Beat Leuthardt ist sauer, wieder einmal. Denn die Regierung tut nicht das, was sich Leuthardt vorstellt – zum wiederholten Mal. Seit die Stimmbevölkerung am 10. Juni vier Wohninitiativen annahm, erachtet der Co-Geschäftsleiter des Mieterverbandes einiges, was die Regierung tut, als Missachtung des Volkswillens.
Sein neuester Aufreger: die Änderung des Zonenplans. Die Regierung hat darin definiert, wo Hauseigentümer höher bauen dürfen und wo neuer Wohnraum entstehen soll. 2000 Wohnungen sollen mit dem neuen Zonenplan dazukommen, schrieb die Regierung vor Kurzem.
Nun legt der Mieterverband eine Kollektiv-Einsprache gegen die Zonenplanrevision ein. Laut Leuthardt sei die Änderung nicht mit der angenommenen Initiative zum Schutz bestehenden Wohnraumes vereinbar. Zu viel ist ihm von «Verdichtung» und «Abreissen» die Rede.
Sanft verdichten
«Hans-Peter Wessels hätte den Ratschlag zur Zonenplanrevision nie in den Gesamtregierungsrat bringen dürfen», moniert Leuthardt. Vielmehr müsste sich der Baudirektor nach der letzten Abstimmung fragen: Welches Wachstum wollen wir? Und wie wollen wir das baulich umsetzen?
Die 15 gleich lautenden Einsprachen sind wohl nicht mehr als ein Hilfeschrei, bevor die politische Debatte im Grossen Rat startet. Denn der Mieterverband richtet die Kollektiv-Einsprache ans kantonale Planungsamt – kaum denkbar, dass dieses darauf eingeht und die Revision zurückzieht.
Leuthardt betont, der Mieterverband sei nicht per se gegen Verdichtung. Wichtig sei nur, dass dabei die Bevölkerung mitreden könne und die Verdichtung «sanft» stattfinde. Das sagt Leuthardt auch im Hinblick darauf, dass die Bevölkerung in den nächsten Jahren wohl stark wächst. Das Statistische Amt veröffentlichte am Donnerstagmorgen drei Bevölkerungsszenarien für die nächsten 22 Jahre:
- Im tiefen Szenario sinkt die Bevölkerung leicht, nämlich dann, wenn in den beiden nächsten Jahrzehnten keine Zuwanderer zuziehen und einige Ausländer die Stadt verlassen. Die Basler Bevölkerung beträgt in diesem Szenario im Jahr 2040 9000 Einwohner weniger.
- Das mittlere Szenario geht von einem Bevölkerungswachstum von 20 Prozent aus, also 19’000 Einwohner mehr als heute.
- Das hohe Szenario rechnet mit 50’000 Einwohnern mehr in den nächsten 22 Jahren. Die meisten neuen Einwohner sind dabei zwischen 20 und 64 Jahren alt.
Das Statistische Amt schreibt, das mittlere Szenario sei für den Kanton das Referenzszenario, also jenes, auf das er sich bei zukünftigen Planungen bezieht. In den letzten Jahren trafen jeweils die Zahlen des hohen Szenarios ein, was zum Beispiel die Schulraumplanung an ihre Grenzen brachte.
Was allen Szenarien gemein ist: Der Altersquotient steigt. Das heisst, es leben 2040 verhältnismässig mehr alte und weniger junge Erwachsene in der Stadt als heute.
Das wird auch Folgen für den Wohnungsmarkt haben. Denn bekannt ist, dass ältere Einwohner im Durchschnitt mehr Wohnraum beanspruchen als junge.