Baselland spart 785’000 Franken in der Kulturförderung

Die Baselbieter Regierung zerschlägt die Errungenschaften ihres ehemaligen Kulturchefs Niggi Ullrich. Die Kulturzeitung «GPS» wird eingestellt, ebenso die Literaturreihe «Wintergäste», diverse Förderangebote für Künstler und Musiker und Kunstankäufe werden gestoppt. Die Sparmassnahmen treffen besonders Kulturschaffende im Bereich der visuellen Kunst.

Streichkonzert im Baselbiet: Die bildende Kunst muss besonders stark bluten.

(Bild: Hans-Jörg Walter)

Die Baselbieter Regierung zerschlägt die Errungenschaften ihres ehemaligen Kulturchefs Niggi Ullrich. Die Kulturzeitung «GPS» wird eingestellt, ebenso die Literaturreihe «Wintergäste», diverse Förderangebote für Künstler und Musiker und Kunstankäufe werden gestoppt. Die Sparmassnahmen treffen besonders Kulturschaffende im Bereich der visuellen Kunst.

Am Sonntag lädt das Neue Theater Dornach zum Tag des offenen Theaterhauses. Die Feststimmung dürfte etwas gedämpft sein, seit die neusten Nachrichten aus Liestal die Runde machen: Die Baselbieter Regierung spart in der Kultur. Und das Neue Theater Dornach, das mit dem neuen Haus auch grössere Ambitionen verfolgen möchte, muss sich die Hoffnung abschminken, mehr Geld zu bekommen.

«Von einer Erhöhung der Subvention an das Neue Theater in Dornach wird vorerst abgesehen», heisst es in der Mitteilung von Neo-Regierungsrätin Monica Gschwind (FDP). Die Sparmassnahmen sind einschneidend: Während den Jahren 2016 bis 2019 reduziert sich das Budget der Kultur- und Kunstförderung stufenweise um 785’000 Franken. Zum Vergleich: Das Kulturbudget im Kanton BL liegt aktuell noch bei 14,3 Millionen Franken. 

Besonders stark treffen die Sparmassnahmen die visuellen Künste: Mit der Reduktion des Kunstkredits wird der Bereich des Ankaufs von Kunst von Baselbieter Künstler/innen durch den Kanton sistiert. Im letzten Jahr noch betrug das Budget für Kunstankäufe im Landkanton 190’000 Franken. Auf die Sistierung folgt auch die Einstellung der Baselbieter Kunstkredit-Ausstellung «Ernte». Ebenfalls ab 2016 werden Förderangebote, die Künstlern sowie Ensembles und Bands Aktivitäten ausserhalb der Region ermöglichen, also Tourneebeiträge und Gastspiele, gestrichen.

Auslandprojekte der Baselbieter werden weniger unterstützt

Auch der Baselbieter Beitrag an das unter Künstlern äusserst begehrte Austauschprogramm «Atelier Mondial» (vormals iaab, von der CMS getragen) wird stark reduziert. Bisher trug das Baselbiet einen jährlichen Beitrag von 160’000 Franken bei, ab 2017 werden es nur noch 40’000 Franken sein. Es ist nicht geplant, dass der Kanton Basel-Landschaft aus dem Programm Atelier Mondial aussteigt.

«Gschwind gedacht – anstatt wirklich zu denken!», kritisiert Enrico Luisoni vom Berufsverband visarte.

Die ersten Reaktionen aus Kunstkreisen sind harsch und deutlich: «Gschwind gedacht – anstatt wirklich zu denken!», kritisiert Enrico Luisoni, Präsident von visarte region basel, dem Berufsverband der visuellen Künstler. Er verweist auf eine Studie im Nachbarkanton Jura, wonach jeder vom Kanton gewährte Kulturfranken an kulturelle Akteure wiederum zwischen drei und fünf Franken generiert habe. Sprich: Kultursubventionen würden wieder in die regionale Wirtschaft zurückfliessen. 

Das Landkino wird kaputtgespart

Weiter gespart wird beim Landkino, dessen Filmklassiker-Programm ab 2017 nicht mehr durchgeführt werde. Landkino-Direktorin Nicole Reinhard teilt mit, dass die Leistungsvereinbarung im kommenden Jahr um 50 Prozent auf 50’000 Franken/Jahr gekürzt wird und per Ende 2016 ganz aufgehoben werden soll.

«Wenn es bei dieser Entscheidung bleibt, muss das Landkino im Laufe des kommenden Jahres geschlossen werden», hält Reinhard fest und lässt ausrichten, dass der Verein Le Bon Film die Sparmassnahme der Bildungs-, Kultur- und Sportdirektion für bildungs- und kulturfeindlich halte. «Die Entscheidung vernichtet mit einem minimalen Spareffekt eine kleine, wertvolle Institution, die die kulturelle Landschaft des Kantons Basel-Landschaft über mehr als zwei Jahrzehnte bereichert hat.» 

Auch Rümlingen muss um seine Zukunft bangen

Um seine Zukunft bangen muss auch das Festival Neue Musik in Rümlingen: Sein Subventionsvertrag wird nicht verlängert, es muss künftig darauf hoffen, vom Swisslos-Fonds berücksichtigt zu werden – sollte es nicht sowieso im Basler Zeiträume-Festival aufgehen.

Auch einige Errungenschaften des langjährigen Kulturchefs Niggi Ullrich werden aufgegeben: Das Kulturmagazin «GPS kultur.bl» sowie die Jahresbeiträge an den Online-Kanal «art.tv».

Noch nicht bekannt gegeben hat die Baselbieter Regierung, ob und wie sie gemeinsam getragene Kulturinstitutionen unterstützen will, sei es das Theater Basel, die Kaserne oder das Sinfonieorchester. Was die geplante Reduktion der Kulturvertragspauschale um 50 Prozent genau bedeutet, darüber werde zu einem späteren Zeitpunkt informiert, heisst es aus Liestal.

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