Ist Liestal zu miefig für Basler Studenten?

Die Uni soll nach Liestal zügeln, findet die Politik und sorgt für einen Aufschrei. Wir haben den Faktencheck vor Ort gemacht: Würden 3000 Studenten in Liestal glücklich werden?

Liestal ist schon heute bereit für den Ansturm der Studenten: Freundlicher Rabatt im Bahnhofsbistro.

(Bild: Jonas Grieder)

Die Uni soll nach Liestal zügeln, findet die Politik und sorgt für einen Aufschrei. Wir haben den Faktencheck vor Ort gemacht: Würden 3000 Studenten in Liestal glücklich werden?

Eines ist sicher: Wenn die Uni tatsächlich zwei Fakultäten nach Liestal zügelt, dann geht die Welt unter. Professoren warnen vor dem sicheren Niedergang, die Studentenvertretung Skuba geht auf die Barrikaden. Und selbst eine nicht unprominente Baselbieter Nationalrätin findet deutliche Worte:

Wir haben mit aktuellen und vielleicht künftigen Studenten und Studentinnen darüber gesprochen, was sie von den Plänen halten. Wollten von Journalist Hans-Martin Jermann, der die Umzugspläne in der «Basellandschaftlichen Zeitung» publik gemacht hat, wissen, was Liestal zu bieten hat. Haben selbstredend Lukas Ott zur Rede gestellt, Liestals enthusiastischen grünen Stadtpräsidenten. Er ist bereits mit einem Investor im Gespräch, der Wohnungen für Studenten erstellen will.

Ott nutzt die Gelegenheit, Skepsis auszuräumen, und nimmt uns mit auf einen Rundgang durchs Stedtli. Er führt uns zu einer erfolgreichen Beiz mit veganem Angebot, zeigt uns ein Café, das seit Neuestem den Wasserturmplatz in Beschlag nehmen darf. Dann zieht er spontan Eric Rütsche heran, den Betreiber des Kulturhotels Guggenheim. Der Laden laufe prächtig, versichert Rütsche. Auch wenn nur zwei Prozent der Tickets von Baslern gekauft würden. «Sie kennen sicher den Spruch», hakt Ott nach: «Von Liestal nach Basel sind es neun Minuten Zugfahrt, von Basel nach Liestal ist es eine Weltreise.»

«Eben hat noch Luca Hänni zugesagt.»
Eric Rütsche, Kulturhotel Guggenheim 

Rütsche hat sich damit abgefunden, er wirbt schon gar nicht mehr in Basler Medien für seine Konzerte. Er ist überzeugt, dass Liestal auf dem richtigen Weg ist und auch sein «Guggenheim». «Eben hat noch Luca Hänni zugesagt», berichtet er Ott zufrieden. Der Stadtpräsident wendet sich uns zu: «Sie sehen, die Idee, aus Liestal einen Standort der Uni zu machen, kommt nicht aus dem Nichts. Wir haben Potenzial, aber wir können Studenten auch schon heute etwas bieten.» 

Potenzial hat Liestal tatsächlich, wie unsere Video-Reportage aufzeigt. Nur nicht unbedingt so, wie sich Ott das denkt. Denn womöglich brauchen Studenten etwas anderes als Luca Hänni und vegane Stullen, um sich wohl zu fühlen.

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