«Basel hilft mit», dass Flüchtlinge die Herbstmesse erleben können

Rund 80 Kinder und Jugendliche, die aus Syrien, dem Irak und Afghanistan flüchten mussten, durften am Mittwoch die «Mäss» besuchen. Die Aktion wurde vom Verein «Basel hilft mit» organisiert und von zahlreichen Schaustellern unterstützt.

(Bild: Alexander Preobrajenski)

Der Verein «Basel hilft mit» hat am Mittwoch rund 80 Kindern und Jugendlichen aus Flüchtlingsfamilien einen Messebummel ermöglicht. Unterstützt wurde er dabei von zahlreichen Schaustellern. Die junge Hilfsorganisation plant weitere Aktionen.

Mit grossen Augen schaut Youssef zum Kettenkarussell hoch. Auch die grosse Rutsche auf dem Münsterplatz hat den kleinen Jungen gepackt und wollte gleich ausprobiert werden. Die verspielte und heile Welt der Herbstmesse steht wohl völlig im Kontrast zu dem, was der knapp vierjährige Youssef zusammen mit seinen Eltern und Geschwistern vorher durchgemacht hat.

Die kurdische Familie Abbas aus Syrien hat eine gewaltige Odyssee hinter sich. Sie begann in ihrer Heimat, der nordsyrischen Stadt Qamischli. Via Türkei nahm die Familie die Route via Griechenland, Mazedonien und Serbien nach Mitteleuropa. Die fünfköpfige Familie legte dabei auch weite Teile zu Fuss zurück. Nun ist sie noch keinen Monat lang in der Schweiz.




Endstation Schweiz: Die Familie Abbas ist aus Syrien via Griechenland und Mazedonien in die Schweiz geflohen. (Bild: Alexander Preobrajenski)

Schausteller sponserten Jetons

«Es freut mich besonders, dass die Kinder nun wieder lachen können», sagt Youssefs Vater Salman, während er gebannt dem Kopfüber-Fahrgeschäft «Enterprise» auf dem Barfi zuschaut. «Seit etwa zwanzig Tagen konnten die Kinder schliesslich nicht richtig raus und hier in Basel haben wir niemanden.» Zusammen mit seiner Frau und den drei kleinen Kindern gehört er zu denjenigen Flüchtlingen, die heute wohl zum ersten mal die Basler Herbstmesse erleben dürfen.

Ermöglicht hat es die Organisation «Basel hilft mit». Rund 80 Kinder und Jugendliche aus dem Empfangs- und Verfahrenszentrum Basel und der «Wohngruppe für unbegleitete, minderjährige Asylsuchende» (Wuma) können somit einen Moment lang vom Riesenrad aus die Stadt bewundern und einen «Mässmogge» kosten. Die meisten von ihnen stammen aus Syrien, dem Irak und Afghanistan.




Dieses Lächeln von Youssef haben Schausteller und Standbesitzer möglich gemacht. Sie spendeten 450 Jetons und Süssigkeiten. (Bild: Alexander Preobrajenski)

Dabei konnte «Basel hilft mit» auf das Entgegenkommen der Schausteller und Standbetreiber zählen: Über 450 Jetons für die Fahrgeschäfte, aber auch Süssigkeiten wie Zuckerwatte wurden gesponsert. Eine Hilfe sind auch mehrere junge Baslerinnen und Basler mit kurdischen Wurzeln, die als Dolmetscher wertvolle Dienste leisten.

Youssefs Eltern zeigen sich sehr dankbar über die Einladung an die Herbstmesse. Gleichzeitig ist ihnen auch bewusst, dass das Leben in der Schweiz auch nach dem kurzlebigen Zauber der «Mäss» irgendwie weitergehen muss: «Ich hoffe, dass die Schweiz unsere Stimme hört und unsere Kinder zur Schule gehen können», sagt Salman.

Eine Containerfahrt nach Serbien steht bevor

Der Messebesuch ist nicht die erste Aktion von «Basel hilft mit». Die Organisation gibt es erst seit Ende August. Was als Facebook-Gruppe begann, ist zu einem Netzwerk angewachsen. Nun ist die Gruppe als Verein eingetragen und nimmt nun auch Geldspenden entgegen. Anfänglich unterstützte die Gruppe andere Hilfsaktionen, so etwa den Container für Syrien der katholischen Kirchgemeinde in Arlesheim und startete dazu eine Sammelaktion im Kannenfeldpark. Auch die junge Basler Initiative «Be aware and share» wurde zweimal bei ihren Hilfsfahrten nach Kroatien und Slowenien unterstützt.




«Es freut mich besonders, dass die Kinder nun wieder lachen können», sagt Vater Salman. (Bild: Alexander Preobrajenski)

Mittlerweile gibt es eine Kerngruppe von 16 Leuten aus Basel, aber auch aus dem Landkreis Lörrach, wo die Resonanz sehr gross ist. Bald schon möchte «Basel hilft mit» eigene Hilfsaktionen aufziehen. Demnächst wird eine Containerfahrt mit Sachspenden für Flüchtlinge nach Serbien organisiert. Dabei koordiniert das Basler Team die Aktion mit Partnern vor Ort.

Auch wenn die Solidaritätswelle vom Spätsommer zumindest in der öffentlichen Wahrnehmung etwas abgeflaut ist und das Thema Flüchtlinge nicht mehr so stark im Fokus der Medien steht wie noch vor zwei Monaten, tut dies dem Engagement der Organisation keinen Abbruch: «Wir werden noch immer überrollt mit Sachspenden», sagt Dina Lasha, Vorstandsmitglied beim Verein. «Mit der Herbstmesse-Aktion hat sich einmal mehr herauskristallisiert, dass die Solidarität noch immer gross ist.» Gleichzeitig räumt sie ein, dass es nun aber nötig sei, das Anliegen an die Leute heranzubringen, um bewusst zu machen, dass das Problem nach wie vor existiert. 

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