Aus dem Dunkeln ins Licht: Tadesse Abraham will den vierten Finger in die Höhe strecken

Tadesse Abraham peilt am Samstag beim 32. Basler Stadtlauf den vierten Sieg in Folge an – und betreibt dabei auch Vergangenheitsbewältigung.

BASLER STADTLAUF 2013 - Abraham Tadesse (ERI) gewinnt bei der Elite Maenner am Basler Stadtlauf vom Samstag 30. November 2013 in Basel. (PHOTOPRESS/Benjamin Zurbriggen) (Bild: BENJAMIN ZURBRIGGEN)

Tadesse Abraham peilt am Samstag beim 32. Basler Stadtlauf den vierten Sieg in Folge an – und betreibt dabei auch Vergangenheitsbewältigung.

Das eine hat er erreicht, das andere, viel bedeutendere aber verfehlt – und darum hat der Basler Stadtlauf für ihn ein anderes Gewicht, in diesem Jahr mehr Bedeutung erhalten. Aus dem Dunkel ins Licht wird Tadesse Abraham nicht nur reell laufen an diesem letzten Novembersamstag, vom Dunkel immer stärker ins Licht soll auch sein Weg als Laufprofi führen. Basel ist dazu eine willkommene Zwischenstation.

Vor einem Jahr formulierte Tadesse Abraham vor seiner Fahrt nach Basel ein kurz- und ein langfristiges Ziel: das Triple am Stadtlauf sowie eine Medaille an den Europameisterschaften im Marathon. Auf den fünfeinhalb Runden vom Münsterplatz durch die Freie Strasse, den Marktplatz und den Rheinsprung wieder hoch zum Münster reüssierte der 32-jährige Genfer mit eritreischen Wurzeln. «Ich konnte eine Geschichte fortschreiben», sagte er hinterher stolz.

Im Kopf nicht frei

Das viel konsequenter angesteuerte Hauptziel aber verpasste er. Nachdem er im Juni den lang ersehnten Schweizer Pass erhalten hat – Abraham lebt seit zehn Jahren in der Schweiz und ist seit vier Jahren mit einer Schweizerin verheiratet – konnte er die 42,195 Kilometer im Schweizer Dress bestreiten, aber längst nicht so, wie er es sich vorgestellt hatte. «Mein Kopf war nicht frei, ich war nicht locker, viel zu nervös», erklärte er mit etwas Distanz sein bis anhin wichtigstes Rennen.

Dem Druck als Favorit, als Nummer 1 der europäischen Bestenliste hielt er nicht stand. Früh musste er die besten Konkurrenten ziehen lassen. Platz 9 entsprach einer herben Enttäuschung. Das erklärt, warum er sich danach keine längere Pause gönnte, sondern gleich weiter lief. «Es geht ums Wiedergutmachen, ums Zurückgewinnen des Vertrauens in mich selber», sagte er.



Auch beim Stadtlauf 2014 in Bern reichte es ganz oben aufs Podest: Tadesse Abraham (Mitte) mit dem Zweiten Patrick Ereng (Kenia) und Simon Tesfay (Eritrea).

Auch beim Stadtlauf 2014 in Bern reichte es ganz oben aufs Podest: Tadesse Abraham (Mitte) mit dem Zweiten Patrick Ereng (Kenia) und Simon Tesfay (Eritrea). (Bild: Keystone/GIAN EHRENZELLER)

Gelungen ist ihm dies überzeugend. Vor allem nach dem Sieg um den Greifensee über die Halbmarathon-Distanz sorgte dies für zwiespältige Gefühle. Er trauerte dem Verpassten nochmals nach: «Hätte sich das Laufen am EM-Marathon nur auch so angefühlt…» Zur Verarbeitung dienten auch die weiteren Rennen: Murten-Fribourg (3.), der Hallwilerseelauf (1.), die Corrida Bulloise (2.). So fällt es ihm leichter, seine Gedanken wieder in die Zukunft zu richten. Abgeschlossen ist der Prozess aber noch immer nicht.

Und die nahe Zukunft hat für Abraham wegen der verpassten Möglichkeiten, nicht zuletzt auch monetärer Art, an Stellenwert gewonnen. Mit starken Ergebnissen verbunden sind ansprechende Preisgelder, nicht zuletzt auch im Post-Cup, wo er dank des Schweizer Passes erstmals startberechtigt ist in diesem Jahr. «Der Gesamtsieg ist ein klar formuliertes Ziel», sagt er. Ein sehr realistisches Ziel, wie sich bereits jetzt sagen lässt: Abraham führt das Zwischenklassement souverän an vor dem Basler Stadtlauf und dem Final am Zürcher Silvesterlauf.

«Das Rennen an sich ist ein Genuss und versüsst wird eine gute Leistung durch die ‹Basler Läckerli›.»

Basel soll seine Position weiter stärken. Den Fokus aber richtet er nicht auf seine neuen Landsmänner: «Bestklassierter Schweizer sein ist schön, für mich aber soll es um den Tagessieg gehen.»

Denn es geht noch um eine andere Geschichte, die im Erfolgsfall fortgeschreiben würde. Mit Ausnahme von Pierre Delèze, der zwischen 1985 und 1989 fünf Mal in Serie oben ausschwang, hat niemand drei Stadtlaufsiege in Serie errungen. Reüssiert Abraham auch am Samstagabend (Start: 21.08 Uhr), kommt er sogar auf vier Triumphe hintereinander.

Abraham freut sich auf Basel, weil das «Rennen an sich ein Genuss ist. Und versüsst wird eine gute Leistung durch die ‹Basler Läckerli›, die mir mittlerweile richtig ans Herz gewachsen sind.»

Noch erfolgreicher: Jane Muia bei den Frauen

Eine Serie fortsetzen möchte in Basel auch Jane Muia. Die Kenianerin hat eine imposante Serie und ist seit 2009 ungeschlagen. Gewinnt sie auch am Samstag (Start: 21.05 Uhr), reiht sie sechs Siege aneinander.

» Die Startzeiten des 32. Basler Stadtlaufs in der Übersicht

» Elf Tipps: So bereiten Sie sich richtig auf den Stadtlauf vor

Die Strecke:

(Bild: Basler Stadtlauf)


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