgänger muss man sich kaum einmal an Blechlawinen vorbeiquälen.

In Basel lebt es sich bestens. Das würden wohl die meisten Bewohnerinnen und Bewohner unterschreiben. Liest man aber die Communiqués der Parteien und anderer Interessensvertreter, könnte man glauben, unsere kleine satte Stadt sei dem Untergang geweiht.

Der Schuldige war, wie immer, rasch gefunden: Hans-Peter Wessels!

Neuen Stoff zum Nörgeln bekamen die Bedenkenträger diese Woche bei der Präsentation der Verkehrsstatistik. Auf Basels Strassen nimmt die Zahl der Autos nicht ab, wie es der Gegen­vor­schlag zur Städte-Initiative fordert, sondern sie steigt wieder an.

Der Schuldige war, wie immer, rasch gefunden: Hans-Peter Wessels. Der SP-Bau­direktor missachte den «Volkswillen» und trödle bei der Verkehrsberuhigung, meint der Grüne Michael Wüthrich. Darum müsse der Verhinderer weg. Das findet auch TCS-Chef Christophe Haller. Allerdings aus einem anderen Grund: Wessels gefährde mit seiner autofeindlichen Politik das Wohl der Stadt.

Ja, was denn nun?

Nörgeln auf höchstem Niveau

Zetermordio auf höchstem Niveau. Das ist phänotypisch für Basel – ob es um Rauchende vor Clubs (Ausgehkultur vs. Nachtruhe), Hochhäuser (Fortschritt vs. Schattenwurf) oder um den Rhein­ufer­weg (Lebenslust vs. Heimatschutz) geht, über den wir am 18. Mai abstimmen. Als hätten wir keine anderen Probleme.

Ein Spazierweg unter der Pfalz hindurch, das wäre eine ­tolle Sache, keine Frage. Was aber, wenn uns der «Volkswille» oder andere Verhinderer den Spass verderben sollten: Würde unsere Lebensqualität dadurch wirklich ernsthaft gefährdet?

Lesen Sie mehr über Basels Verhinderer in der Wochenausgabe vom 9. Mai – auf Papier oder in der App der TagesWoche.

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