Anwohner ärgern sich über Neubau-Pläne der Regierung

Anwohner und Politiker kritisieren die Weiterführung des Standorts Wiesenkreisel für die K+A. Mit einer Petition möchten sie als Alternative die Badenstrasse hinter dem Stücki-Center vorschlagen. Unter anderem ist ihnen die Nähe zum Erlenmatt-Quartier und zum Musical-Theater ein Dorn im Auge.

Reger Betrieb am Riehenring: Nicht alle Anwohner freuen sich, dass die K+A beim Wiesenkreisel bleibt. Die Suche nach einer Alternative gestaltet sich jedoch schwierig.

(Bild: Michel Schultheiss)

Anwohner und Politiker kritisieren die Weiterführung des Standorts Wiesenkreisel für die K+A. Mit einer Petition möchten sie als Alternative die Badenstrasse hinter dem Stücki-Center vorschlagen. Unter anderem ist ihnen die Nähe zum Erlenmatt-Quartier und zum Musical-Theater ein Dorn im Auge.

Kuno Bachmann ist nicht begeistert, wenn er vor die Tür tritt. «Im Hauseingang stosse ich immer wieder auf gebrauchte Spritzen und Blutflecken.» Seit fast 30 Jahren wohnt er am Riehenring, gleich gegenüber vom Musical-Theater. Zu dieser Lokalität hat Bachmann eine besondere Beziehung: Der Innenarchitekt war auch an der Gestaltung des Eventsaals beteiligt.

Gleich davor, bei der Tramstation der Linie 14 ziehen viele Drogensüchtigen in Richtung Kontakt- und Anlaufstelle (K+A) Wiesenkreisel vorbei. Dieser Durchgangsweg sei für ihn und seine Nachbarn eine Belastung. Öfters sei der Hauseingang als Toilette benutzt worden. Kürzlich wurde daher der Eingangsbereich verglast, die Einfahrt gleich nebenan werde aber immer noch verschmutzt.

Anwohner klagt über Pöbeleien

Obschon Kuno Bachmann beobachtet, dass immer wieder Leute aus der Drogenszene an diesen Unannehmlichkeiten beteiligt sind, möchte er ihnen nicht alles in die Schuhe schieben. Manchmal sorgten auch Musicalbesucher oder Gäste vom Imbissrestaurant nebenan für Lärm und Abfälle.

Mit Drogensüchtigen sei es aber schon zu unschönen Szenen gekommen: Einmal habe er einen Mann, der gerade sein Geschäft vor der Tür verrichten wollte, zurechtgewiesen. «Plötzlich war ich umzingelt von vier Personen, die mich verbal bedrohten», erinnert sich Bachmann.

Entsprechend ist Bachmann nicht erfreut über die neuesten Nachrichten: Wie das Basler Gesundheitsdepartement (GD) kürzlich mitteilte, wird die K+A am Wiesenkreisel durch einen Neubau ersetzt. Voraussichtlich soll mit dem Bau des neuen Containers im Herbst 2017 begonnen werden.

BDP-Politiker will Standort beim Stücki prüfen

Für Kuno Bachmann stellt sich die Frage, ob der Wiesenkreisel dafür der geeignete Standort ist. Mit dem Erlenmatt-Quartier und dem geplanten Stadtterminal, wo sich künftig viele Jugendliche aufhalten sollen, vertrage sich das nicht mehr gut. Als Architekt findet er auch einen Container als Anlaufstelle nicht ideal.

Unterstützung erhält Bachmann nun von Philipp Schopfer, Vizepräsident und Wahlkampfleiter der Basler BDP. Durch einen Kommentar in der TagesWoche ist der Politiker auf den Anwohner aufmerksam geworden. Schopfer schlägt als geeigneteren Standort für die K+A die Badenstrasse hinter dem Stücki-Center vor.

Diese sei mit der Buslinie 36 gut zu erreichen. Vorteile wären in seinen Augen, dass es dort weder Anwohner noch Tagesheime und Kindergärten in der Nähe gibt. Zudem könnte der Hotspot im Gebiet «Lange Erlen» entschärft werden. Daher plant Schopfer nun eine Petition.

Angst vor einer Vereinnahmung durch rechte Politiker

Obschon Kuno Bachmann die Unterstützung aus der Politik annimmt, möchte er vorsichtig bleiben: Er sei nicht per se gegen Anlaufstellen, die es nun seit 25 Jahren in Basel gibt. «Ich verstehe, dass es das braucht.» Auch möchte Bachmann, der sich als linksliberal sieht, vermeiden, dass eventuell Politiker vom rechten Rand auf den Zug aufspringen könnten, um das als Anlass für Polemiken gegen Drogenabhängige zu nehmen.

Er sehe sich daher nicht als «Verhinderer», störe sich jedoch am Selbstlob der Behörden: Einig geht er mit der Aussage des ehemaligen Drogendelegierten Thomas Kessler, dass das Problem heute bloss noch «verwaltet» werde. Dabei solle man aber das Unbehagen der Leute aus seiner Nachbarschaft zur Kenntnis nehmen.

Auf Anfrage nimmt das GD zu diesen Bedenken Stellung, bleibt aber bei allgemeinen Aussagen. Wie Eveline Bohnenblust, Leiterin der Abteilung Sucht, festhält, werde die Umgebung des Wiesenkreisels mit «begleitenden Massnahmen» betreut.

Dabei seien verschiedene Akteure wie K+A, Polizei, eine Sicherheitsfirma, die Abteilung Sucht und das «Sprützewäspi» der Suchthilfe Region Basel – eine mobile Aufräum-Einrichtung, die auch eine kostenlose Spritzen-Hotline betreibt – beteiligt. Gespräche mit den benachbarten Firmen und Liegenschaftsverwaltungen fänden dazu ebenfalls statt. «Private Anwohner können sich zudem jederzeit mit Anliegen und Reklamationen an die Abteilung Sucht des GD und die Polizei wenden», sagt Bohnenblust. 

Behörden betrachten Wiesenkreisel als valablen Standort

Die von Philipp Schopfer vorgeschlagene Alternative scheint aber kein Thema zu sein: «Beim Areal an der Badenstrasse handelt es sich um gewerblich genutzte Privatparzellen», sagt Bohnenblust. Man sehe zurzeit keine andere Option als die Nordtangenten-Einfahrt: «Mit dem Wiesenkreisel kann ein valabler Standort beibehalten werden.»

Schliesslich seien im eng bebauten Basel die Möglichkeiten begrenzt. Bei der Evaluation des Standorts seien verschiedene Kriterien wie Erreichbarkeit mit dem ÖV und genügende Distanz zu Schulen und Wohnquartieren beachtet worden.

Das Thema wird jedenfalls noch zu reden geben: Zum Ersatzneubau soll am 19. Oktober um 19 Uhr im Hotel Ramada Plaza eine Informationsveranstaltung des GD stattfinden, bei der Regierungsrat Lukas Engelberger Rede und Antwort stehen wird. Wie Eveline Bohnenblust festhält, sollen dort die Anliegen der Anwohner direkt aufgenommen werden.

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